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Gegen die Ideologisierung Luthers – Luthers Verhältnis zum Judentum Thema im LWH

Lingen. Um das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum ging es auf dem Akademieabend „Luthers Juden“ am 13. März im Ludwig-Windthorst-Haus (LWH). Referentin der Veranstaltung, die als
„Lehrhausgespräch“ in Kooperation mit dem Forum Juden-Christen im Altkreis Lingen durchgeführt
wurde, war die Hannoveraner Theologieprofessorin Ursula Rudnick.

Rudnick zufolge war Luther ein Judenfeind, der das Judentum an vielen Stellen in seinen Texten
diffamiert habe. Auch an der Schlosskirche zu Wittenberg fänden sich judenfeindliche Hinweise,
beispielsweise als Darstellung einer „Judensau“ in der Fassade. Auch der Nationalsozialismus hätte
sich Luthers bedient, um seine Macht zu festigen. Noch im Jahre 2014 hätte die NPD in Eisenach den
Reformator zu einer Werbefigur gemacht.

Die rund 30 Gäste im LWH stimmten mit der Referentin überein, dass es heute die größte
Herausforderung sei, einen großen theologischen Denker und dessen antijudaistische Haltung
zusammen zu denken. „Wir müssen erwachsen werden und sagen: eine Ideologisierung Luthers ist
nicht mehr möglich“, so Rudnick. Der Antijudaismus sei ein Teil der gesamten Christenheit. Diese
schwierige Erblast dürften Christen nicht einfach ausblenden, sondern müßten sich mit ihr
auseinandersetzen und sich klar gegen den Antijudaismus positionieren. Alle Religionen müssten in
einem lebendigen Dialog und lebendiger Beziehung zueinander stehen.

Im Rahmen des Akademieabends wurde die Ausstellung „Ertragen können wir sie nicht: Martin
Luther und die Juden“ eröffnet, die bis zum 25. März im Hauptgebäude des LWH zu sehen ist. Der
Eintritt ist kostenfrei

Text und Foto: LWH