Papenburg – „Tödliche Unfälle“ in der Stadthalle
Papenburg. Das Entsetzen der Besucher in der Stadthalle war praktisch mit Händen zu greifen, als Polizisten, Feuerwehrleute, Notfallseelsorger und Sanitäter von ihren Erlebnissen berichten. Am Dienstagvormittag waren rund 750 Schüler der Berufsbildenden Schulen Papenburg, des staatlichen Gymnasiums Papenburg und des Hümmling-Gymnasiums aus Sögel beim Projekt „Abgefahren – wie krass ist das denn.“ Erlebt haben die jungen Erwachsenen einen intensiven und tieftraurigen Einblick in die Schicksale ihrer Altersgenossen, die bei schweren Unfällen ihr Leben im Straßenverkehr gelassen haben.
„Unser Ziel ist es, dass Ihr Euer Leben nicht im Straßenverkehr verliert. Darum hört bitte aufmerksam zu“, sagte Polizeioberrat Robert Raaz bei der Begrüßung. Der Leiter des Papenburger Polizeikommissariats bat dann noch alle Anwesenden darum, ihr Handy auszustellen, „aus Respekt vor dem, was hier auf der Bühne vorgetragen wird und aus Respekt vor den Menschen, die ihr Leben verloren haben.“ Dann gibt Raaz noch einen Rat: „Wenn Ihnen das hier zu viel wird, können sie natürlich den Saal jederzeit verlassen. Das ist kein Problem.“
Auf der Bühne selbst waren mehrere Kerzen aufgebaut, die nach den Schilderungen der Rettungskräfte für die Verkehrstoten entzündet wurden. Am Rand der Bühne stand ein Unfallfahrzeug, das eindrucksvoll zeigt, welche Wucht ein Aufprall an einem Baum hat. Auf der Beifahrerseite ist Wagen völlig zertrümmert. Wenigstens schwere Verletzungen müssen die Insassen davon getragen haben. Die Polizisten und Feuerwehrleute die auf der Bühne das Wort ergreifen, schildern, wie sie zu Unfallwracks wie diesem gerufen werden, wie der Feuerwehrmann Andreas Brak aus Rhede. Er schildert beklemmend, wie er in der Nacht zu einem Verkehrsunfall mit zwei Toten gerufen wurde, 17 und 18 Jahre alt. Im Saal der Stadthalle ist es mucksmäuschenstill. Hin und wieder hört man einige der Schüler merklich schluchzen. Für einige sind die Schilderungen von eingeklemmten Autofahrern, abgetrennten Körperteilen und verzweifelten Angehörigen zu viel. Sie verlassen den Saal mit einer Begleitperson und sehen sichtlich mitgenommen aus.
Fast zwei Stunden dauert die Veranstaltung „Abgefahren“, die bereits zum fünften Mal stattfand. „Natürlich ist das Ganze nicht einfach zu verdauen“, sagt dazu auch Polizeioberrat Raaz abseits der Schilderungen in der Stadthalle. „Aber unser Ziel ist es ja gerade, die jungen Leute betroffen zu machen. Wer sich diese Erlebnisse angehört hat, der überlegt hoffentlich zweimal, ob er sich mit Alkohol hinters Steuer setzt oder beim Autofahren das Handy rausholt.“ Denn gerade die jungen Autofahrer seien bei den tödlichen Verkehrsunfällen überdurchschnittlich oft betroffen. „Das Phänomen ist nicht neu. Junge Leute haben weniger Fahrerfahrung, sie testen eher ihre Wagen und auch selber aus. Sie können die Geschwindigkeiten und Gefahren noch nicht so gut einschätzen“, erklärt Raaz. Darum sei es auch besonders wichtig auf die Konsequenzen von schlimmen Unfällen hinzuweisen. „Wenn man in die Gefahr kommt, besonders leichtsinnig zu sein, sollte man sich an diesen Vormittag zurückerinnern. Wenn wir dadurch heute einen tödlichen Unfall verhindern konnten, dann ist unser Ziel bereits erreicht.“
Text & Foto: Stadt Papenburg
Ein Interview mit Polizeioberrat Robert Raaz sehen Sie hier: