Apsilon, Bazzazian – Ein Fuß vor den anderen
Apsilon gibt einen Fick auf Normalität – und veröffentlicht nach seinen gefeierten EPs „Gast“ und „32 Zähne“, sowie Collabos an der Seite von Xaver, Wa22ermann oder Ahzumjot mit „Ein Fuß vor den anderen“ seine erste Single in 2023. Ein atmosphärischer und beeindruckender Song, mit dem der Rapper aus Berlin-Moabit einmal mehr klar macht, warum es seit dem letzten Jahr kein Vorbeikommen an ihm gibt.
„Ein Fuß vor den anderen“ erzählt von Blaulicht, das über Wände flackert und dem Drang sich zu betäuben, anstatt zur Therapie zu gehen, von transgenerationalen Traumata, den Feelings der Väter und was es mit den Kindern und deren Kindern macht, wenn niemand lernt, über sie zu reden. Also rennt Apsilon weiter mit Schwestern und Jungs durch die Gassen von 030. Mit Frust in der Brust und unter sich geblieben. In diesem Land namens Almanya, das einen nie geliebt hat. Müde vom wach sein, vom stark sein sowieso. Aber irgendwie muss man ja weitermachen und einen Fuß vor den anderen setzen. Immer und immer wieder. Solange, bis man irgendwann sechs davon unter der Erde liegt.
Produziert wurde „Ein Fuß vor den anderen“ von keinem geringeren als Bazzazian. Der Kölner gehört seit gut zwei Dekaden zu den progressivsten Produzenten des Landes, arbeitete bereits mit Künstler:innen wie RIN, Miss Platnum, Haiyti oder Casper und hat mit Haftbefehl und seiner Mitarbeit an Alben wie „Russisch Roulette“ eine der größten und wichtigsten musikalischen Partnerschaften des deutschen Rap begründet. Für seinen Soundtrack zur Netflix-Serie „Skylines“ wurde der Produzent 2019 außerdem mit dem Grimme Preis ausgezeichnet.
„Ein Fuß vor den anderen“ ist ein weiterer beeindruckender Meilenstein in der noch jungen Karriere von FOUR-Music-Signing Apsilon. Als Sohn türkischer Eltern und Gastarbeitenden in Berlin-Moabit aufgewachsen, gibt es i Deutschrap mit antikapitalistischer Analyse ohne erhobenen moralischen Zeigefinger. Provokante Gesellschaftskritik ohne Kompromisse gegen weißdeutsche Bequemlichkeit und Resignation. Die Delivery ist die pure Wut, der Sound ist trappig und modern. New Wave. Apsilon kommt leger um die Ecke und legt Basketballreferenzen neben Rassismuskritik, reiht geschickt deutsche Redewendungen aneinander, während er sie bricht und so mit der deutschen Sprache dribbelt.
Text und Foto: Sony Music