Auftakt der Pflegetische in Schüttorf
Schüttorf. Der Samtgemeindebürgermeister Manfred Windhaus lud kürzlich zur ersten offiziellen Gesprächsrunde rund um das Thema Pflege und Versorgung ein. Die Teilnehmenden bestehend aus Vertreterinnen und Vertreter der Samtgemeinde, ambulanter Pflegedienste, Sozialverbänden, Kirchengemeinden, dem Seniorenbeirat und Beirat für Menschen mit Behinderung, sowie dem ReKo-Projekt kamen im Rathaus am sogenannten Pflegetisch zusammen. „Früher oder später kommt jeder Mensch mit dem Thema Pflege in Berührung. Daher ist es von großer Bedeutung sich gegenseitig kennenzulernen, zu informieren und untereinander auszutauschen“ leitete Windhaus die Veranstaltung ein.
Um zunächst alle Beteiligten des Pflegetisches auf einen gemeinsamen Stand zu bringen, begann die Veranstaltung mit einem kurzen Überblick zu den Regionalen Netzwerken, die im Landkreis Grafschaft Bentheim als Pflegetische seit 2018 mittlerweile in vier Kommunen entstanden sind. Das Konzept dafür wurde unter Anderem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels entwickelt, der auch in der Grafschaft Bentheim spürbar ist. Die Zahl der Hilfe- und Pflegebedürftigen steigt weiter an. 2019 wurden bereits 8.142 Pflegebedürftige im Landkreis gezählt, davon werden gut 2/3 in den eigenen vier Wänden versorgt. „Der Pflegetisch bringt diejenigen zusammen, die vor Ort in der Kommune Einblick in die Versorgungslage von Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen haben, die oftmals sehr belastet sind“, erklärt Christine Deters von der Steuerungsgruppe ein Ziel der Pflegetische.
In reger Beteiligung wurde die Versorgungslandschaft in der Samtgemeinde Schüttorf vor dem Hintergrund der Leitfragen „Was gibt es?“ und „Was brauchen wir?“ interaktiv zusammengetragen. Ziel war zu erfahren, welche Angebote es in der Region für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf gibt und wo Versorgungslücken zu identifizieren sind. Von Bedeutung für die Einschätzung der Versorgungssituation vor Ort sind die Erfahrungen der Beteiligten: Wie ist die Zusammenarbeit zwischen den Anbietern? Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Was wird für die Zukunft erwartet? Durch die verschiedenen Perspektiven der Teilnehmenden aus den unterschiedlichen professionellen Bereichen sowie dem Ehrenamt konnten die Beteiligten viel voneinander lernen, was es für Möglichkeiten vor Ort gibt und wie bunt sich die Versorgungslandschaft darstellt. Als Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen bzw. Sorgen wurde der Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes Grafschaft Bentheim und die ambulant psychiatrische Pflege „Menschen Domizil“, sowie das Beratungsangebot „Hilfe bei Sorgen“ mit Sitz in Schüttorf aufgeführt. Ebenso wurden die Angebote Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), die Mobile Demenzberatung und das Regionale Pflegekompetenzzentrum (ReKo), sowie die Ehrenamtsinitiative „Lutherengel“ von den Teilnehmenden genannt und das Wissen darüber zusammengetragen.
Dennoch wurde mit Blick auf die Anbieterkarten ebenso deutlich, wo der Schuh drückt: Insbesondere die ambulanten Dienste sowohl im Bereich der Pflege als auch in der Hauswirtschaft haben unter dem Fachkräftemangel zu leiden. Aber nicht allein die professionellen Anbieter, sondern auch Ehrenamtsinitiativen haben zu wenig Freiwillige, um der Nachfrage nach Alltagsunterstützung oder Fahrdiensten gerecht zu werden, bekräftigt Silke Knieling von den Lutherengeln. Von einigen Teilnehmenden wurde zudem bemängelt, dass es noch zu wenig Aufklärung und Informationen für von Hilfe und Pflege betroffene Menschen gebe. Mit Sorge betrachtet wurde auch das notwendige Vorgehen bei der Anbietersuche im stationären und ambulanten Bereich. Schließlich haben Hilfebedürftige und ihre Angehörigen in einer akuten Situation kaum die Ressourcen sich die passgenaue Versorgung zu organisieren. Um diesen Zustand entgegenzuwirken, bietet das Projekt ReKo (Regionales Pflegekompetenzzentrum) mit der Case Managerin Nicole Bußmann vor Ort im Familien Service Büro Schüttorf eine Anlaufstelle. Aus diesen Gründen erscheint es besonders wichtig, die gewonnen Einblicke und Erkenntnisse über die Teilnehmenden an Betroffene weiterzugeben und in kommenden Pflegetischen thematisch in einem größeren Kreis auch in diese Richtung weiterzuarbeiten.
Text und Foto: Stadt Schüttorf