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Ausgrabung in Hoogstede-Scheerhorn bringt archäologische Funde hervor

„Im Verlauf der Grabungen hat sich herausgestellt, dass der Fundplatz noch ergiebiger ist, als ursprünglich angenommen“, so die Zwischenbilanz von Archäologe und Ausgrabungsleiter Dr. Georg Precht bei der gestrigen Begehung einer Ausgrabungstelle in Hoogstede.

Auf dem Areal am Mühlenweg im Hoogsteder Ortsteil Scheerhorn plant die Gemeinde Hoogstede die Anlage eines Neubaugebiets. Schon bei früheren Baumaßnahmen in direkter Nähe waren Siedlungsspuren entdeckt worden. Diese riefen auch im aktuellen Fall eine Untersuchung auf den Plan. So setzte das zuständige Niedersächsische Landesdenkmalamt (NLD) Oldenburg im Januar 2021 eine Voruntersuchung der Fläche an. Bei der sogenannten Prospektion wurden 10 Prozent der vorgesehenen Baufläche in zwei Meter breiten Streifen bis auf den anstehenden Boden geöffnet. Und das mit positivem Befund! Gefunden wurden Siedlungsreste in Form von Pfostenlöchern, Siedlungsgruben und Keramikscherben. Seit Ende Mai 2021 führt das archäologische Fachbüro denkmal3D aus Vechta die archäologische Ausgrabung durch.

Ergebnisse des Zwischenberichts

Bisher konnte die Ausgrabung einen vermutlich neolithischen Kreisgraben (ca. 2000 v. Chr.), Grundrisse von bis zu 20 Meter langen Langhäusern, Brunnen und Grubenhäuser zutage fördern. Bei den sogenannten Grubenhäusern handelt es sich um ca. zwölf Quadratmeter große Bauten, die zumeist als Werkstätten genutzt wurden. Neben Keramikfragmenten zählen auch Messerfragmente zu den Befunden – ebenso sogenannte Spinnwirtel, kleine Schwunggewichte oder -scheiben, die den Faden beim Spinnen in eine gleichmäßige Rotation versetzen.

Ursprung der Funde

Der Archäologe und Ausgrabungsleiter Precht schätzt, dass die Funde auf Besiedelungen in zwei Hauptphasen zurückgehen. Die früheste datiert in die vorrömische Eisenzeit bis frühe römische Kaiserzeit (ca. 400 v. Chr. bis Christi Geburt). Die zweite Phase weist auf das frühe Mittelalter zurück, noch bevor unter Karl dem Großen die Christianisierung in der Region einsetzte (ca. 7./8. Jh. n. Chr.). „Die leicht erhöhte und somit trockene Lage auf einer natürlichen Geländeerhebung und die Anbindung an einen Verkehrsweg in Form eines Altarms der Vechte, dürften die Gründe gewesen sein, die gerade diesen Platz in vorgeschichtlicher Zeit zu einem beliebten Siedlungsort machten“, so Precht. Vor dem Hintergrund des zukünftigen Neubaugebiets fügt er hinzu: „Die Attraktivität der Lage hat offensichtlich nicht nachgelassen.“

Text und Fotos: Landkreis Grafschaft Bentheim