Besonderes Ehrenamt: Landkreis Grafschaft Bentheim sucht ehrenamtliche Vormünder für Kinder und Jugendliche
247 Kinder und Jugendliche sind in der Grafschaft Bentheim derzeit auf die Unterstützung durch Vormünder angewiesen. Diese vertreten die jungen Menschen in allen rechtlichen Angelegenheiten (z.B. bei der Antragsstellung bei Behörden, bei der Vermögensverwaltung, bei Einwilligungen in Operationen) und sie begleiten sie auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Die Kinder und Jugendlichen stehen aus verschiedenen Gründen unter Vormundschaft, etwa weil sich die Eltern nicht angemessen um ihr Kind kümmern können oder bereits verstorben sind. Der Großteil der Vormundschaften wird von Mitarbeitenden des Grafschafter Jugendamtes hauptamtlich übernommen. Der Knackpunkt: Es fehlt ihnen oftmals an ausreichend Zeit, um ein enges Verhältnis zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen und ihnen jederzeit verlässlich zur Seite zu stehen. Denn in der Regel sind die Mitarbeitenden des Jugendamtes jeweils für bis zu 45 Mündel gleichzeitig zuständig. Mit der Suche nach Freiwilligen, die eine ehrenamtliche Vormundschaft übernehmen möchten, geht der Landkreis Grafschaft Bentheim nun neue Wege und baut sein Engagement für Kinder und Jugendliche aus. „Das Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechtes, das vor gut zwei Jahren in Kraft getreten ist, sieht eine Förderung und Stärkung der ehrenamtlichen Vormundschaft ausdrücklich vor. Um dem gerecht zu werden, haben wir die neue Koordinierungsstelle Vormundschaften eingerichtet, die künftig unsere zentrale Anlaufstelle für ehrenamtliche Vormünder ist“, berichtet Kreisrätin Gunda Gülker-Alsmeier. Mit diesem neuen Angebot im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe nimmt der Landkreis Grafschaft Bentheim eine Vorreiterrolle in der Region ein.
Wie sehen die Aufgaben bei einer ehrenamtlichen Vormundschaft aus?
Das Konzept der ehrenamtlichen Vormundschaft an sich ist nicht neu. In der Vergangenheit haben meist Pflegefamilien die ehrenamtliche Vormundschaft für ihre Pflegekinder übernommen. „Diese Art der Vormundschaft wollen wir jetzt aber auf alle Interessierten ausweiten, um beispielsweise auch Kindern und Jugendlichen, die in Heimen leben, eine verlässliche Bezugsperson zur Seite stellen zu können. Ehrenamtliche Vormünder sind meist nur für ein Kind bzw. Jugendlichen zuständig und haben so mehr Zeit, einen engen Draht zu ihren Mündeln aufzubauen, ihnen Orientierung zu bieten und sie bei wichtigen Entscheidungen zu unterstützen“, erklärt Fabienne Börjes, die die Koordinierungsstelle Vormundschaften betreut. Sie macht deutlich: „Es geht hier nicht nur um die rechtliche Betreuung, sondern vor allem um eine intensive Begleitung der Kinder und Jugendlichen, um eine Konstante im Leben dieser jungen Menschen. Die ehrenamtlichen Vormünder sollen die Kinder und Jugendlichen teilhaben lassen und gemeinsam mit ihnen deren Zukunft gestalten.“
Börjes geht von einem Zeitaufwand für die Ehrenamtlichen von etwa sechs bis acht Stunden pro Monat aus. Zu den Aufgaben der ehrenamtlichen Vormünder gehören dabei:
Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung und regelmäßiger Kontakt rechtliche Vertretung in allen Lebensbereichen (Gesundheit, Bildung, Aufenthalt etc.) regelmäßiger Kontakt mit Behörden, der Schule und Bezugsbetreuern oder Pflegeeltern Partizipation des jungen Menschen fördern und unterstützen
„Bei der Vormundschaft können bestimmte Aufgabenbereiche aber auch ausgenommen werden, z.B. wenn es sich um die Klärung von Angelegenheiten im Rahmen einer Erbschaft handelt. Zudem steht Fabienne Börjes den ehrenamtlichen Vormündern während ihrer Amtsführung unterstützend und beratend zur Seite. Bei den ehrenamtlichen Vormundschaften steht für uns im Vordergrund, dass die Kinder wirklich eine enge Bezugsperson finden“, stellt Monika Röcker, Leiterin der Abteilung Verwaltung der Jugendhilfe, klar.
Wer kann eine ehrenamtliche Vormundschaft übernehmen?
„Wir suchen Personen, die Freude daran haben, junge Menschen zu begleiten und auch langfristig Verantwortung zu übernehmen. Die Arbeit ist durchaus herausfordernd, aber auch sehr spannend und man hat viel mit anderen Menschen zu tun“, weiß Börjes. Für die Übernahme der ehrenamtlichen Vormundschaft sucht der Landkreis Erwachsene,
die zuverlässig, flexibel und mobil sind, die sich mit der Geschichte, der Herkunftsfamilie und den Themen eines Kindes oder Jugendlichen wertschätzend und akzeptierend auseinandersetzen können, die beharrlich und geduldig sind, die offen gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen sind, die bereit sind zur Zusammenarbeit mit dem Familiengericht, dem Jugendamt und anderen Behörden und Institutionen, und die selbst mit beiden Beinen im Leben stehen und eine stabile Lebenssituation haben.
Für die Übernahme einer ehrenamtlichen Vormundschaft muss ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt werden.
Welche Unterstützung bietet die Koordinierungsstelle Vormundschaften?
Der Landkreis unterstützt die Ehrenamtlichen über die Koordinierungsstelle und bereitet sie auf das Ehrenamt durch persönliche Gespräche und Schulungen vor. „Ich stehe ihnen während der Amtsführung immer gerne beratend zur Seite. Es wird bei uns keiner alleine gelassen“, so Börjes. Zwei erste Informationsabende stehen am 12. und 18. März 2025 jeweils um 18 Uhr in den Räumlichkeiten der Koordinierungsstelle in der Kokenmühlenstraße 15 in Nordhorn an. Um vorherige Anmeldung unter vormundschaften@grafschaft.de wird gebeten. „Das ist eine schöne neue Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren und zugleich jungen Menschen eine wichtige Stütze zu sein“, wirbt Kreisrätin Gülker-Alsmeier für das neue Angebot und hofft, dass sich viele Interessierte beim Landkreis melden.

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim