Bessere Bedingungen für Wassertiere und Pflanzen geschaffen – Ökologische Umgestaltung der Nordradde – Neuer Gewässerlauf in Sögel angelegt
Sögel. Ein erster Gewässerabschnitt der Nordradde wurde vor kurzem im Bereich der Gemeinde Sögel renaturiert. Der Kaskadenabsturz in der Nähe von Schloss Clemenswerth wurde umgebaut und ein neues Nebengerinne naturnah hergestellt. „Damit soll nicht nur eine bessere Durchgängigkeit für Fische und andere Wassertiere erreicht werden, sondern der Nordradde auch die Chance gegeben werden, sich ökologisch zu entfalten“, sagt Landrat Marc-André Burgdorf bei der Vorstellung des Projekts am vergangenen Mittwoch (11. Mai).
Bei dem Gemeinschaftsprojekt von Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) – Betriebsstelle Meppen, Landkreis Emsland, Gemeinde Sögel (Bereitstellung der Flächen) und Unterhaltungsverband 100 „Nordradde“ entstand eine neue Trasse für die Nordradde mit einer Länge von rund 585 m und es wurde das massive Absturzbauwerk im alten Gewässerverlauf vollständig abgebrochen. Dort wurde eine neue Sohlgleite mit einer Länge von rund 50 m errichtet. Funktion einer Sohlgleite, die unter dem Wasserspiegel quer zum Gewässerverlauf liegt, ist es, die Tiefenerosion zu begrenzen. Sie besteht im konkreten Fall aus mehreren Holzpfählen, die nebeneinander in den Boden gerammt wurden. Dazwischen liegen mit Kies verfüllte Ruhebecken, in denen geringe Fließgeschwindigkeiten bestehen. Zusätzlich ist die Sohlgleite mit einer Niedrigwasserrinne ausgestattet, die die Durchwanderbarkeit der Nordradde auch bei geringen Wasserständen gewährleistet.
„Die ökologische Aufwertung dient auch dazu, die gesetzlich vorgeschriebenen Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Weitere Maßnahmen an der Nordradde werden derzeit durch den Landkreis Emsland im Bereich Schaapmoor geplant“, sagt Burgdorf.
„Die Maßnahme ist Teil des Gewässerentwicklungsplans für die Nordradde, welchen wir im Auftrag des Landkreises Emsland erstellt haben“, erläutert Jürgen Becker vom NLWKN, Betriebsstelle Meppen. „Die hieraus abgeleiteten Maßnahmen bringen einen sinnvollen Mehrwert für die ökologische Aufwertung der Nordradde.“
„Die ökologische Umgestaltung der Nordradde ist erneut ein gutes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Emsland und dem Unterhaltungsverband und ein Beispielprojekt für weitere Maßnahmen zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie“, sagt Heiner Niehaus, Geschäftsführer des Kreisverbandes der Wasser- und Bodenverbände Aschendorf-Hümmling.
Der aktuelle Lauf der Nordradde wird durch einen Damm vom neuen Verlauf getrennt und bleibt als Hochwasserentlastung bestehen. Mit einer Überlaufschwelle entsteht ein Altarmcharakter, der wiederum Lebensraum für vielzählige Lebensformen bietet.
Der jetzt neu geschaffene Gewässerlauf schlängelt sich naturnah über die anliegende Fläche. Das Gewässer wurde mit einer großzügigen Breite von bis zu 35 m angelegt. Die Böschungsbereiche wurden mit feinen Ufermodellierungen, abgeflachten Teilbereichen und seicht modellierten Übergängen hergestellt. Sobald es zu höheren Wasserständen kommt, kann hier das Wasser ausufern und überschwemmt das umliegende Gelände. Das dient auch der Bildung von Auen. „Die Nordradde soll sich hier ihr eigenes Bett suchen, sich einrichten. Das ist gewollt und gewünscht“, sagt Kirstin Meyer, Fachbereichsleiterin Umwelt beim Landkreis Emsland.
Für die ökologische Aufwertung der Maßnahme wurden Totholzelemente gezielt in den neuen Lauf eingebaut. Sie dienen als Lebensraum, Unterstand und Versteck für Fische und erzeugen zudem unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten, die wertvolle Strukturen wie Kolkbildungen (wassergefüllte Vertiefungen) oder Uferabbrüche entstehen lassen. Diese Bereiche gelten als bevorzugte Lebensräume der Wasserfauna.
Für den Bau des Nebengerinnes mussten rund 32.600 m³ Boden ausgekoffert und verwertet werden. Für etwa 27.000 m³ konnte eine Übernahme durch ein Torf- u. Erdenwerk vereinbart werden. Der humusfreie Sand (ca. 3.320 m³) konnte durch das bauausführende Unternehmen als Füllsand extern verwertet werden. Humoser Oberboden wurde vor Ort zur Profilierung und Modellierung wieder eingebaut.
Die Planungs- u. Herstellungskosten belaufen sich auf rund 523.000 Euro. Die Maßnahme wird mit etwa 475.000 Euro durch das Land Niedersachsen gefördert.
Text: Landkreis Emsland