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Besucherzahlen bleiben auf hohem Niveau – Bilanz und Ausblick der Gedenkstätte Esterwegen


Meppen. Die Gesamtbesucherzahlen bei der Gedenkstätte Esterwegen belaufen sich in 2018 auf rund 24.400 Besucher (2017: rund 25.400). „Damit bleiben die Besucherzahlen auf hohem Niveau stabil“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen, Landrat Reinhard Winter.

Davon waren 8094 Schüler und Jugendliche, die in 387 Führungen über das Gelände und durch die Ausstellung geführt wurden. „Vorrangigstes Ziel ist es, insbesondere junge Menschen für einen Besuch in der Gedenkstätte zu gewinnen, um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu fördern. Dies ist uns auch im vergangenen Jahr erfolgreich gelungen“, so Winter weiter. Insgesamt 351 Schulklassen von 108 Schulen aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden haben die Gedenkstätte besucht.

Veranstaltungen und Sonderausstellungen ergänzen das Angebot der Gedenkstätte. So wird aus Anlass des Internationalen Tags des Gedenkens an die Opfer des Holocaust in Kooperation mit dem Projekt Zeitlupe e.V. – einer studentischen Initiative des Fachbereichs Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – am Sonntag, 27. Januar, um 11 und 15 Uhr der Dokumentarfilm „Erna de Vries – Ich wollte noch einmal die Sonne sehen“ gezeigt. An der Aufführung um 15 Uhr wird Erna de Vries teilnehmen.

Nobelpreisträger und Häftling des KZ Esterwegen: Carl von Ossietzky, geboren am 3. Oktober 1889, gestorben am 4. Mai 1938. (Foto: Gedenkstätte Esterwegen)
Nobelpreisträger und Häftling des KZ Esterwegen: Carl von Ossietzky, geboren am 3. Oktober 1889, gestorben am 4. Mai 1938. (Foto: Gedenkstätte Esterwegen)

Noch bis Ende März 2019 wird in der Gedenkstätte die eigene Sonderausstellung „Mit den Augen der Täter – Ein Fotoalbum über das Konzentrationslager Esterwegen 1935“ zu sehen sein. In ihr werden Fotografien gezeigt, die im Oktober 1935 durch das „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ unter Joseph Goebbels in Auftrag gegeben wurden. Das Album wurde für Propagandazwecke eingesetzt. Einige Aufnahmen fanden in der Nachkriegszeit Eingang in Bücher und Filme, so auch das Bild von Carl von Ossietzky mit der Häftlingsnummer „562“. Die Sonderausstellung bildet nun erstmalig das erhaltene Album als historisches Zeitzeugnis ab und bricht zugleich die geplante Wirkung der Bilder. Aussagen ehemaliger Häftlinge, recherchierte Häftlingsbiographien und Begleittexte erklären, was nicht auf den Fotos zu sehen ist: die Gewalt der SS-Wachmannschaften, die Quälereien bei der Zwangsarbeit und der Tod im Lager. Die Sonderausstellung kann fortan auch von anderen Gedenkstätten und Institutionen ausgeliehen werden.

Anlässlich des 81. Todestages von Carl von Ossietzky – einer der bekanntesten Häftlinge des KZ Esterwegen und Friedensnobelpreisträger – findet am Sonntag, 28. April, um 15 Uhr die Eröffnung der Ausstellung „‘Ich füge mich nicht, ich demonstriere […]‘ – Leben und Wirken von Carl von Ossietzky“ statt. Aufgezeigt werden die verschiedenen Bilder von und Interpretationen über Carl von Ossietzky, die nicht zuletzt eine wichtige Rolle im langwierigen Namensgebungsstreit der Universität in Oldenburg gespielt haben. Die Ausstellung, die voraussichtlich bis Ende August gezeigt wird, präsentiert zahlreiche Originaldokumente aus seinem Nachlass.

Wegen des guten Verkaufserfolges wurde der im Herbst 2017 erschienene Ausstellungsbegleitband „Hölle im Moor. Die Emslandlager 1933-1945“ noch im gleichen Jahr in zweiter Auflage auf den Markt gebracht. „Dabei ist besonders erfreulich, dass das Buch trotz der Regionalität des Themas auch überregional positiv aufgenommen worden ist. In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls bemerkenswert, dass die Bundeszentrale für politische Bildung ein Kontingent des Buches erworben hat, um es kleineren Bildungsträgern oder Initiativen zugänglich zu machen“, sagt Winter. Für 2019 ist mit der Herausgabe einer dritten Auflage zu rechnen.

Darüber hinaus arbeitet die Gedenkstätte daran, die Dauerausstellung mit Hilfe von so genannten „Mediaguides“ – Taschencomputer, die Audio-, Video-, Text- und Bildinhalte vermitteln –  mehrsprachig anzubieten. „Dies ist wichtig, weil uns viele internationale Gäste der Gedenkstätte, gerade auch aus den Herkunftsländern ehemaliger KZ-Häftlinge, Straf- oder Kriegsgefangener, besuchen, die mit der derzeit verfügbaren englischsprachigen Übersetzung der Texte die Dauerausstellungen nicht ausreichend intensiv verstehen können“, betont Winter. Insbesondere anhand beispielhaft ausgewählter Häftlingsbiographien sollen historische Fakten menschlich erlebbarer werden.

Auch der Bereich der Dauerausstellung, der sich mit den Tätern in den Emslandlagern befasst, soll in diesem Jahr ergänzt werden. Es geht hierbei vor allem um das Privat- und Dienstleben der Verantwortlichen und Wachmannschaften, das mit Dokumenten, Fotos und Zitaten dargestellt werden soll.B

Text: Landkreis Emsland

Foto: Gedenkstätte Esterwegen