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Der Tierpark Nordhorn wildert mehr als 1.000 Tiere aus – Klein – aber oho!

Sie sind klein, sie sind schwarz und sie haben 6 Beine – bei der Anzahl ausgewilderter Tiere
handelt es sich natürlich nicht um große Säugetiere, sondern um kleine Feldgrillen – für Dr.
Dirk Wewers, Kurator Tierpark Nordhorn, wohl die hübscheste Heuschrecke Deutschlands.
Leider ist die Art hier im Nordwesten vom Aussterben bedroht.
„Südlich des Mains kennt vermutlich jeder das Zirpen – den prägnanten Gesang der
Männchen. Hier oben ist er so gut wie verschwunden“, so Wewers. „Die flugunfähigen Tiere
können Gebiete, aus denen sie einmal verschwunden sind, in der Regel nicht selbst wieder
erreichen. Das Naturschutzgebiet in Tillenberge scheint ein geeigneter Lebensraum zu sein,
aber auch dort war diese Art nicht mehr vorhanden, bis wir dort im vergangenen Jahr
erstmals wieder Feldgrillen angesiedelt haben.“
Bereits seit 2022 engagiert sich der Nordhorner Zoo für die Wiederansiedlung der Feldgrille.
So konnten im benachbarten Münsterland in einem Wiederansiedlungsprojekt im Jahr 2023
Feldgrillen aus dem Nordhorner Tierpark ausgewildert werden. 2024 durfte dann, nach
genauer Prüfung durch die Untere Naturschutzbehörde Grafschaft Bentheim, dieses Projekt
auch auf niedersächsischer Seite im Naturschutzgebiet Tillenberge bei Nordhorn
durchgeführt werden.
Die ersten Zuchtversuche verliefen insbesondere aufgrund des großen Engagements der
Tierpark-Mitarbeiterin Anne Linow sehr erfolgreich. So konnten im letzten Jahr schon etwa
1.100 Larven in Tillenberge angesiedelt werden. Der Zuchterfolg ist mit mehr als 1.000
weiteren Larven in diesem Jahr etwa gleich groß. Diese Tiere bilden nun den Grundstock für
eine sich zukünftig selbst reproduzierende Population der Feldgrille im Naturschutzgebiet
Tillenberge.
Der Tierpark Nordhorn engagiert sich als regionales Arten- und Naturschutzzentrum stark im
regionalen Artenschutz. Mit seinen Mitarbeitern und Tieren betreut er rund 170 Hektar
schützenswerte Lebensräume wie Hochmoor, Hutewald und Wacholderheiden. „Artenschutz
ist für uns als Zoo eine der Kernaufgaben,“ so Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Ob weltweit oder
vor der eigenen Haustür setzen wir uns für den Erhalt der Tiere und ihrer Lebensräume ein!“
Die Wacholderheide wird nur dank des Engagements der verschiedenen Partner als
Lebensraum erhalten bleiben, denn sie ist nicht nur ein wertvoller Naturraum, sie ist auch
Kulturraum und wurde über Jahrhunderte unter anderem durch Schafbeweidung von Mensch
und Vieh geschaffen.
Die Feldgrille soll nun in der Wacholderheide eine wertvolle Bereicherung für den
Lebensraum darstellen, denn sie dient natürlich auch vielen anderen seltenen Arten wie
Eidechsen und Vögeln als Nahrung.
Um die Nachhaltigkeit dieses Ansiedlungsprojektes zu erreichen, werden auch in den
kommenden Jahren weiterhin Feldrillen im Tierpark Nordhorn gezüchtet und in Tillenberge
ausgebracht. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die UNB-Grafschaft Bentheim und die Ökologische Station Grafschaft Bentheim / Emsland (ÖGE), die die Entwicklung und
Ausbreitung der Grillen im neuen Lebensraum Tillenberge genau beobachten werden.
In diesem Jahr wurde die Auswilderung der Grillen vom NDR begleitet. Der 3-minütige
Bericht, der in Hallo Niedersachsen ausgestrahlt wurde, ist in der Mediathek der ARD unter
dem Stichwort „Feldgrille“ zu finden.
Die Feldgrille
Die Feldgrille (Gryllus campestris) ist eine Heuschrecke aus der Familie der echten Grillen
(Gryllidae). Mit etwa zwei Zentimeter Körperlänge und einer rundlichen Körperform erreicht
sie eine beachtliche Größe. Die Tiere leben in selbstgegrabenen Röhren und sind
flugunfähig. Die Feldgrille ist in Süddeutschland noch relativ häufig. Im Norden ist sie
seltener und durch die Intensivierung der Landwirtschaft und die Verinselung der
Vorkommen überwiegend auf die verbliebenen großen Heidegebiete wie die Lüneburger
Heide, die Senne oder wenige kleinere Heidegebiete nordwestlich bis ins Emsland
beschränkt. Ihr sandgeprägter Lebensraum in Nordwestdeutschland ist historisch eng mit der
Wanderschäferei verbunden und ist durch Zerschneidung stark fragmentiert. Die Tiere
können Gebiete, aus denen sie einmal verschwunden sind, in der Regel nicht selbst wieder
erreichen.

Text: Tierpark Nordhorn

Foto: Tierparkarchiv