Deutscher RockPop jenseits von Kitsch im Doppelpack – Drittes Konzert des Musiksommers bringt gleich zwei Bands auf die Bühne im Stadtpark
Nordhorn. Deutsch-RockPop gleich im Doppelpack gibt es am Sonnabend, den 21. Juli ab 19.30 Uhr beim dritten Konzert des diesjährigen Nordhorner Musiksommers: Mit den Bands „Barrenstein“ und „Odeville“ halten harte Beats und authentische deutsche Texte Einzug in die Konzertmuschel inmitten des lauschigen Stadtparks. Das Angebot des Kulturreferats der Stadt Nordhorn ist wie immer kostenlos.
Barrenstein
Den Auftakt des Doppelkonzerts bestreitet um 19.30 Uhr „Barrenstein“: Drei Kölner Jungs, Gitarre, Bass, Schlagzeug, die kleinste denkbare Rockband-Unit, das „Nirvana“-Prinzip eben. Damit das funktioniert, muss sich die Band nicht nur live blind verstehen – und für ihre Songs brennen.
Genau das tun „Barrenstein“ – sie drücken den roten Knopf, mehr musikalische Explosion auf der Bühne geht kaum noch. Die Jungs zeigen, dass eine Rockband mit schlauen deutschen Texten tatsächlich so „Wow!“ klingen kann, wie man es lange nicht mehr bei einer Newcomer-Band zu hören bekam. Der Sound des Trios um Bandleader und Bassist Max Barrenstein ist schnörkellos und authentisch. Deutschsprachiger PopRock mit Punk-Einflüssen von einer jungen, hungrigen Band, die sich selbst zwischen Tocotronic, Motörhead und den Beatles einordnet – eine auf den ersten Blick seltsame Kombination. Und doch ergibt sie Sinn: Die Liebe für die Beatmusik ist klar zu erkennen, die vom Bass getriebenen Riffs kommen zackig und punkig daher, und die Texte aus der Feder von Max Barrenstein bestechen durch ein ausgeprägtes Gefühl für Sprache. Das spürt man schon beim ersten Anschlag der Gitarre: Hier präsentiert sich eben nicht der nächste deutsche Rockpop-Act, der den Hörer beflissen in seine schmale Welt aus sterilen Gitarren und Jammerlyrik einladen möchte. Barrenstein halten sich an keiner Stelle auf mit Floskeln – nicht musikalisch noch in den Texten.
Gleich die erste Single ihre EP „Undercover in Moskau“, zeigt, was damit gemeint ist: „Foto“, so der Titel der Auskopplung, ist ein Liebeslied, das keine kitschigen Plattitüden besitzt, rockt und zeigt, dass man auch auf Deutsch ziemlich romantisch klingen kann. „Alles, was du von mir brauchst, ist mein Foto in deinem Portemonnaie / Als ich dich geküsst hab, hab ich’s so gemeint“ – das ist frech, ein bisschen kantig, aber irgendwie auch charming. „So schön nicht-kitischig kann ein Liebeslied sein“, begeistern sich Tamara Kafka und Kerstin Spanke vom Kulturreferat und versprechen: „Die Songs der smarten Jungs wirbeln all die gefällige Langeweile aus den aktuellen Charts kräftig auf.“
Odeville
Ab 20.30 Uhr betritt anschließend die Hamburger Band „Odeville“ die Bühne im idyllischen Stadtpark. Noch vor zwei Jahren galten sie als Geheimtipp in der Hamburger Musikszene; seit 2017 sind die fünf Jungs aber schon eine feste Größe der deutschsprachigen Indie-Kultur. Ihr Album „Phoenix“ hatte einen beachtlichen Anteil an ihrem Erfolg. Songs wie „Leuchtreklamenpoesie“ oder „Lichtblick“ sind eingängige Radio-Singalongs, die sich nicht vor den üblichen Mainstreamverdächtigen verstecken müssen.
Die fünf Hamburger Jungs sind aber viel mehr als nur “das nächste große Ding“ zwischen Bendzko und Giesinger: Mit ihrer überragenden Livepräsenz irgendwo zwischen Euphorie und Melancholie, Party und Post-Pop und einer gehörigen Portion Selbstironie ziehen sie jeden Zuschauer in ihren Bann. Die dreckigen Gitarren und das sonnige Gemüt einer „Beatsteaks“-Show, die süßen Melodien und intelligenten Texte einer „Element of Crime“-Platte, ein wenig Stadionrock à la „Kings of Leon“ und ihre unnachahmliche Lausbubenattitüde machen jeden Auftritt der Band unvergesslich. 2006 gegründet, bislang fünf veröffentliche Alben und nun Nummer sechs „Rom“. Die Musik entzieht sich durch ihre stilistische Breite auf herrliche Weise jeder klassischen Kategorisierung und schreckt vor höchst angriffslustiger Verzerrung ebenso wenig zurück, wie vor balladesken Momenten von großer Intimität.
Verantwortlich für poetische Sprachgewalt der Lieder zeigt sich Bandleader Hauke Horeis. Der ebenfalls als Schauspieler und Regisseur tätige „Odeville“-Chef schreibt die Songs selbst und möchte gern den künstlerischen Mut des Theaters auf deutschsprachige Rockmusik übertragen, bis hin zu einer durchdachten Dramaturgie der einzelnen Stücke. „Die Songs von „Odeville“ sind ehrlich und treffen einen genau dort, wo andere kläglich dran scheitern – und zwar mitten ins Herz!“, sind Spanke und Kafka überzeugt. „Dabei sind die Songs der Fünf nicht gefühlsduselig, sondern mit einem so starken Sound unterlegt, dass jeder RockPop Fan begeistert sein wird.“
Um den Konzertabend im Park kulinarisch abzurunden, gibt es ein gastronomisches Angebot an Getränken und kleinen Speisen. Außerdem bietet das Kulturreferat die Möglichkeit, sich für die Veranstaltung vor Ort Picknickdecken auszuleihen, auf denen von groß bis klein alle Musikfans Platz finden und so das Konzert bequem genießen können. Der Eintritt ist wie immer frei.
Text: Stadt Nordhorn
Fotos: Max Parovski und Odeville