Blaulicht

Die Mischung machts!

Jeder Junge will Feuerwehrmann werden und jedes Mädchen Prinzessin? Das stimmt wohl so schon lange nicht mehr. Lena Leigers (Gleichstellungsbeauftragte des Feuerwehrverbandes Altkreis Meppen e.V.) und Jens Menke als Pressesprecher haben sich einmal umgehört.

Das Klischee des Feuerwehr“mannes“ hält sich im Sprachgebrauch oder auch in den verschiedenen Filmen oder Büchern für Kinder hartnäckig. Allerdings verrichten in Deutschland mittlerweile knapp 100.000 Feuerwehrfrauen ihren Dienst für den Katastrophenschutz. Im Emsland sind laut Tätigkeitsbericht 2020 der Feuerwehren 165 Frauen aktiv, in den Kinder- und Jugendfeuerwehren 182 Mädchen.

Auch körperlich anspruchsvolle Arbeiten, wie z. B. der Einsatz unter Atemschutz, ist schon lange keine Männerdomäne mehr. Foto: Jens Menke
Auch körperlich anspruchsvolle Arbeiten, wie z. B. der Einsatz unter Atemschutz, ist schon lange keine Männerdomäne mehr. Foto: Jens Menke

Fritz Völker, Ehrenstadtbrandmeister der Feuerwehr Meppen, erinnert sich noch an die Anfangszeit der Frauen in der Feuerwehr der Kreisstadt. Man stand dort dem Thema „Frauen in der Einsatzabteilung“ von Beginn an offen gegenüber. Bis 1987 hab es aber kein Aufnahmegesuch gegeben, bis dann die erste Feuerwehrfrau von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung wechselte und den damals gültigen Dienstgrad „Feuerwehr-Assistentin“ verliehen bekam. Nach und nach folgten ihr dann weitere Frauen. Das Meppener Feuerwehrhaus wurde allerdings 1971/1971 gebaut, als die Feuerwehr noch eine reine Männerdomäne war. Daher kam es nun zu vielen Überlegungen, um getrennte Umkleide- und Sanitärmöglichkeiten zu erhalten. Die Arbeitsstättenverordnung schrieb da einiges vor. Anfangs gab es im Umkleidegang einen durch einen Vorhang getrennten Bereich, später wurde ein Container aufgestellt, bis dann baulich adäquate Möglichkeiten geschaffen werden konnten. Völkers Fazit: „Die Frauen, insbesondere in den Freiwilligen Feuerwehren, tragen heutzutage einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Einsatzbereitschaft bei.“

Manuela Spiekermann aus Meppen hat bereits ihre Brüder geweckt, wenn in Osterbrock, wo sie damals noch wohnten, die Sirenen gingen – denn ihre Brüder waren dort Mitglied. Nach dem Umzug der Familie nach Meppen traten ihre Brüder in die dortige Feuerwehr ein und Manuela in die Jugendfeuerwehr. Mittlerweile ist sie in der Einsatzabteilung, hat diverse Lehrgänge besucht und ist als Gruppenführerin eingesetzt.

Frauen in der Feuerwehr sind heute kein seltenes Bild mehr. Foto: T. Töller Feuerwehr Haselünne
Frauen in der Feuerwehr sind heute kein seltenes Bild mehr. Foto: T. Töller Feuerwehr Haselünne

Laura Spieker verrichtet ihren freiwilligen Dienst in der Feuerwehr Haselünne. Sie kam eher unfreiwillig zur Feuerwehr, denn es war ihr Vater, der sie anmeldete (er selber ist mittlerweile seit über 40 Jahren aktiv). Sie ist ihm aber rückblickend sehr dankbar dafür. Spieker berichtet, dass sich in den sieben Jahren bereits viele Freundschaften entwickelt haben, auch mit der Alters- und Ehrenabteilung, die sich stets freuen, wenn die weibliche Fraktion für einen kurzen Schnack Zeit hat. 
Sie würde sich mehr Frauen in Führungspositionen wünschen oder auch als Maschinisten (Fahrerin und Bedienerin der Feuerwehrfahrzeuge). Sie selber habe nun den entsprechenden Führerschein und wartet auf den passenden Lehrgang.

Die Kameradschaft und der Zusammenhalt, den die Feuerwehr nach außen vermittelt, hat Chantal Jansen begeistert. Zusammen mit einer Freundin trat sie der Feuerwehr Twist bei. Nach ihrem Umzug nach Meppen wechselte sie auch in die dortige Wehr und die Oberfeuerwehrfrau ist neben dem Einsatzdienst ebenfalls als Jugendgruppenleiterin aktiv.

Auch Kerstin Vorhold aus der Feuerwehr Herzlake kam über die Familie zu ihrem Ehrenamt. Ihr Vater war es, der selber Mitglied in Herzlake war und sie immer wieder mit ins Feuerwehrhaus nahm. Als dann im Jahr 2000 beschlossen wurde, dass auch Frauen aufgenommen werden können, war sie gleich „Feuer und Flamme“. Zusammen mit einer anderen Kameradin trat sie ein. Das auch Frauen ihren Dienst in der Wehr leisten können, haben sie durch das Bestehen verschiedener Lehrgänge auch dem letzten Bedenkenträger zeigen können.

Mit ihrem Mann kam Patricia Born aus Nordrhein-Westfalen nach Meppen. In der alten Heimat war ihr Mann bereits Mitglied in einer Feuerwehr, zu der Frauen aber noch keinen Zutritt hatten. „Hier gibt es keine Frau in der Feuerwehr, solange ich hier Löschgruppenführer bin“, gab es dort als Kommentar zu hören. Nach dem Umzug ins Emsland sollte sich dieses aber ändern, denn Patricia trat mit ihrem Mann Reinhold in die Feuerwehr Meppen ein. Die Aussagen, die sie in NRW erfahren hat, spiegelten sich nicht so im Emsland wider. Probleme, die hin und wieder aufkamen, wurden gelöst. Patricia würde sich wünschen, wenn es noch mehr weibliche Führungskräfte geben würde.

Die Ausbildung erfolgt an allen Gerätschaften der Feuerwehr. Hier gab es eine Ausbildung ind er Bedienung der Motorsägen. Foto: Feuerwehr Haselünne
Die Ausbildung erfolgt an allen Gerätschaften der Feuerwehr. Hier gab es eine Ausbildung ind er Bedienung der Motorsägen. Foto: Feuerwehr Haselünne

Ihre Berufung zum Beruf gemacht hat Sandra Paskewitz aus Lingen. Die gelernte Altenpflegerin ist seit 2012 aktives Mitglied der Feuerwehr Lingen und arbeitet momentan als Werkfeuerwehrfrau. Sie ist auch in den Bereichen Gefahrgut (auf Kreisebene) oder in der Ausbildungsgruppe als Ausbilderin tätig. Sie selbst ließ sich bis zur Gruppenführerin ausbilden ist auch so eingesetzt. Sandra Paskewitz kam über Bekannte zur Feuerwehr uns bemerkte in die Ausbildungsgruppe, die nur aus Männern bestand, anfangs auch ein wenig Skepsis, die aber bald verflog. Dass sie als Frau in der Feuerwehr angekommen ist, bemerkte sie, als sie als Atemschutzgeräteträgerin auf das erstausrückende Fahrzeug gerufen wurde, anstatt ein anderes zu besetzen, weil man genau sie brauchen würde.

Lena Leigers ist seit einiger Zeit als Gleichstellungsbeauftragte im Feuerwehrverband Altkreis Meppen e.V. tätig. In ihrer Heimatwehr Haselünne besetzt sie die Funktion der Gruppenführerin. Sie wünscht sich schon aus Gründen der Gleichberechtigung mehr Kameradinnen in den Wehren und ruft interessierte Frauen dazu auf, sich doch einfach einmal den Dienstbetrieb bei der Feuerwehr im Ort anzuschauen. „Frauen zeigen teilweise in bestimmten Situationen mehr Empathie“ weiß Leigers zu berichten, „Die Mischung machts!“.

Text:

Lena Leigers, Gleichstellungsbeauftrage des Feuerwehrverbandes Altkreis Meppen e.V.

Jens Menke, Pressesprecher des Feuerwehrverbandes Altkreis Meppen e.V.