Eddin veröffentlicht langersehnte Singe „I Ke Harru“
Eddin717 ist – das verrät schon der Zahlencode in seinem Namen – Charlottenburger mit Leib und Seele. Die Straßen Westberlins sind ein Teil seiner DNA, sind das Universum, in dem sich sein Leben abspielt, seit er denken kann. Eddin erblickt 1999 als Sohn bosnischer Eltern das Licht der Welt. Sein Vater und seine Mutter haben sich einige Jahre zuvor in Berlin kennengelernt, wo sie sich eine gemeinsame Existenz aufgebaut haben, weil beide aufgrund der tobenden Jugoslawienkriege nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten. Die junge Familie hat nicht viel Geld, lebt bescheiden – Eddin und sein vier Jahre älterer Bruder müssen sich einen MP3-Player teilen. Dadurch kommt Eddin schon in frühen Jugendjahren wie automatisch mit deutschsprachiger Rapmusik in Berührung – er verliebt sich in die Musik von Haftbefehl und Olexesh und entdeckt den YouTube-Kanal »AGGRO.TV«. Seine Nachmittage verbringt er im Jugendclub. 2013 mieten er uns seine Freunde für ein paar Euro den dazugehörigen Studioraum – eigentlich wollen sie, wie Eddin rückblickend berichtet, »nur ihre Ruhe«. Doch es kommt anders: aus Langeweile wird Freestyle-Rap, aus Freestyle-Rap werden irgendwann erste Texte, die noch stark vom Straßenrap der Azzlackz inspiriert sind. Eddins Freunde müssen neidlos anerkennen, dass er mit Abstand das größte musikalische Talent in der Runde mitbringt – und das, obwohl er keineswegs aus einer musikaffinen Familie stammt. Eddin hat Blut geleckt: er sucht im Internet nach Beats, bestellt sich ein günstiges Mikrofon, nimmt über eine kostenlose Software seinen ersten Song auf und stellt ihn 2014 ins Internet – der unspektakuläre Startschuss seiner Karriere und späteren Berufslaufbahn.
In den Folgejahren geht es mit der Musik dennoch zunächst stockend voran – Eddin drückt bis zum mittlere Schulabschluss die Schulbank und tritt im direkten Anschluss ein Praktikum als Lagerlogistiker an. Nebenbei veröffentlicht er neue Songs und Videos, ist vom Feedback mit der Zeit aber eher frustriert. Um seinen Eltern Sorgen zu ersparen, organisiert er sich einen Job in einem Hotel. Im August 2019 steht Eddin einmal mehr vor einer Single-Veröffentlichung – diesmal schwört er sich hoch und heilig, mit der Musik aufzuhören, wenn der Song, den er während seiner Schicht an der Hotel-Rezeption geschrieben und rundum eigenständig umgesetzt hat, kein Erfolg wird. Doch genau dieser Song – »Da für dich« – verändert sein Leben nachhaltig. »Da für dich« wird quasi über Nacht zum Hit, wird millionenfach geklickt und macht Eddin schlagartig in der Szene bekannt. »Das war wie ein Zeichen, irgendwie magisch«, erzählt Eddin heute. Anstatt mit Rap aufzuhören, kündigt er schicksalhaft seinen Job im Hotel. Plötzlich scharen sich Labels um ihn, sogar Mois bekundet Interesse an einem Signing unter seinen Fittichen. Aber Eddin hat andere Pläne: er will den Weg in die Professionalität – und das ist bezeichnend für seine Loyalität und Bodenständigkeit – gemeinsam mit seinen Freunden gehen. Mit den Leuten, mit denen er groß geworden ist und die er seit über zehn Jahren aus der Nachbarschaft kennt. Eddin kann nun endlich in einem gut ausgestatteten Studio aufnehmen und bekommt die Möglichkeit, sich Beats nach seinem Geschmack anfertigen zu lassen. Und er ist fleißig: nach »Da für dich« erscheinen innerhalb von nicht einmal zwei Jahren neun weitere Singles, die ihren Weg nicht selten in die relevantesten Playlisten der Streaminganbieter finden. Oft wandelt Eddin schlichtweg die Skizzen, die er bereits als Handyvideos auf Instagram veröffentlicht hat, in geschliffene Tracks um und begeistert abertausende junge Hörerinnen und Hörer. Eines Tages hört ihn sein Vater auf dem Rückweg von der Baustelle zufällig im Radio – Eddin hat es geschafft.
Heute, im Sommer 2021, erhält Eddins Familienunternehmen Unterstützung von SONY Music. Der nächste logische Schritt nach mehreren millionenfach gestreamten Singles ist zunächst eine EP. Und dann – das gibt Eddin ganz offen zu – will er endlich Gold gehen: »das ist der nächste große Traum«. Mit einem Album ist aller Voraussicht nach im Sommer nächsten Jahres zu rechnen.
Text und Foto: Sonymusic