Ein Europa, viele Unterschiede im Straßenverkehr – Mit Schildern soll Missverständnissen vorgebeugt werden

Nordhorn. Nahe der Raststation am Grenzübergang Frensdorferhaar zwischen Nordhorn und Dinkelland wurde das erste von zunächst vier neuen Hinweisschildern enthüllt. Die Schilder machen auf Unterschiede in den Straßenverkehrsordnungen der beiden Nachbarländer Deutschland und Niederlande aufmerksam. Die Idee dazu stammt von Polizeioberkommissar Edgar Eden und seinem niederländischen Kollegen Hoofdagent Robert Bruns von der Politie Noordoost-Twente. Umgesetzt wurde sie mit Unterstützung der Stadt Nordhorn und der Gemeinde Dinkelland.

Die symbolische Enthüllung des ersten Schildes nahmen die beiden Ideengeber Eden und Bruns gemeinsam mit der Leiterin des Polizeikommissariats Nordhorn Polizeioberrätin Dr. Hannah Timmer sowie mit den beiden Bürgermeistern John Joosten aus Dinkelland und Thomas Berling aus Nordhorn vor. Die weiteren Schilder sollen zeitnah an den Grenzübergängen an der B213 / N342, am Ende des Ootmarsumer Wegs und am Ende des Poolwegs aufgestellt werden.

„Auch wenn im praktisch grenzenlosen Europa schon vieles gleich geregelt ist, gibt es im Bereich der Straßenverkehrsregeln noch einige Unterschiede“, wissen Bruns und Eden aus ihrer Zusammenarbeit. Weil aber Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, wollen sie vorbeugend für Aufklärung sorgen. Mit ihrer Idee der zweisprachigen Hinweisschilder an hochfrequentierten Grenzübergängen rannten sie in den Rathäusern der Gemeente Dinkelland und der Stadt Nordhorn offene Türen ein. Die Bürgermeister Joosten und Berling sicherten gerne zu, die Kosten für die Produktion und das Aufstellen von zunächst vier Schildern zu übernehmen.

„Es gibt bereits Anfragen von weiteren Kommunen entlang der Grenze, die ebenfalls gerne solche Schilder aufstellen möchten“, berichtet Berling. Die grenzüberschreitende Arbeit liege allen Bürgermeistern der Region sehr am Herzen. „Jedes neue Projekt bringt uns enger zusammen und davon profitieren die Menschen in allen Grenzkommunen und in ganz Europa“, begründet Berling das Engagement.

Auch sein niederländischer Amtskollege Joosten sieht das so: „Gerade im Bereich der grenzüberschreitenden Polizeiarbeit ist eine enge Zusammenarbeit besonders unterstützenswert.“ Diese offene Einstellung hatte Polizeioberrätin Timmer positiv überrascht. Als Eden und Bruns ihr das Projekt Anfang des Jahres erstmals vorstellten, hätte sie nicht gedacht, dass es so schnell eine Finanzierung und Umsetzung geben würde: „Es ist immer wieder schön zu erleben, wie unkompliziert und schnell die Zusammenarbeit hier an der Grenze bereits bei vielen Dingen läuft“, so Timmer.

Trotz des eher durchwachsenen Herbstwetters hielten kurz nach der Enthüllung des Schildes bereits die ersten Radfahrer an, um es zu begutachten. Die Informationen sorgten für einige Aha-Effekte, zum Beispiel beim Thema öffentlicher Alkoholkonsum. Der ist in den Niederlanden nämlich im Straßenverkehr untersagt, auch zu Fuß. Außerdem dürfen motorisierte Fahrzeuge erst ab 16 Jahren geführt werden. Jüngere jugendliche Mofafahrer aus Deutschland müssen daher gegebenenfalls an der Grenze umkehren. Umgekehrt ist Gästen aus den Niederlanden oft nicht bewusst, dass es in Deutschland bei entsprechendem Wetter eine Winterreifenpflicht gibt oder dass das Telefonieren mit dem Handy am Ohr auch beim Fahrradfahren verboten ist.

Diese Tipps listet das Schild für Deutsche auf, die in die Niederlande fahren:

Wussten Sie, dass in den Niederlanden

• Alkoholkonsum im öffentlichen Verkehrsraum verboten ist? (auch zu Fuß)
• das Führen von motorisierten Fahrzeugen generell erst ab 16 Jahren erlaubt ist? (gilt auch für Mofas)
• ein PKW-Anhänger grundsätzlich mittels einer Reißleine oder eines Halteseils an der dafür vorgesehenen Vorrichtung der Anhängerkupplung gesichert werden muss und generell ein Netz oder Ähnliches zur Ladungssicherung verwendet werden muss?
• die maximale Geschwindigkeit auf der Autobahn 130 km/h beträgt?
• jederzeit ein Ausweisdokument mitgeführt werden muss, um es bei Kontrollen vorzeigen zu können?
• Kinder bis zwölf Jahre bei jeder Art von Unfällen für ihr Verhalten nicht verantwortlich gemacht werden können?
• Benutzer eines schnellen Elektrofahrrades (über 25 km/h) ebenso wie in Deutschland einen Helm tragen müssen?
• das Mitführen des Europäischen Unfallformulars sinnvoll ist?
• die Geldbußen gravierend höher sind, als in Deutschland?

Text und Fotos: Stadt Nordhorn