Musik

Ferhat bringt in dem Video zu seiner neuen Single „Let Me Be“ unterschiedlichste Extreme im Namen der Liebe zusammen

FERHATs musikalisches Herz schlägt für Themen wie Erotik, Islam und Selbstbestimmung – deswegen wundert es nicht, dass das Musikvideo zu „LET ME BE“ so sinnlich wie skandalös ist. In einer Zeit, in der seine „delikaten türkischen Themen“ sich durch politische und religiöse Extreme und globale Krisen vom Kommentar zur Klageschrift wandeln, wird FERHATs Urban-Pop gleichermaßen dringlicher und universeller. Seine Tracks betreffen nicht nur Liebe und Glauben, sondern auch persönliche Freiheit und zivilen Ungehorsam – in einer Welt, in der Angst und Vorurteile immer mehr auf dem Vormarsch sind.

Den Song hat der in Berlin und Istanbul lebende schweizerisch-türkische Musiker mit Komponistin und Produzentin Jovanka von Wilsdorf (u.a. Polarkreis 18, Laing, Tim Benzko, Annette Humpe) geschrieben. Der extrem tanzbare Track zeigt, dass Selbstbestimmtheit verdammt viel Spaß macht, aber heute durchaus auch zum gefährlichen Statement geraten kann. Trotzdem pickt sich dieser furchtlose musikalische Guerillero weiterhin bewusst provokant die Kirschen aus den unterschiedlichen Kulturen:

ISTANBUL, ZÜRICH, BERLIN – TRADITION, ZEITGEIST, PARTY – ORIENT, URBAN, BEATS

Verschmelzung stachelt ihn an: Er will die Moschee ins Berghain bringen und umgekehrt. „Für mich bedeutet Offenheit nicht nur theoretische political correctness, sondern auch auf nichts zu verzichten“, sagt er und stürzt sich kopfüber in seine Mission. „Die Idee kam mir, als ich in Berlin ständig das Gefühl hatte, mich für eine Szene entscheiden zu müssen. Entweder schwarz angezogen ins Berghain gehen, grimmig dreinschauend in Shisha-Bars rumhängen oder mich mit Birkenstocks dem veganen Diktat unterwerfen. In diesen Parallelgesellschaften findet kaum Vermischung statt und ich hatte enge Freundschaften, die allein aufgrund unterschiedlicher politischer Gesinnung kaputt gegangen sind. Ich frage mich: Warum darf ich nicht alle Anteile von mir ausleben; warum nicht all das sein, was ich liebe?“

In „LET ME BE“ geht es darum, sich mit allen Facetten zu zeigen und zu Versöhnung und Frieden aufzurufen. Wir gehören doch zusammen – ob gläubige Frauen mit Kopftuch oder Raki-Fans. Am Ende sind wir alle Menschen und wenn die Corona-Krise etwas für sich hat, dann hoffentlich, dass unsere Gesellschaft, nach Vorfällen wie in Hanau oder anderen überall auf der Welt, wieder zusammenrückt. Deswegen kommen im Video unterschiedliche Extreme zusammen, um gemeinsam Liebe zu machen.“

Musikalisch übersetzt „LET ME BE“ die Message in einen verspielt-ausgelassenen Dance-Track, der 2019 vorab den „European Songwriting Award“ gewonnen hat, während das dazugehörige Video jetzt noch einen drauflegt: Unter der Regie von Stephanie von Beauvais zelebriert der Clip eine Party, die bisher nur in FERHATs Fantasie existiert: Muslimische Frauen tanzen eng umschlungen mit harten Typen in Lederkluft und Menschen aller Minderheiten küssen sich leidenschaftlich in freier Liebe. 

„Obwohl das Video noch nicht offiziell veröffentlicht wurde, habe ich im Netz schon Hass-Kommentare bekommen – aber ich halte an meinem naiven Traum fest: Eine Welt ohne Grenzen. Wollen wir unsere Lebenszeit wirklich damit verschwenden, uns gegenseitig zu hassen? Ich will das nicht und erschaffe uns für die vier Minuten des Clips eine Welt, in der ich tatsächlich leben will – we’re gonna dance and love again!“
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