„Komm in die Kita“: Kampagne zur Gewinnung von pädagogischen Fachkräften gestartet
Familien haben Probleme, Betreuungsplätze für ihre Kinder zu finden, Einrichtungen müssen ihre Öffnungszeiten verkürzen, das Personal arbeitet am Limit: In vielen Kitas der Bundesrepublik ist der Fachkräftemangel deutlich zu spüren. Auch in der Grafschaft Bentheim sind Stellen unbesetzt. Mit „Komm in die Kita“ ist nun eine trägerübergreifende, kreisweite Kampagne gestartet, die Menschen für Erziehungsberufe gewinnen soll.
„Die frühkindliche Bildung spielt eine bedeutende Rolle für die Zukunft unserer Kinder – und für die Zukunft unserer Gesellschaft“, unterstrich Landrat Uwe Fietzek in seinem Grußwort, das er an die rund 80 Gäste der Kampagnen-Auftaktveranstaltung in den Berufsbildenden Schulen Gesundheit und Soziales (BBS) in Nordhorn richtete. „Die Arbeit von pädagogischen Fachkräften ist eine wichtige Weichenstellung.“ Zugleich seien gute Möglichkeiten zur Kinderbetreuung ein entscheidender Standortfaktor und eine wichtige Komponente für die Fachkräftegewinnung allgemein.
Dass es in den Kitas an Personal fehle, habe vielfältige Gründe, führte Fietzek weiter aus: „Hier sind zum Beispiel die Geburtenzahlen zu nennen, die erfreulicherweise steigen.“ Aber auch der Ausbau der Betreuung von Krippenkindern, die Gebührenfreiheit für den Nachwuchs ab drei Jahren sowie ein recht hoher Altersschnitt bei den Beschäftigten verschärften die Situation. Die Zahl der Auszubildenden in erzieherischen Berufen sei in den vergangenen Jahren zwar gestiegen – allerdings nicht in ausreichendem Maße, um alle Grafschafter Einrichtungen mit Personal versorgen zu können. Das bestätigte auch BBS-Leiter Heinrich Marheineke in seiner Ansprache im Rahmen des Kampagnen-Kickoffs: „Wir haben 340 Azubis in der Schule, aber längst nicht alle werden in die Kitas gehen.“
Umfrage mit bemerkenswertem Rücklauf
Um gemeinsam Strategien gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln, habe sich 2022 ein Runder Tisch gegründet, erläuterte Landrat Uwe Fietzek. Beteiligt seien die Fachberatung Kita des Landkreises, Vertreter*innen der Kita-Träger, Verantwortliche aus den Kommunen, die BBS, das Jobcenter sowie die Agentur für Arbeit. Um sich ein genaueres Bild von der Lage in den Grafschafter Kitas zu machen, habe das Gremium zunächst eine Umfrage in den Einrichtungen durchgeführt – mit einer bemerkenswerten Rücklaufquote von 100 Prozent. „Das zeigt doch, wie relevant dieses Thema für die Kitas ist“, so Fietzek.
Die Ergebnisse der Umfrage hätten gezeigt, dass 44 der zu diesem Zeitpunkt 77 Einrichtungen im Landkreis kurzfristige Engpässe nicht auffangen können. Ein Bild, das auch Friedhelm Wensing, Vorstand des Eylarduswerks, als Vertreter der Kita-Träger in seinem Grußwort zur Auftaktveranstaltung skizzierte: „Die Grenzen des Machbaren werden immer wieder erreicht. Leitungen springen in Gruppen ein, Mitarbeitende können sich nicht auf die pädagogische Arbeit konzentrieren.“ Die Lage sei ernst und die Zeit dränge. „Die Prognosen geben Anlass zu großer Sorge.“ Mit Blick auf die Kampagne stellte Wensing fest, dass es eine Herausforderung sei, Talente anzulocken – sie anschließend zu halten jedoch eine Kunst.
Birgit Beckermann, Nordhorner Stadträtin für Bildung, Ordnung und Soziales, sprach als Vertreterin der Grafschafter Kommunen zu den Gästen des Kickoffs. Ziel müsse es sein, zu gewährleisten, dass Familie und Beruf auf Basis einer qualitativ hochwertigen Bildungsarbeit miteinander verbunden werden können. „Dafür brauchen wir begeisterte Kolleginnen und Kollegen, wertschätzende Eltern und Interessierte, die gute Rahmenbedingungen schaffen und erhalten.“
Neun Kampagnengesichter
Begeisterte Kolleg*innen sind es auch, die der nun gestarteten Kampagne ein Gesicht geben. Neun Fachkräfte aus verschiedenen Kitas im Landkreis – fünf Frauen, vier Männer – sind auf einer eigens gestalteten Webseite mitsamt Jobportal, auf Plakaten, in Videoclips, auf Notizblöcken, Taschen und einem Messestand zu sehen. Sie werben dafür, „neue Seiten zu entdecken“ und sich als Kita-Fachkraft zu bewerben. „Seiten, die wir als Erwachsene in uns haben und mithilfe der Kinder aufspüren können“, erläuterte Anna von Wensiersky, die zusammen mit ihrer Kollegin Heike Voget in der Fachberatung Kita des Landkreises arbeitet und die Kampagne im Rahmen der Auftaktveranstaltung vorstellte.
„Komm in die Kita“ soll verschiedene Zielgruppen ansprechen: junge Frauen und Männer, die sich beruflich orientieren, Berufswechslerinnen, Quereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger*innen sowie Fachkräfte, die einen ausländischen Berufsabschluss haben. Neben Plakaten und Co. sind auch verschiedene Angebote zur Berufsorientierung geplant. Die Kampagne wird vom Landkreis, den Kommunen und den Kita-Trägern gemeinsam finanziert.
Dass die Grafschaft Bentheim mit „Komm in die Kita“ auf einem guten Weg ist, bescheinigte Dr. Dagmar Weßler-Poßberg von der Prognos AG, die bei der Auftaktveranstaltung wertvolle Hinweise zur Fachkräftesicherung in Erziehungsberufen gab: „Ich finde es schön, dass die Kampagne sehr positiv konnotiert ist.“ Das entbinde natürlich nicht davon, gute Rahmenbedingungen für die Arbeit in Kitas zu schaffen.
Die Kampagnen-Webseite ist unter www.kita-jobs-grafschaft.de zu erreichen.

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim