Landkreis Grafschaft Bentheim: Einschleppung der Maul- und Klauenseuche unbedingt verhindern
Zum ersten Mal seit 1988 ist in Deutschland wieder die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen. Diese hochansteckende Viruserkrankung kann alle Klauentiere (Paarhufer) befallen. Besonders gefährdet sind Rinder, Haus- und Wildschweine sowie Schafe und Ziegen. Aber auch Wildwiederkäuer wie Rot-, Reh- und Damwild können erkranken. Bestätigte Fälle der MKS in einer Herde von Wasserbüffeln wurden am vergangenen Freitag (10. Januar 2025) aus dem brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland gemeldet. Auch wenn bislang keine weiteren Erkrankungen festgestellt wurden und die betroffene Region mehrere hundert Kilometer entfernt ist, zeigt sich das Veterinäramt des Landkreises Grafschaft Bentheim dennoch alarmiert. „Wir verfolgen den aktuellen Ausbruch der MKS mit großer Sorge. Das tückische an dieser Krankheit ist, dass das Virus nicht nur hochansteckend und leicht übertragbar ist, sondern sich vor allem auf gleich mehrere Tierarten, darunter auch Wildtiere, ausbreiten kann“, ordnet Kreisveterinär Dr. Hermann Kramer die aktuelle Situation ein. An der Tierseuche selbst sterben nur wenige der erkrankten Tiere. „Da es aber keine Behandlungsmöglichkeiten gibt, müssen aus Seuchenschutzgründen stets sämtliche Tiere eines betroffenen Bestandes und gegebenenfalls auch aus benachbarten Beständen getötet werden. Damit gehen – neben dem Leid für die Tiere – auch große wirtschaftliche Folgen für die tierhaltenden Betriebe einher. Der Druck zur Eindämmung der MKS ist daher momentan gewaltig“, so Kramer.
Erhöhte Wachsamkeit und strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen notwendig
In der landwirtschaftlich geprägten Grafschaft Bentheim werden rund 102.000 Rinder, 450.000 Schweine, 6.000 Schafe und 1.000 Ziegen gehalten (Stand: Januar 2024). „Angesichts dieser Zahlen hätte ein Ausbruch der MKS in unserer Region verheerende Folgen. Eine Verbreitung der Tierseuche und einen Eintrag in die Grafschaft gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Oberste Priorität für alle Halterinnen und Halter von besonders gefährdeten Tierarten muss die strikte Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben haben. Bitte seien Sie vorsichtig und wachsam“, appelliert Kramer. Wer Auffälligkeiten bei den Tieren bemerkt – beispielsweise Fieber, vermehrten Speichelfluss, eine gerötete Mundschleimhaut oder Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen – sollte umgehend das Veterinäramt des Landkreises informieren.
„Insbesondere Hobbyzüchterinnen und -züchter sollten ihre Tiere genauestens beobachten. Wir wissen, dass sich die typischen Symptome der MKS gerade bei Schafen und Ziegen kaum bemerkbar machen. Trotzdem sind erkrankte Tiere hochansteckend und können das Virus über ihre Sekrete und Ausscheidungen übertragen“, berichtet Kramer. Jägerinnen und Jägern rät er, derzeit nicht in Brandenburg auf Jagd zu gehen, um die Gefahr einer möglichen Einschleppung zu vermeiden. Zum präventiven Seuchenschutz hat das Land Niedersachsen kurzfristig zudem sämtliche Veranstaltungen mit Klauentieren bis zum 17. Januar 2025 untersagt.
Neben der direkten Übertragung von Tier zu Tier sind auch indirekte Übertragungen über Menschen, kontaminierte Fahrzeuge oder nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung möglich. Sogar über die Luft kann das Virus sich weiterverbreiten. Für Menschen selbst ist die MKS nicht gefährlich. Auch Fleisch und Milchprodukte können weiterhin ohne Bedenken verzehrt werden.
Landkreis richtet Stab für außergewöhnliche Ereignisse ein – Veterinäramt auf Ernstfall vorbereitet
Fälle von MKS sind in der Grafschaft Bentheim zuletzt in den 1970er Jahren aufgetreten. Die aktuellen bundesweiten Entwicklungen verfolgt der Landkreis momentan genau und hat vorsorglich einen Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) eingerichtet. Dieser Stab beobachtet die Lage, um frühzeitig eingreifen zu können, sollte die Situation sich verschärfen. Parallel dazu bereitet sich das Grafschafter Veterinäramt bestmöglich auf einen möglichen Ausbruch der Tierseuche im Landkreis vor. „Das heißt, wir stellen beispielsweise derzeit sämtliche Materialien, die zur Probenentnahme benötigt werden, zusammen, prüfen die Vorgaben des Tierseuchenbekämpfungshandbuches und weisen unsere Tierärztinnen und Tierärzte in die notwendigen Arbeitsschritte ein. Im Falle eines Falles sind wir so schnell einsatzbereit. Auch das Tierseuchenlogistikzentrum am Flugplatz in Nordhorn-Klausheide kann binnen kürzester Zeit hochgefahren werden. Ich hoffe aber inständig, dass es dazu nicht kommt“, sagt Kramer. Zudem steht das Veterinäramt in Kontakt mit der hiesigen Landwirtschaft und dem Kreisjägermeister. Ebenso erfolgen Austausche mit den Veterinärämtern im Weser-Ems-Gebiet, mit dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium sowie mit der Niedersächsischen Tierseuchenkasse.
Allgemeine Informationen rund um die Maul- und Klauenseuche stellt das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf der Internetseite www.tierseucheninfo.niedersachsen.de zur Verfügung.
Text: Landktreis Grafschaft Bentheim