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Maul- und Klauenseuche: Grafschafter Jägerschaft zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen

Nach dem Ausbruch der hochansteckenden Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg sind die Grafschafter Jägerinnen und Jäger zu besonderer Wachsamkeit aufgerufen. Da die Viruserkrankung alle Klauentiere befallen kann, sind neben Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen auch Wildwiederkäuer wie Rot-, Reh- und Damwild sowie Wildschweine gefährdet. Das Problem: Gerade Wildtiere zeigen meist keine Symptome und wirken augenscheinlich gesund. Erkrankte Tiere sind aber dennoch hochinfektiös und können das Virus leicht übertragen. Die Gefahr, dass sich die MKS durch Wildtiere ausbreitet, ist groß. „In der derzeitigen Situation tragen wir als Jägerinnen und Jäger besondere Verantwortung und müssen absolut jedes Risiko ausschließen, das zu einer Verschleppung der MKS und im schlimmsten Fall gar zu einer Einschleppung der Tierseuche in die Grafschaft führen kann“, macht Kreisjägermeister Reinhold Gosejacob deutlich. Bereits seit Anfang der Woche steht die Jägerschaft des Landkreises in engem Kontakt mit dem Grafschafter Veterinäramt. Am Donnerstagabend tauschten sich Gosejacob und Rüdiger Köhler, Vorsitzender der Grafschafter Jägerschaft, zudem mit Landkreis-Dezernentin Dr. Elke Bertke und weiteren Mitgliedern des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse, den der Landkreis vorsorglich eingerichtet hat, zur aktuellen Lage aus.

Gosejacob und Köhler berichteten von verschiedenen Schutzmaßnahmen, zu deren Umsetzung sie den Grafschafter Jägerinnen und Jägern – von denen viele auch in Revieren in Ostdeutschland zur Jagd gehen – derzeit eindringlich raten. Dazu zählen:

  • auf Jagdreisen nach Brandenburg bis auf Weiteres verzichten
  • Wild oder Wildfleisch aus Brandenburg nicht in die Grafschaft Bentheim einführen
  • nach Jagdreisen in die Umgebung von Brandenburg alle Fahrzeuge gründlich in der Waschstraße und nicht zuhause auf dem eigenen Hof reinigen
  • Jagdausrüstung und Jagdkleidung nach der Jagd gründlich säubern
  • landwirtschaftliche Betriebe, die Klauentiere halten, nicht direkt nach der Jagd betreten
  • Wildtierbestände in eigenen Revieren mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachten und auffällige Veränderungen umgehend dem Veterinäramt melden
  • bei Kontakt zu Fallwild und kranken Wildtieren Biosicherheitsmaßnahmen beachten

Kreisveterinär Dr. Hermann Kramer bestätigte der Kreisjägerschaft das hohe Risiko, das derzeit insbesondere mit Jagdreisen nach Brandenburg und Umgebung verbunden ist. „Die Gefahr, das Virus auf diesem Wege in die Grafschaft einzuschleppen ist hoch. Das Virus konnte sich über mehrere Wochen ungehindert verbreiten, bis der erste Krankheitsfall überhaupt bemerkt worden ist. Zum Eintragungsweg gibt es noch keine gesicherten Informationen. Wir wissen also momentan nicht, wo das Virus überall aktiv ist und ob es weitere Fälle – auch unter Wildtieren – gibt“, so Kramer. Auch Jägerinnen und Jäger, die im Dezember in Brandenburg jagen waren, sollten vorsichtig sein. „Bislang lag ihr Augenmerk auf der Afrikanischen Schweinepest und somit auf den Wildschweinen. Erlegte Rehe und Hirsche sind daher natürlich ohne weitere Bedenken von der Jagd in die Grafschaft mitgebracht und zerlegt worden. Aber: Auch in der Truhe ist Wildbret von erkrankten Tieren noch gefährlich und infektiös“, stellte Kramer klar. Im Zweifelsfall sollte dieses Wildfleisch vorsorglich entsorgt werden.

Wie wichtig die Vermeidung einer weiteren Ausbreitung der MKS mit Blick auf die Landwirtschaft ist, betonte Dezernentin Bertke: „Durch den aktuellen Ausbruch hat Deutschland den Status als ‚MKS-frei‘ verloren. Damit sind Handelseinschränkungen und Importverbote in Drittstaaten verbunden. Die wirtschaftlichen Schäden für die Landwirtschaft sind schon jetzt beträchtlich und werden bundesweit voraussichtlich in Milliardenhöhe liegen. Ein direkter Ausbruch der MKS in der Grafschaft, bei dem aus Seuchenschutzgründen dann auch etliche Tiere getötet werden müssten, wäre in unserem landwirtschaftlich geprägten Landkreis eine Katastrophe.“ Dessen ist sich die Kreisjägerschaft bewusst. Gemeinsam appellieren Jägerschaft und Landkreis an alle Jägerinnen und Jäger, die Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen. „Das alles machen wir nicht nur im Interesse unserer Landwirte, sondern auch in unserem ureigensten Interesse. Ein bundesweiter Ausbruch oder auch nur eine Erweiterung der betroffenen Flächen hätte fatale Folgen für uns, beispielweise Einschränkungen der Jagd und der Verwertung des Wildbrets“, so Gosejacob.

Zum Hintergrund

Die MKS ist eine hochansteckende und anzeigepflichtige Viruserkrankung, die alle Klauentiere (Paarhufer) befallen kann. Besonders gefährdet sind Rinder, Haus- und Wildschweine sowie Schafe und Ziegen. Aber auch Wildwiederkäuer wie Rot-, Reh- und Damwild können erkranken. Das Virus ist leicht übertragbar, sogar über die Luft. Neben der direkten Übertragung von Tier zu Tier sind auch indirekte Übertragungen über Menschen, kontaminierte Fahrzeuge oder nicht gereinigte und desinfizierte Kleidung möglich. Zu den Krankheitssymptomen zählen Fieber, vermehrter Speichelfluss, eine gerötete Mundschleimhaut oder Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen. An der Tierseuche selbst sterben nur wenige der erkrankten Tiere. Ebenso machen sich die Symptome bei vielen erkrankten Tieren kaum bemerkbar. Trotzdem sind erkrankte Tiere hochansteckend und können das Virus über ihre Sekrete und Ausscheidungen übertragen.

Text: Landkreis Grafschaft Bentheim