Maul- und Klauenseuche: Grafschafter Veterinäramt probt Ernstfall auf Vechtehof des Tierparks Nordhorn
Tierseuchenübung zur Maul- und Klauenseuche: Grafschafter Veterinäramt probt Ernstfall auf Vechtehof des Tierparks Nordhorn
Ein ungewöhnlicher Anblick auf dem sonst so beschaulichen Vechtehof des Tierparks Nordhorn: Sechs Tierärztinnen und Tierärzte des Grafschafter Veterinäramtes stehen in blaue Ganzkörperschutzanzüge gehüllt und mit Überziehern über den Gummistiefeln vor den Stallungen. Auf einer grünen Plane neben ihnen liegen zahlreiche Utensilien für die gleich anstehenden Untersuchungen der Tiere parat, ebenso ein großer Eimer mit Desinfektionsmittel. Für die Tierärztinnen und Tierärzte wird es nun ernst. Sie üben heute ganz praxisnah die konkreten Arbeitsabläufe für den Fall eines Ausbruches der Maul- und Klauenseuche (MKS) im Landkreis Grafschaft Bentheim. Eine Tierseuchenübung, die es so in der Grafschaft noch nicht gegeben hat. Untersucht und beprobt werden dabei die Nutztierarten, die besonders gefährdet sind: Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen.
In der Öffentlichkeit ist es in den vergangenen Wochen zwar ruhig um den ersten Ausbruch der MKS in Deutschland seit dem Jahr 1988 geworden, das Veterinäramt des Landkreises beschäftigt sich dennoch weiterhin intensiv mit der leicht übertragbaren Tierseuche. „Bislang scheint es sich bei den erkrankten Wasserbüffeln in Brandenburg glücklicherweise um einen Einzelfall zu handeln. Wir sind trotzdem alarmiert und wollen auf einen möglichen MKS-Ausbruch in der Grafschaft vorbereitet sein. Bei einem Ernstfall muss die Vorgehensweise, müssen die einzelnen Arbeitsschritte sitzen. Da bleibt keine Zeit für Fragen. Diese wollen wir bei der heutigen und bei einer ganzen Reihe weiterer Übungen in den nächsten Monaten klären“, berichtet Kreisveterinär Dr. Hermann Kramer.
Die Tierärztinnen und Tierärzte des Veterinäramtes gehen bei der Übung strukturiert alles Schritt für Schritt durch – von Gesprächen mit den Tierhaltenden, über die Einhaltung von Hygieneschutzmaßnahmen und die Einrichtung einer „reinen“ und „unreinen“ Zone zur Vermeidung von Kontaminierungen, bis hin zu den klinischen Untersuchungen und Probenahmen. Um das Szenario möglichst realistisch zu gestalten, übernimmt der Tierpark Nordhorn die Rolle eines landwirtschaftlichen Betriebes, auf dem es einen MKS-Verdachtsfall gibt. Haustier-Revierleiter Henning Meyer schlüpft in die Rolle des betroffenen Landwirtes, Zoo-Tierärztin Heike Weber in die der Hoftierärztin.
Im Kuhstall warten mit den Kühen Fraukje und Noortje bereits die beiden ersten „MKS-Verdachtsfälle“ auf die Tierärztinnen und Tierärzte. Fiebermessen, Probennahme aus Maul und Nase, Untersuchung der Klauen, Zitzen, der Zunge und des Mauls auf typische MKS-Symptome wie Bläschen und eine gerötete Mundschleimhaut, Blutentnahme (die bei den Kühen in der Übung nur angedeutet wird) – im Ernstfall gilt es vieles zu beachten. Die Untersuchung der Nutztiere erfordert zudem besonderes Geschick. Denn die Tiere können bei der Untersuchung von Maul und Klauen unruhig werden und ausschlagen. Das bekommen die Tierärztinnen und Tierärzte bei der Übung direkt zu spüren. Während Fraukje alle Untersuchungen gelassen hinnimmt, ist Noortje deutlich nervöser. Später zeigt sich, dass auch bei behornten Tieren wie den Ziegen Vorsicht geboten ist. „Nicht immer können die Landwirtinnen und Landwirte ausreichend Unterstützung leisten. Mir ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen Erfahrungen im Umgang mit diesen Tieren sammeln und beispielsweise wissen, wie wichtig die richtige Fixierung der Tiere ist. Andernfalls kann etwa die Untersuchung einer Mutterkuh, die ihr Kalb beschützen will, schnell sehr herausfordernd werden“, weiß Kramer.
Bei der Übung wird deutlich, wie wichtig der gegenseitige Austausch ist. Erfahrenere Kolleginnen und Kollegen des Veterinäramtes, darunter ein Tierarzt mit Auslandserfahrung in Afrika und dortigem Kontakt zu MKS-Fällen, geben ihr Wissen an weniger erfahrene Teammitglieder weiter. „Ich halte viel von Teamarbeit. Im Ernstfall müssen wir routiniert und effektiv arbeiten. Hier können wir voneinander lernen“, so Kramer. Mit dem Verlauf der Übung zeigt er sich zufrieden und dankt dem Tierpark Nordhorn für die Zusammenarbeit. In den nächsten Tagen wird die Übung noch einmal mit allen Teilnehmenden in Ruhe reflektiert. Weitere Übungen des Grafschafter Veterinäramtes speziell zur Bekämpfung der MKS folgen stehen in den nächsten Monaten an.

Text: Landkreis Grafschaft Bentheim
Foto: Franz Frieling