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Mehrwegsystem für To-Go-Becher in Nordhorn – Gemeinsam für weniger Müll und eine saubere Stadt

Mehrwegsystem für To-Go-Becher in Nordhorn – Gemeinsam für weniger Müll und eine saubere Stadt

Nachdem das Bürgerforum Nordhorn e. V. (B!FN) bereits Mitte Januar das Thema Pfandbecher in die politische und gesellschaftliche Diskussion gebracht hat, ist nun ein Antrag zur Beratung im Verkehrs- und Umweltausschuss mit folgenden 5 Teilschritten bei der Stadt Nordhorn eingereicht worden.

  1. Die Verwaltung wird beauftragt schnellstmöglich die Voraussetzungen zur flächendeckenden Einführung eines Mehrwegsystems für sogenannte To-Go-Becher zu schaffen.
  2. Das Mehrwegsystem, zunächst für Becher, später dann auch für Geschirr, soll bis Ende 2022 in Nordhorn möglichst flächendeckend eingeführt und zeitgleich stadtweit zu bewerben.
  3. Die ersten 20 Betriebe, die sich am Mehrwegsystem für mindestens 24 Monate beteiligen, werden in Höhe von zwei (2) Jahresgebühren (beim Pfandsystem RECUP beträgt die Jahresgebühr 372 Euro) bezuschusst.
  4. Bei Neueröffnungen von Unternehmen, welche beabsichtigen ein Mehrwegsystem einzuführen, wird ein entsprechendes Informationspaket inklusive direkter o.g. Anreize zur Bezuschussung proaktiv über die Wirtschaftsförderung herausgegeben. 
  5. Außerdem soll auf einer (oder mehreren) geeigneten Websites ein Teilnehmerverzeichnis angelegt werden und die Stadt soll in ihren Social-Media-Kanälen, durch Plakatwerbung und andere geeignete Maßnahmen auf das Mehrwegsystem und ihre Teilnehmer hinweisen.


Als Begründung für das Mehrwegsystem führt B!FN-Mitglied Alwin Gebben dabei folgende 5 Punkte an:

Ist-Situation: Alleine für Heißgetränke (sogenannten Coffee-to-go) werden bundesweit jährlich rund 2,8 Milliarden Einwegbecher verbraucht. Auf Nordhorn heruntergerechnet sind dieses ca. 1,87 Millionen Becher bzw. durchschnittlich 34 Becher pro Einwohner pro Jahr. Die Becher und auch andere Behältnisse sind kaum recycelbar und müssen verbrannt werden. Zudem kostet die Herstellung enorme Ressourcen wie Holz und Erdöl. Um den Bedarf zu decken, müssen dafür jährlich tausende Bäume gefällt werden. Hierbei wird zusätzliche Energie verbraucht; zudem kommen Wasser und Chemikalien zum Einsatz. Dabei ist die Halbwertzeit dieser Becher sehr gering. Oft landen diese nach weniger als einer Viertelstunde bestenfalls im Müll, vermehrt aber einfach auf der Straße oder im Gebüsch.

Lösung: Mit dem Verzicht von Einweg-Bechern profitiert jedoch nicht nur die Umwelt. Auch Nordhorn als Stadt kommt dieser Verzicht zugute. Die reduzierten Abfallmengen führen zu sinkenden Entsorgungskosten. Nordhorn leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung und setzt zudem ein klares Zeichen für Nachhaltigkeit und grünen Fortschritt. Zudem landet weniger Müll auf den Straßen oder im Gebüsch; dieses führt zu einem saubereren Stadtbild. Somit ist die Einführung eines solchen Systems sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll.
Ferner bietet das Pfandsystem sowohl den teilnehmenden Partnern als auch den Kundinnen und Kunden eine zeitgemäße und nachhaltige Alternative zum Wegwerfbecher. Alle können letztendlich ein Zeichen für (umwelt-)bewussten (Kaffee-)Genuss senden.

Zukünftige Gesetzeslage: Ab 2023 werden Caterer, Lieferdienste und Restaurants per Gesetz verpflichtet, auch Mehrwegbehälter als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten. Mit der zeitnahen Einführung eines Mehrwegsystems würde die Stadt Nordhorn der Entwicklung proaktiv vorgreifen und die heimischen Betriebe unterstützen. 

Wirtschaftlichkeit: Die Teilnahme an einem Mehrwegsystem kostet einer Ausgabestelle über die Systemgebühr rund 1 Euro pro Tag. Die Bestückung mit Pfandbechern muss vorfinanziert werden. Beim Anbieter RECUP beträgt die Pfandgebühr 1 Euro pro Becher bzw. 5 Euro Schüssel. Bei den durchschnittlichen Kosten pro Einwegbechern von etwa 6 Cent (Kaltgetränke) bis 9 Cent (Heißgetränke pro Deckel) ist eine Wirtschaftlichkeit schon bei der Ausgabe von weniger als 20 Getränken pro Tag gegeben. Die Kosten für die Müllentsorgung, die bei der Stadt und damit bei der Allgemeinheit anfallen, sind hier nicht eingerechnet.

Marketing: Zwecks verbesserter Identifikation mit der Stadt ist es sicher auch eine Überlegung wert, die Deckel der Mehrwegbecher in einer eigenen Städte-Edition zu kreieren. Darauf zu sehen sind die Wahrzeichen der Stadt wie die Alte Kirche am Markt, der Nino-Hochbau, das Kloster, die Tierpark-Silhouette oder auch die Jantje. Diese „Nordhorn-Becher“ könnten dann gegen ein kleines Entgelt gekauft werden.

Die Zielsetzung ist für das Bürgerforum dabei eindeutig. „Unser oberstes Ziel ist es, dass sich eine nachhaltige Verantwortung bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern entwickelt, um letztendlich weniger Müll zu produzieren. Mit den o.g. Maßnahmen erhoffen wir uns eine hohe Akzeptanz, eine umfangreiche Nutzung von Mehrwegbechern und somit eine deutliche Reduzierung von Einwegbechern. Gegebenenfalls werden wir in einem zweiten Schritt die Einführung einer Verpackungssteuer für Einwegbecher beantragen“, erläutert Klaus Hillen, Mitglied des B!FN.

Das Bürgerforum begrüßt, dass bereits auch die SPD Bad Bentheim dieses Thema aufgegriffen hat und freut sich, wenn viele Städte und Gemeinden in der Grafschaft Bentheim ebenfalls einen Anreiz innerhalb der Kommune schaffen, dieses Thema umzusetzen. 

„Wir sind uns sicher, dass die Bevölkerung sich mit der Idee des Mehrwegsystems anfreunden wird und unser Vorschlag bei den Nordhornerinnen und Nordhornern Anklang findet. Ein flächendeckendes System schafft deutlich mehr Toleranz und erleichtert den Bürgern die Nutzung. Zudem zählen wir auf einen breiten Konsens bei den anderen Gruppen/Fraktionen im Stadtrat. Gerne bieten wir der Verwaltung für die weitere Recherche bzw. Umsetzung unsere Unterstützung an“, so Oliver Nuffer, Ratsherr und Mitglied des Verkehrs- und Umweltausschusses.

Text: Bürgerforum Nordhorn