Sport

Miedema und D. Fontaine verlassen die HSG am Saisonende

Unsere Nr. 10 kehrt in die Niederlande zurück – „Fonny“ wird wieder in seinem Beruf als Polizist arbeiten

Nach zehn Jahren bei der HSG Nordhorn-Lingen wird sich der Niederländer Patrick Miedema im Sommer von unserem Verein verabschieden. Der 31-Jährige, der aus Utrecht südlich von Amsterdam stammt, war in der höchsten Spielklasse seines Landes schon für Emmen und KRAS/Volendam aufgelaufen, bevor er sich 2012 der HSG Nordhorn-Lingen anschloss. In seiner Zeit bei den Roten stieg er auch zum Nationalspieler für die Niederlande auf, für die er bis zuletzt aktiv war. 

Bei der HSG war er jahrelang als Allrounder gefragt. So spielte er anfangs auf dem linken Flügel, dazu wegen Personalproblemen sowohl im rechten als auch im linken Rückraum, und natürlich auf seiner angestammten Position als Spielmacher. Bis jetzt hat Patrick 346 Pflichtspiele für die HSG bestritten und 815 Tore erzielt. Zu seinen sportlichen Highlights zählt dabei zweifellos der Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2019. 

Hallo Patrick, du hast deinen Abschied von der HSG am Saisonende angekündigt. Wie ist es dazu gekommen? 

„Das hat mehrere Gründe: Zum einen habe ich die Chance auf eine neue sportliche Herausforderung bekommen. Und zum anderen geht es natürlich auch um meine Familie.“ 

Lass uns zuerst über die sportliche Seite reden: Du wirst in den Niederlanden weiter Handball spielen, richtig? 

„Ja, ich habe ein Angebot von Hurry-Up Zwartemeer angenommen. Das Team spielt in der BENE-League, wo die jeweils sechs besten Mannschaften aus Belgien und den Niederlanden vertreten sind. Ich fühle mich absolut fit und bin noch längst nicht fertig mit Handball.“ 

Du hast auch noch deine Familie angesprochen. Vor ein paar Wochen bist du ja zum zweiten Mal Vater geworden …

 „Ja, genau, unser Sohn kam Anfang Januar zur Welt, und unsere Tochter ist im Oktober vier geworden. In den Niederlanden beginnt die Grundschule schon mit vier Jahren, also ist sie schon ein Schulkind. Wir wohnen in Emmen, wo meine Frau auch herkommt. Das heißt, ich fahre zum Training hin und zurück jedes Mal fast 100 Kilometer. Zwartemeer dagegen ist keine 15 km entfernt.“ 

Das heißt, du wirst mehr Nähe zu deiner Familie mit der Chance verbinden, weiter auf gutem Niveau Handball zu spielen … 

„Ja, Handballspieler bist du nicht fürs Leben, und jetzt ist die Zeit gekommen, für mich und meine Familie auch an später zu denken.“ 

Für die Zeit nach dem Handball hast du auch schon einen Bachelor gemacht …

„Ja, ich habe schon vor Jahren in Amsterdam meinen Bachelor in Sportmarketing gemacht. Doch auf jeden Fall will ich noch viele Jahre Handball spielen. Ob ich in dem Bereich auch später noch arbeiten werde, kann ich heute noch nicht sagen.“ 

Und wie gehst du in den Rest der Saison mit der HSG? 

„Ich bin seit zehn Jahren Teil der Mannschaft und die HSG ist nicht irgendein Standardverein für mich. Es ist ganz klar, ich will aufsteigen!“ 

Lieber Patrick, schon an dieser Stelle wünschen wir dir von Herzen Glück und Erfolg – kurzfristig mit der HSG und ganz besonders auch danach für dich und deine Familie
P.S.: Schon jetzt kündigen wir hier ein größeres Interview mit unserer Nr. 10 zum Ende der Saison an, in dem wir zehn gemeinsame Jahre bei der HSG noch einmal Revue passieren lassen möchten.

Und damit zu Daniel Fontaine, von dem wir uns ebenfalls im Sommer verabschieden werden:
Mit seinem Heimatclub HG Saarlouis war der heute 32-jährige 2009 in die 2. Liga aufgestiegen. Von 2012 bis 2018 spielte er für Frisch Auf Göppingen, von wo er zum Bergischen HC wechselte, wo er mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Mitte Juli letzten Jahres stieß er zum Kader unserer HSG, die damit einen erfahrenen Bundesligaspieler willkommen hieß. Doch schon nach Ablauf dieser Saison kehrt „Fonny“, wie er von fast allen genannt wird, den Roten wieder den Rücken – wir sprachen mit ihm über die Gründe dafür. 

Hallo Daniel bzw. Fonny, wie kommt es, dass du die HSG nach dieser Spielzeit verlassen wirst? Hat es gesundheitliche, sportliche oder andere berufliche Gründe? 

„Ich hatte zwar in der Zeit beim BHC längere Zeit gesundheitliche Probleme, z. B. mit dem Rücken oder nach einem Achillessehnenriss, doch das ist erledigt. Gesundheitlich ist alles absolut tiptop. Und in dieser Saison war ich ja auch bis auf ein, zwei Spiele immer dabei.“ 

Was sind dann die Gründe für deinen Entschluss? 

„Ich spüre nicht mehr so viel Spaß und Begeisterung wie früher. Dass ich, bevor ich nach Nordhorn kam, längere Zeit nicht spielen konnte, hat Kraft gekostet – körperlich, aber auch mental. Und in dieser Saison bin ich selbst manchmal auch nicht zufrieden mit mir selbst gewesen. Ich habe in der Woche im Training viel investiert und alles reingeworfen, doch am Wochenende hat sich das für mich zu oft nicht ausgezahlt. So ist über die Zeit die Entscheidung gereift, bald etwas anderes zu machen. Ich habe mich mit den HSG-Verantwortlichen zusammengesetzt und wir haben uns ganz einvernehmlich geeinigt. Ich bin auch dankbar dafür, dass mir die HSG nach meiner langen Verletzungsgeschichte überhaupt nochmal die Chance gegeben hat, Handball zu spielen.“ 

Im Vergleich zu vielen anderen Handballspielern hast du ja noch einen anderen Beruf …

„Genau, und deshalb ist die Frage nach dem Weiterspielen für mich auch ein Luxusproblem. Ich bin ausgebildeter Polizist und habe in dem Beruf auch schon länger gearbeitet. So hatte ich z. B. in meiner Göppinger Zeit eine Teilzeit-Stelle bei der Polizei, das hat in einem coolen Team viel Spaß gemacht. Seitdem bin ich beurlaubt, mit dem Anspruch darauf, in den Beruf zurückkehren zu können. Und das habe ich nach dieser Saison auch vor. Wenn es klappt, möchte ich dafür auch das Bundesland wechseln – von Baden-Württemberg nach NRW, wo meine Freundin herkommt.“ 

Was heißt das für den Rest der Saison mit der HSG? Immerhin 13 Spiele stehen noch aus. 

„Ich möchte die Zeit genießen und zusammen mit den Jungs Spaß haben. Und über allem steht natürlich der Fokus, erfolgreich zu sein und möglichst unser großes Ziel zu erreichen und die 1. Liga aufzusteigen. Dafür werde ich kein bisschen nachlassen und alles geben.“ 

Und wie blickst du in die Zukunft? 

„Ehrlich gesagt, habe ich großen Respekt vor der Zukunft. Mehr als zehn Jahre habe ich in der 1. und 2. Liga gespielt, Handball war mein Leben und stand immer an erster Stelle. Wie gesagt, da ist Respekt vor dem, was kommt, doch im Großen und Ganzen freue ich mich auch darauf.“ 

Wirst du unterklassig weiterspielen oder dem Handball irgendwie sonst erhalten bleiben? 

„Ich habe nicht vor weiterzuspielen, möchte im Handball nichts Neues starten, sondern erst einmal ein bisschen Abstand gewinnen und im Berufsalltag klarkommen. Doch bis dahin sind es ja auch noch ein paar Monate. Ich möchte einen ordentlichen Abschied aus Nordhorn und den Club mit einem guten Gefühl verlassen. Dass ich das zusammen mit der Mannschaft schaffe, dafür bin ich voll motiviert.“ 

Lieber Fonny, wir wünschen dir von Herzen ein rundum gelungenes letztes Vierteljahr bei der HSG Nordhorn-Lingen und schon an dieser Stelle beruflich und privat alles Gute für die Zeit danach! 

Text und Foto: HSG