Musik

Robert Redweik: „Die Mischung macht’s und Mut zum Risiko gehört dazu“.

Hätte man nur wenige Worte zur Verfügung, um Robert Redweik zu beschreiben, wäre dies wohl die treffendste Charakterisierung des 33jährigen Müncheners. Als Musiker, Unternehmer, Doktortitelträger und Dozent hat sich Robert schon eine erfolgreiche Bandbreite geschaffen. Doch wenn man ihm gegenüber sitzt denkt man sicher nicht an einen verstaubten Hörsaal sondern eher an ein Hochglanzmagazin, dem er gerade entsprungen sein könnte. Dunkle, etwas zerzauste Locken, blitzend blaue Augen, ein gepflegter Dreitagebart, lässige Jeans und kernige Lederjacke. Vor allem besticht er im Gespräch mit jugendlichem Charme und eloquenter Erzählweise wenn es um seine „Lebensmischung“ geht.

Begonnen hat alles mit acht Jahren, als er klassische Gitarre lernte und im Tölzer Knabenchor (für ihn die „die perfekte Gesangsschulung“) sang. Mit 12 gründete er seine ersten Bands, später die nach ihm benannte Gruppe „Redweik“, mit der er 2014 das Album „Keine Liebe“ veröffentlichte und gemeinsam mit seinem damaligen Gitarristen auch noch eine Bookingagentur. Zusammen mit Künstlern wie Johannes Oerding, Stanfour und Luxuslärm sammelte er jede Menge Live-Erfahrung und schrieb u.a. Titel für und mit Midge Ure (Ultravox), Christian Neander (Selig), Udo Lindenberg, Joe Walter (Jennifer Rostock) oder die Indie-Band Milliarden.
Neben seiner künstlerischen Laufbahn studierte er Chemie (hat ihm schon in der Schule Spaß gemacht) und BWL (was er mit seiner Promotion als Dr. oec. publ. abschloss) und baute das LMU Entrepreneurship Center mit auf. Dort ist er heute noch festes Teammitglied als Head of Teaching und hilft Studierenden und Gründungswilligen den richtigen Weg zu finden, wobei auch hin und wieder seine eigene Lebensgeschichte mit einfließt. Bei einem erfrischenden Gin Basil Mule in der Loretta Bar in München entstand die Idee für eine Basilikum-Limonade der besonderen Art. Mit professioneller Hilfe eines Lebensmitteltechnologen, einem Koffer voller Zutaten und jeder Menge Hilfe von Freunden, die sich in kleinen „Feldtests“ bereit erklärten das neue Getränk auf Herz und Nieren zu prüfen, entstand BALIS. Im Mai 2016 kam die erfrischende Basilikum-Ingwer Limonade auf den Markt und ist mittlerweile nicht nur deutschlandweit sondern auch in Österreich, Finnland und Dänemark vertreten. Eine echte Erfolgsstory für ein Start-Up Unternehmen, was eben die richtige Portion Risikobereitschaft brauchte um aus der Taufe gehoben zu werden.
Robert Redweik ist „Immer wieder ich. Immer wieder anders“ und er liebt es, kreativ zu sein. Die Freude, etwas zu erschaffen, merkt man ihm an. Und er liebt das Risiko – es ist sein Lieblingswort. Risiken geht er nicht nur körperlich ein – der Kampf mit den Elementen beim Windsurfen und der Kick steiler Skipisten haben es ihm angetan – sondern auch mental: Er könnte mit seiner akademischen Ausbildung genauso gut einen gehobenen Office-Job mit sicherem Einkommen in einem DAX-Unternehmen haben – doch er entscheidet sich für die Musik. Sein Album hat er selbst finanziert, ohne die Sicherheit einer großen Plattenfirma im Rücken aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Mit „DEIN VEGAS“ veröffentlicht er sein erstes Solo-Debütalbum, was er im Alleingang mit Produzent Peter Müssig aufnahm. “Alles, was mich in den letzten zwei Jahren bewegt hat, ist in die Songs eingeflossen“, sagt er. “Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um das sich Neuerfinden, sich in Gefühlen verlieren, um Sucht, Wut und auch um politische Themen.“ Dabei hat Robert eine musikalische Mischung geschaffen, die jedem Song eine eigene musikalische Farbe und positive Grundstimmung gibt, die Roberts Maxime ist. “Man wird in seinem Leben Glück haben und auch mal Pech. Das dazwischen, das kann man beeinflussen“, ist er sich sicher. Und: “Man muss immer das tun, was man selbst für richtig hält. Dazu braucht man noch zwei Prozent Glück, dann kann man Erfolg haben. Und wenn nicht, probiert man es von Neuem!“
Gemeinsam mit Peter Müssig (“Mein Kreatives gegenüber, der auch mal den Counterpart gibt.“) und unterstützt von Drummer Severin Gasteiger und Cellistin Nargiza Yusupova entstanden die Songs zu „DEIN VEGAS“ in Hamburg. Der Albumtitel ist dabei der rote Faden, der sich durch den Longplayer zieht: “In jungen Jahren war ich mal zu Besuch in Las Vegas. Dieser wahnsinnig bunte, laute, artifizielle Wüsten-Ort hat einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Diese Glücksspielstadt wurde ja quasi aus der Wüste von Nevada heraus gebaut. Das ist eine schöne Metapher fürs Leben: Ja, du kannst eine Stadt in der Wüste bauen, und ja, du kannst dich neuerfinden! Es ist machbar! Und du kannst dich wiederaufbauen, wenn du mal down bist. Jeder kann aus seinem Leben sozusagen sein eigenes Vegas machen. Jeder hat es selbst in der Hand“.
Die erste Singleauskopplung ist “Tempo raus“, eine Pop-Nummer mit Oldschool-HipHop-Anleihen im Refrain. Dazu Robert: “Ganz ehrlich, wir leiden hierzulande schon auch an First-World-Problems: den ganzen Tag rennen wir mit unseren Handys vorm Gesicht rum. Wir glauben, wir sind überall die Wichtigsten, wir werden überall gebraucht, müssen immer erreichbar sein, alles muss schnell gehen. Dabei ist es so wichtig, auch einfach mal selbst das Tempo rauszunehmen, zu genießen, Erlebnisse richtig wahrzunehmen.“ Weitere Highlights des Albums sind der Opener “Neu erfinden“, der gleich gut losrockt und auch inhaltlich den roten Faden des Albums ankündigt („Du kannst alles können, können wollen musst Du selbst“), das kraftvolle “Roulette“ mit positivem Vibe: “Ich feier dieses Leben für alles was es ist, denn es hat Dich zu mir geschickt…“ und “Weck meine bösen Geister nicht“, ein Song mit Vocoder-Vocals, der stilistisch an Daft Punk und Seeed erinnert. Aber auch politische und gesellschaftskritische Themen haben ihren Platz auf „DEIN VEGAS“. So der Song „Mensch Du bist noch hier“ – ein Weckruf an jeden von uns und eine Aufzählung der guten Dinge, die wir mit unseren „Milliarden Tage(n) an einem Tag“ tun könnten während wir „zusammen irgendwo durch’s Nichts“ fliegen. Mit „Goldfischglas“, seiner zweiten Single, vertont Robert seinen Mut zum Risiko: “Mal aus dem sicheren Glas springen, nicht immer die gleichen Kreise zu schwimmen, sondern rein ins Abenteuer, in die Freiheit.“ Oder wie heisst es in einer seiner Zeilen: „Wir sind das Leben, das wir uns nehmen!“
Das Album “DEIN VEGAS“ überzeugt mit vielschichtigen, modern arrangierten Songs, Roberts markanter, packender Stimme, emotionalen wie gleichermaßen motivierenden Texten (und Denkansätzen!), eben direkt aus dem Leben – und ganz besonders dadurch, dass sich der Künstler keine musikalischen Grenzen setzt! Nur selten hört man so ein konsistentes, intelligentes und abwechslungsreiches Deutsch-Pop-Album!