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Schülerprojekt Eissporthalle – Klasse 9d des Gymnasiums Nordhorn berichtet

Nordhorn. Homeschooling war in den letzten Wochen und Monaten an der Tagesordnung. Auch die Klasse 9d des Gymnasiums in Nordhorn war natürlich „betroffen“. Somit kam ein aktuelles „Ereignis“ direkt aus Nordhorn gerade rechtzeitig, um alle etwas abzulenken.

Am kommenden Wochenende findet der Bürgerentscheid zur Eissporthalle statt und man merkt, wenn man sich in Nordhorn umhört, dass viele möchten, dass diese Eissporthalle bestehen bleibt. „Wo sollen die Kinder und Jugendlichen denn sonst noch hin?“ oder „Die Veranstaltungen, gerade auch die Eis-Disko war immer so toll!“ und viele andere positive Äußerungen werden gemacht. Viele erinnern sich auch gerne daran, dass man dort auch selber Schlittschuhlaufen gelernt hat. Negative Stimmen gibt es auch. Diese beziehen sich aber hauptsächlich auf die Kosten, die eine „Sanierung“ evtl. mit sich bringen könnten.

Doch die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9d des Gymnasiums Nordhorn haben sich lange mit der Situation beschäftigt. Hier nun die Auswertung / die Berichterstattung aus dem Gymnasium Nordhorn

Matthias Bönemann
Matthias Bönemann

Schülerentscheid Eissporthalle – Jahrgangsübergreifende Kommunalpolitik

Bereits im Oktober (noch unter günstigeren Coronabedingungen) thematisierte der Politik-Leistungskurs von Johannes Etmanski (Jahrgang 12) den bevorstehenden Bürgerentscheid zur Sanierung der Eissporthalle. Die Nähe zu den Kommunalpolitiker:innen erlaubte es, dass diese persönlich Rede und Antwort stehen konnten. Mit dem Ziel eine möglichst vielfältige und unabhängige Meinung zu bilden, kamen Gespräche mit unterschiedlichen Akteuren der Politik zustande. Aufgefallen ist den Schüler:innen dabei insbesondere, dass nicht alle Politiker:innen sich neutral zum bevorstehenden Bürgerentscheid äußerten.

 Uwe Fietzek
Uwe Fietzek

So befürworteten der Bürgermeister der Stadt Nordhorn, Thomas Berling, und Matthias Bönemann, Mitinitiator des Bürgerentscheids, eine Sanierung der Eissporthalle. Hingegen hatten Landrat Uwe Fietzek, der den Politik-Leistungskurs am Nordhorner Gymnasium besuchte, und Claudia Middelberg (Bündnis90/Grüne) Bedenken hinsichtlich der Finanzierung bzw. Umweltproblematik. Auch die Kooperation zwischen Stadt und Kreis wurden unterschiedlich bewertet, wodurch die Schüler:innen hautnah erleben konnten, wie verschieden politische Kooperationen eingeschätzt wurden. Hinzu kam die Erkenntnis, dass auch die Homepage des Landkreises keine Divergenz in Bezug auf die Vor- und Nachteile einer Sanierung aufwies. Für die Schüler:innen des Leistungskurses waren diese Erkenntnisse aus der politischen Praxis eine tolle Erfahrung.

Während der Schulschließungen und des Homeschoolings hat sich die Klasse 9d des Nordhorner Gymnasiums in den letzten Wochen ebenfalls intensiv mit dem Thema „Bürgerentscheid zur Eissporthalle“ beschäftigt.Lehrer Cem Pala nutzte die bevorstehende regionale Bürgerwahl, um eine Unterrichtseinheit zu Formen der Demokratie zu erarbeiten. 

„Das passte wie die Faust aufs Auge“, findet Cem Pala, Lehrer am Gymnasium Nordhorn. Zu Anfang sprachen die Schüler über die Formen dieses politischen Systems und gingen die Vor- und Nachteile der direkten und indirekten Demokratie durch. Rund 63 Artikel der Grafschafter Nachrichten zur Eissporthalle haben die Schüler gelesen und durchgearbeitet. Heraus kam eine Zeitleiste, die die verschiedenen Aspekte, Meinungen der verschiedenen Parteien wie der Bürgerinitiative oder des Landkreises darstellten. „Wir haben dann darüber diskutiert, welche Interessen aufeinandertreffen. Am Ende schrieb jeder Schüler einen Leserbrief, in der die eigene Position und die der Gegenseite dargelegt und Argumente, die den Bürger beim Votum überzeugen sollen, aufgezeigt werden“, erzählt Pala. Die Vorschläge der Schüler, was mit der Eissporthalle passieren soll, waren ambivalent: Sie finden, dass die Sanierung zwar teuer ist und der Gewinn im Vergleich zu gering, aber ein ganzjährige Nutzung durch etwa Inlineskaten oder Lasertag (ein Mannschaftspunktespiel, das durch einen Parcours führt), sinnvoll. 

„Ich glaube, die Schüler fanden das Thema interessant und abwechslungsreich. Nicht zuletzt, weil es ein regionaler Bürgerentscheid ist“, resümiert Cem Pala. „Die Diskussion war dadurch sehr rege und jeder konnte etwas dazu sagen. Es war auch eine willkommene Abwechslung zum Homeschooling.“

In einer Online-Präsentation der Ergebnisse wurden schließlich die Gründe für und gegen die Sanierung der Halle gegenübergestellt und diskutiert.

Paula Kamps
Paula Kamps

Hier einige Beispiele von Meinungen der Schüler:

  • Trotz der direkten Betroffenheit der Jugendlichen und Kinder ist eine Teilnahme an der Wahl für uns nicht möglich, sodass mir nur die Möglichkeit bleibt meine Eltern davon zu überzeugen, dass sie für die Sanierung der Halle stimmen. (Paula Kamps)
Phileas Raether
Phileas Raether

  • Bei der Diskussion um die Sanierung der Halle stehen eher die rechtlichen und formalen Aspekte einer Durchführung des Bürgerentscheids im Vordergrund („Paragrafenreiterei“) und gar nicht die Gründe, die dafür oder dagegen sprechen. Dies zeigt das Desinteresse der Politik an einer interessengeleiteten Lösung. (Phileas Raether)

Paula Kemper
Paula Kemper

  • Man hört immer nur davon, dass die Halle erhalten und saniert werden soll. Aber fehlende Einnahmen und der enorme Energieverbrauch sprechen eine eindeutige Sprache. Außerdem könnte man in Rheine in die Eissporthalle, wenn man denn unbedingt möchte. (Paula Kemper)
Simeon Häcki
Simeon Häcki

  • In der Eissporthalle lernten wir nicht nur das Eislaufen, lernten, dass es okay ist, immer wieder hinzufallen, sofern wir uns wieder aufrappelten. Wir lernten, dass es sich lohnt etwas zu erlernen, dass es die Mühe wert ist und man dann ungeheuren Spaß daran entwickeln kann. Diese schönen Erinnerungen an die Grundschulzeit werden der heutigen Generation genommen. (Simeon Häcki)

Henri Kampmann
Henri Kampmann
  • Ich kann verstehen, dass viele Menschen eine emotionale Bindung zur Eissporthalle haben. Aber der Eissport ist eine Randsportart, die Halle hatte in den letzten Jahren vergleichsweise wenig Besucher und auch nicht allzu viele Vereinsmitglieder. Ich vermute, dass sich das in Zukunft nicht wesentlich ändern wird. (Henri Kampmann)

 Alina Weber
Alina Weber
  • Wenn man von der Eissporthalle als „nice-to-have“-Sache spricht, dann könnte man auch behaupten, dass alle Freizeitaktivitäten überflüssig sind. Dies möchte keiner und es sind die schönen Dinge, die unser Leben lebenswert machen. (Alina Weber)

Text und Fotos: Herr Pala und Herr Etmanski, Lehrer am Gymnasium Nordhorn für Politik-Wirtschaft

Die Fotos wurden uns vom Gymnasium Nordhorn zur Verfügung gestellt