Musik

TEESY meldet sich zurück und sagt: „Ich hab meine Träume verloren“

Mit 19 hat man noch Träume. Alles geht so leicht von der Hand und alles, was man anfasst, scheint zu gelingen: Das erste Moped fühlt sich an wie eine chromglänzende Harley, der erste Urlaub mit den Freunden, im VW Bus an die Cote d’Azur, wie eine Weltreise. Und wenn es dann mal nicht klappt, was solls? Die erste Trennung ist nach ein paar Monaten überwunden, Kratzer verheilen schnell, auf kleine Niederlagen folgen große Erfolge.

Mit 19 hat man noch Träume. Und mit 20. Und mit 25. Und dann, ganz schleichend, legt sich ein Grauschleier auf alles. Die Freunde vom Cote d’Azur-Trip verabschieden sich in Familie oder Karriere, während man selbst beides nicht so richtig auf die Kette bekommt. Hilflos druckst man am Telefon herum, wenn die Eltern wissen wollen, was denn jetzt passieren soll, was denn der Plan ist? Aber da sind keine Pläne, nur ein gewaltiger Druck, endlich mal Pläne zu haben. Und wenn man in sich hineinhorcht, durch die Hilflosigkeit hindurch, dann ist da nur eine tiefe Traurigkeit, eine Grube mit all den begrabenen, verlorenen Träumen.

Auf seiner Single „Ich hab meine Träume verloren“ erzählt Teesy von diesem Augenblick, in dem man begreift, dass dort nichts mehr ist. Betastet seine Brust und spürt nur Leere und Phantomschmerz, „Wo Sind meine Pläne hin, die von früher, die Großen, die Kleinen/ Sie gaben meinem Leben Sinn“ Und sinniert darüber, wie sein eigenes Erwachsenwerden damit zu tun haben könnte, denn „mit 19 war alles so leicht“, während er mit mittlerweile 30 Jahren versucht, eben diese Sorglosigkeit wieder zu finden.

Ein wenig Trost spendet, dass Teesy bei der Sinnsuche begleitet wird, die Sängerin Buket fügt noch eine weitere Perspektive hinzu, singt vom Moment, in dem das Alleinsein schmerzhaft wird, man die Sorge der eigenen Mutter nicht mehr erträgt, die sich fragt, warum denn da immer noch niemand ins Leben getreten ist. Mit warmen Stimmen beichten sich beide ihren Schmerz und sorgen doch dafür, dass „Ich hab meine Träume verloren“ Soulmusik im wahrhaftigsten Sinne ist, Licht und Helligkeit.

Der reduzierte Akustik-Sound gibt den Texten Raum, unterstreicht einzelne Sätze, wird leise, wenn es angebracht ist. Dieser Stil wird sich auch auf der EP, die für April gedacht ist, fortführen  und auf der Teesy einen melancholisch-sonnigen Lagebericht zu seinem Status Quo abgibt, über Dinge, die man sich nicht traut, seinen Eltern zu sagen und über eine bescheidene Bitte an Elon Musk.

Und eben über verlorene Träume, die doch noch einen Nutzen haben: als wunderschöne und tieftraurige Musik.

Folgt Teesy: https://www.instagram.com/teesytones/