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Erfolgreiche Zusammenarbeit am Runden Tisch: Biotopverbund in der Grafschaft Bentheim nimmt Gestalt an

Nach rund zwei Jahren mit vielen intensiven Gesprächen und einem umfangreichen Beteiligungsprozess hat der Landkreis Grafschaft Bentheim ein wichtiges Etappenziel für die Einrichtung eines kreisweiten Biotopverbundes erreicht: Als Grundlage dafür liegt nun ein naturschutzfachliches Konzept vor. Dieses dient unter anderem der Unteren Naturschutzbehörde künftig zur Maßnahmensteuerung. Das Konzept wurde maßgeblich im Rahmen des Runden Tisches zum Niedersächsischen Weg erarbeitet. Der Runde Tisch setzt sich aus etwa 20 Vertreterinnen und Vertretern der Land- und Forstwirtschaft, der Wasserwirtschaft, von Umweltverbänden und der Kreisverwaltung zusammen. „Wir freuen uns, dass sich alle beteiligten Akteurinnen und Akteure auf ein gemeinsames Konzept zur Vernetzung der verschiedenen Biotope in der Grafschaft verständigt haben. Damit haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ziel ist es, mit dem Biotopverbund den genetischen Austausch zwischen Arten und Populationen zu ermöglichen. So wollen wir die Artenvielfalt und nicht zuletzt das Überleben von Tier- und Pflanzenarten in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft sicherstellen“, berichtet Sandra Cichon, Erste Kreisrätin des Landkreises Grafschaft Bentheim. Sie verweist darauf, dass Biotopverbundplanungen ein Kernelement von Naturschutzplanungen auf unterschiedlichsten Ebenen seien. Auch mit Blick auf das Regionale Raumordnungsprogramm käme diesen Planungen eine entscheidende Rolle zu.

Bereits seit 2015 verfolgt die Grafschafter Kreisverwaltung den Ansatz, den Biotopverbund im Regionalen Raumordnungsprogramm zu implementieren. „Mit der Gründung des Runden Tisches zum Niedersächsischen Weg im März 2022 bestand seitens aller Akteurinnen und Akteuren der Wunsch, dass diese komplexe Thematik transparent aufgearbeitet wird“, blickt Erik Rosche, der in der Abteilung Umwelt die Umsetzung des Niedersächsischen Weges federführend begleitet, zurück. Bis zur Vorstellung des nun vorliegenden Konzeptes war es ein langer Weg: „Planerisch-methodische Vorgaben wurden zwischenzeitlich aktualisiert, Datengrundlagen konkretisiert. Die Mitglieder des Runden Tisches konnten zudem Anregungen äußern, die in die weitere Bearbeitung eingeflossen sind.“

Die enge Zusammenarbeit am Runden Tisch zeigt, dass es möglich ist, verschiedene Interessen miteinander zu vereinbaren. So ziehen alle Beteiligten ein positives Zwischenfazit des bisherigen Prozesses. „Wir haben die Rückmeldung erhalten, dass sich alle gut informiert und eingebunden fühlen. Ebenso ist allen bewusst, dass an manchen Stellen Kompromisse gemacht werden müssen. Umso wichtiger ist nun ein fortlaufendes Miteinander bei der Umsetzung des Konzeptes“, sagt Rosche.

Die landwirtschaftlichen Vertreterinnen und Vertreter sehen den Biotopverbund nach wie vor sehr kritisch und betonen übereinstimmend: „Im weiteren Ablauf ist außerdem bedeutsam, welche Darstellungen des Konzeptes in die Raumordnung als Vorranggebiet oder als Vorbehaltsgebiet übernommen werden und welche Auswirkungen diese auf die landwirtschaftliche Nutzung mit sich bringen.“ Die Erste Kreisrätin Sandra Cichon beschwichtigt und macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Regionale Raumordnung raumordnerisch relevante Vorhaben steuern soll: „So lange es sich nicht um raumbedeutsame Vorhaben handelt, sind Betriebserweiterungen oder Umbauten in der Regel unkritisch und die Ziele des Biotopverbundes werden nicht wesentlich beeinträchtigt. So haben wir beispielsweise auch als ein Ergebnis der Abstimmungen festgehalten, dass die Entwicklungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe gewährleistet bleiben müssen.“

Bei der künftigen Umsetzung des Konzeptes zum Biotopverbund liegt der Fokus auf Freiwilligkeit. „Kompensationsmaßnahmen und die Verwendung von Ersatzgeldern können so sinnvoller gesteuert werden“, erklärt Erik Rosche. Auch Vertragsnaturschutzmaßnahmen – zum Beispiel flexible Blühflächen – oder Agrarumweltmaßnahmen könnten dann sinnvoller in die landwirtschaftliche Nutzung eingebunden werden, ohne dafür dauerhaft und ortsgebunden Flächen in Anspruch zu nehmen. „Flexible naturschutzfachlich hochwertige Maßnahmen, die gut in landwirtschaftliche Betriebsabläufe passen, sollen ohnehin in der Grafschaft gestärkt werden“, weiß Rosche. Einen kleinen Ausblick auf die Umsetzung des Konzeptes gibt das ebenfalls im Rahmen des Runden Tisches konzipierte Blühflächen-Programm. Hierbei werden die Saatgutbereitstellung und die Förderung ganz unbürokratisch abgewickelt.

Text und Foto: Landkreis Emsland