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Faires Frühstück: Lebensmittel retten, statt wegwerfen – 170 Gäste informierten sich über das Thema Lebensmittelverschwendung

Lingen. Dass sich Genuss und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen, bewies einmal mehr das faire Frühstück in Lingen. Ein reich gedecktes Buffet mit ausschließlich fairen, regionalen und saisonalen Produkten lockte am Wochenende rund 170 Gäste in das Foyer des Theaters an der Wilhelmshöhe. Käse, Wurst, Gemüse und Brötchen stammten dabei von Produzenten aus der Region, verschiedene Brotaufstriche und Getränke aus fairem Handel. Mit der Resonanz zeigten sich die Veranstalter der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd), des Weltladen Lingen e.V. und der Stadt Lingen sehr zufrieden. „Das Konzept geht auch bei der mittlerweile vierten Auflage des fairen Frühstücks auf. Die zahlreichen Gäste beweisen uns: Es passt!“, freute sich Maria Niemann von der kfd. Ziel der Veranstaltung war es erneut, zum Nach- und Umdenken anzuregen. „Uns ist der Mehrwert der Veranstaltung ganz wichtig. Ich denke, der faire Handel kann die Ausbeutung von Mensch und Umwelt verhindern“, betonte Niemann.

Faires Frühstück: Lebensmittel retten, statt wegwerfen - 170 Gäste informierten sich über das Thema Lebensmittelverschwendung - Rund 170 Gäste nahmen am Fairen Frühstück im Theater an der Wilhelmshöhe teil. Damit zeigten sich (v.l.) Holger Berentzen, Uta van Roje, Maria Niemann, Traute Pott und Andreas Gaida vom Organisationsteam sehr zufrieden. Foto: Stadt Lingen
Faires Frühstück: Lebensmittel retten, statt wegwerfen – 170 Gäste informierten sich über das Thema Lebensmittelverschwendung – Rund 170 Gäste nahmen am Fairen Frühstück im Theater an der Wilhelmshöhe teil. Damit zeigten sich (v.l.) Holger Berentzen, Uta van Roje, Maria Niemann, Traute Pott und Andreas Gaida vom Organisationsteam sehr zufrieden. Foto: Stadt Lingen

Inhaltlich stand dieses Mal das Thema Lebensmittelverschwendung im Fokus. „In drei Vorträgen wurde uns das unglaubliche Ausmaß an Verschwendung vor Augen geführt“, fasste Traute Pott von der kfd zusammen. Den Auftakt machte Peter Klösener, Bildungsreferent der Katholischen Landvolkhochschule Oesede. „18 Millionen Tonnen Lebensmittel werden pro Jahr alleine in Deutschland vernichtet. Weltweit sind es 1,3 Milliarden Tonnen“, berichtete Klösener. Angesichts dieser Zahlen hinterfragte er kritisch, welche Wertschätzung Lebensmitteln noch entgegengebracht werde. „In Deutschland geben wir nur 14 Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus. Das ist im europaweiten Vergleich sehr gering. Bei uns ist alles im Überfluss vorhanden. Lebensmittel sind billig und was billig ist, ist nichts wert“, stellte er provokant fest. Hinzu kämen die Qualitätsnormen der Supermärkte und strenge Hygienevorschriften, die ebenfalls zur massenhaften Vernichtung von Lebensmitteln beitragen würden.

„Was kann ich persönlich gegen die Lebensmittelverschwendung tun?“, fragte Klösener und gab den Frühstücksgästen praktische Tipps mit auf den Weg. „Verwerten Sie Reste. Kaufen Sie Produkte kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, wenn Sie wissen, dass Sie diese schnell aufbrauchen. Fragen Sie in Restaurants bewusst nach kleineren Portionen und ob Sie Reste mitnehmen können“, lauteten einige Ratschläge von Klösener.

Einen anderen Weg geht die bundesweite Foodsharing-Initiative. Sie hat der Lebensmittelverschwendung unter dem Motto „Teile Lebensmittel, anstatt sie wegzuwerfen“ den Kampf angesagt. „Seit zwei Jahren gibt es auch in Lingen eine Hochschulgruppe, in der sich rund 15 Foodsharer engagieren“, erklärten Rebekka Bareith und Malte Lutz. Sie gehören zu den Initiatoren des Foodsharing-Projektes in Lingen. „Wir haben schnell positive Erfahrungen gesammelt und konnten bereits einige Betriebe für das Projekt begeistern“, blickte Lutz zurück. Jede Woche sammelt die Gruppe übrig gebliebene Lebensmittel bei verschiedenen Betrieben ein. Diese werden dann unter den Foodsharern in Lingen verteilt. An bestimmten Tagen werden die Produkte auch in der Alten Backstube zum Abholen ausgelegt. Auf dem Campus gibt es zudem einen FairTeiler. „Dort können Studierende, Professoren und Campus-Mitarbeiter Lebensmittel, die sie selbst nicht mehr verwenden wollen, abgeben. Im Gegenzug können sie natürlich andere Produkte wieder mitnehmen“, erklärte Lutz das Prinzip.

Künftig wolle die Hochschulgruppe einen eigenen Foodsharing-Verein gründen, um im Stadtbild besser wahrgenommen zu werden. Bareith und Lutz wiesen auch darauf hin, dass es seit einigen Monaten eine Kooperation mit der Lingener Tafel gebe. „Wir wollen niemandem das Essen wegnehmen und keine Konkurrenz zur Tafel aufbauen“, stellten beide klar. Sie würden nur Lebensmittel, die die Tafel nicht mehr an ihre Kunden herausgebe, privat weiter verteilen.

Wie gut diese Kooperation läuft, bestätigte abschließend Edeltraut Graeßner, Vorsitzende der Lingener Tafel. „Wir verstehen uns alle als Lebensmittelretter. Wir wollen nichts in die Tonne werfen“, machte sie deutlich und stellte die Arbeitsweise der Tafel mit ihren rund 490 zumeist ehrenamtlichen Mitarbeitern vor. Alleine im Bereich der Stadt Lingen sammele die Tafel pro Woche 25 Tonnen Lebensmittel.

Beim Fairen Frühstück selbst wurden keine Lebensmittel verschwendet. Die Gäste konnten sich gegen eine kleine Spende die Reste für zuhause einpacken lassen. Geliefert und zubereitet wurde das Faire Frühstück durch den Integrationsbetrieb „Besser genießen“ des Christophorus-Werkes, der auch das Catering übernahm sowie durch Auszubildende des Berufsbildungswerkes und der Werkstatt für behinderte Menschen des Christophorus-Werkes. Die Blumendekoration gestalteten die BBS Lingen – Agrar und Soziales. Musikalisch wurde das Faire Frühstück durch das Duo Stefan und Andreas Krummen begleitet.

Text und Foto: Stadt Lingen