Kleiner Kletterkünstler mit großer Aufmerksamkeit: Der Gecko wird Zootier des Jahres
Köln / Berlin / Nordhorn, 31. Januar 2024 – Im Aquarium des Kölner Zoos wurde heute das Zootier des
Jahres 2024, der Gecko, vorgestellt. Das Team des Aquariums trägt mit der Erhaltungszucht
verschiedener Geckoarten maßgeblich dazu bei, diese Arten vor dem Aussterben zu bewahren. Zur
Auftaktveranstaltung konnte unter anderem die Schirmherrin der diesjährigen Kampagne, die
Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Sabine Riewenherm, die gefährdeten Geckos
bewundern.
Zu Pulver zermahlen, als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt – so endet manch Gecko und wird
damit Opfer eines Aberglaubens, welcher den Tieren besondere Heilkräfte zuschreibt. Dafür gibt es
keinerlei wissenschaftliche Beweise, doch die Nachfrage nach diesen vermeintlichen Medikamenten
steigt dramatisch. Generell sind Geckos mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungen konfrontiert.
Diese reichen von der Verschmutzung und dem Verlust des Lebensraumes, Schäden durch invasive
Arten, dem Klimawandel bis hin zur übermäßigen Absammlung für den Heimtierhandel oder der
Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin und als Delikatesse. Dabei faszinieren diese
Reptilien uns Menschen, wenn sie sich mit speziellen Haftlamellen an den Zehen hervorragend auf
glatten Flächen wie Blättern oder sogar Glas, sicher fortbewegen.
„Wir brauchen wirksame Instrumente und eine gute Zusammenarbeit, um bedrohte Geckoarten zu
erhalten“, betont Sabine Riewenherm, Präsidentin des BfN. „Eine Verknüpfung von In-situ- (im
Lebensraum) und Ex-situ-Maßnahmen (in der Haltung) hat sich als besonders wirksam für einen
effektiven Artenschutz herausgestellt. Dies entspricht auch dem so genannten One Plan Approach der
IUCN. Projekte vor Ort, Behörden und zoologische Gärten müssen hierbei Hand-in-Hand arbeiten.“ Die
IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur) verdeutlicht im neuen Positionspapier die
Schlüsselrollen, die Zoologische Gärten an der Schnittstelle zwischen der Erhaltung in den Zoos und im
ursprünglichen Lebensraum spielen. „Unsere Zoos haben eine lange Tradition darin, sich auch mit den
Lebensansprüchen der Geckos zu beschäftigen, um diese – im schlimmsten Fall – durch gezielte Zucht
vor dem Aussterben zu bewahren. Aber nur gemeinsam schaffen wir es, diese faszinierenden Tiere auch
in ihrem Lebensraum zu retten“, erklärt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen
Gärten. Für Arten wie den Himmelblauen Zwergtaggecko ist das besonders wichtig, denn sein gesamtes
Verbreitungsgebiet umfasst nur acht Quadratkilometer in Tansania. Bereits ein großer Waldbrand
könnte die Art für immer verschwinden lassen.
Der Gecko als Zootier des Jahres
Da die Bestände vieler Geckoarten akut gefährdet sind und immer weiter abnehmen, sollen die Geckos
nun ein Jahr lang im Rampenlicht stehen. „Mit der Wahl zum Zootier des Jahres 2024 wollen wir
zusammen mit der Unterstützung unserer Kampagnenpartner und der Zoogemeinschaft Lobbyarbeit für
hochbedrohte Geckoarten betreiben und gezielt konkrete Artenschutzprojekte vor Ort unterstützen“,
sagt Dr. Viktoria Michel, Projektkoordinatorin der „Zootier des Jahres“- Kampagne der ZGAP.
Mit den Kampagnengeldern werden verstärkt Schutzmaßnahmen für verschiedene Geckoarten in
Vietnam und Tansania umgesetzt und Umweltbildungsmaßnahmen gestartet. Spendengelder, die im
Laufe dieses Jahres gesammelt werden, verstärken die Reichweite der Aktivitäten. In mehreren
Regionen Vietnams werden etwa neue Erhaltungszuchtstationen errichtet oder bestehende Haltungen
erweitert. In Tansania wird mit den Kampagnengeldern ein neues Schutzgebiet ausgewiesen und
aufgebaut, um den Lebensraum der Himmelblauen Zwergtaggeckos zu vergrößern und die bisher
getrennten Geckopopulationen wieder zusammenzubringen.
Vietnamesische Geckos werden im Fokus der Kampagne
„In Vietnam kommen über hundert verschiedene Geckoarten vor, darunter Psychedelische
Felsengeckos, Tigergeckos, Vietnam-Goldgeckos, Bogenfingergeckos und Reeves Tokehs. Viele
vietnamesische Geckos sind noch nicht einmal wissenschaftlich beschrieben worden aber bereits hoch
bedroht“, berichtet Prof. Dr. Thomas Ziegler, Kurator des Aquariums des Kölner Zoos.
Besonders die charismatischen Tokehs – anpassungsfähige Kulturfolger und nützliche Insektenfänger –
werden zu Hunderttausenden gefangen, getötet und zu angeblichen Wunderheilmitteln verarbeitet,
was ihre Bestände zunehmend gefährdet. Mittlerweile sieht man die einst weit verbreitete Geckoart
daher leider immer seltener. Vietnam-Goldgeckos sind ebenfalls stark bedroht, obwohl sie nicht als
Medizin, dafür aber als lokale Delikatesse gehandelt werden. Mittels Schlingfallen werden sie gefangen
und als Lebensmittel auf den Märkten angeboten.
Die Kampagne „Zootier des Jahres“
Die „Zootier des Jahres“- Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für
stark gefährdete Tierarten einzusetzen, die nicht so bekannt sind und deren Bedrohung bisher nicht
oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. So konnten in der Vergangenheit beispielsweise wichtige
Projekte für den Erhalt von Rotohraras in Bolivien, Scharnierschildkröten in Kambodscha oder Java-
Pustelschweine in Indonesien realisiert werden. Bei den Bemühungen, die gesteckten Ziele für die im
Fokus stehenden Arten zu erreichen, wird die ZGAP von ihren Partnern der Gemeinschaft der
Zooförderer (GdZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) und dem Verband der Zoologischen
Gärten (VdZ) unterstützt.
Tierpark Nordhorn
Der Tierpark Nordhorn ist mit rund einer halben Millionen Gäste jährlich der drittgrößte Zoo
Niedersachsens. Die 200 Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste und die rund 2500 Tiere in 100 Arten.
Als regionales Arten- und Naturschutzzentrum bewirtschaftet der Familienzoo rund 170 Hektar seltener
bedrohter Lebensräume selbst, über die Ökologische Station werden sogar rund 40.000 Hektar dieser
Lebensräume wie Hochmoor, Hutewald oder Wachholderheiden betreut.
Der Nordhorner Zoodirektor Dr. Nils Kramer ist Mitbegründer der „Zootier des Jahres“-Kampagne und
Vizepräsident der Deutschen Tierparkgeselklschaft (DTG) und reiste daher zur Pressekonferenz nach
Köln. Im Tierpark Nordhorn leben keine Geckos, aber mit den Bartagamen eine Art aus der Ordnung der
Schuppenkriechtiere, die für die Zoopädagogik in Nordhorn von unschätzbarem Wert ist. Bartagamen
leben in Australien. Sie sind in ihrer Heimat nicht bedroht und werden überall auf der Welt als beliebtes
Heimtier gehalten. 2022 wurden die mittelgroßen Echsen daher zum ersten „Heimtier des Jahres“
ernannt. Im Rahmen des zoopädagogischen Unterrichts können die Kinder die Bartagamen als Vertreter
der Schuppenkriechtiere hautnah erleben. Die ruhigen und gelassenen Agamen werden im Unterricht
mitunter aus ihrem Terrarium genommen und können so von den Kindern mit allen Sinnen erfahren
werden. „Die Bartagamen können auf diese Art und Weise als Botschafter für ihre bedrohten wilden
Verwandten dienen und eine Brücke bauen!“ so Nils Kramer. „Daher beteiligen wir uns wieder sehr
gerne an der nun startenden „Zootier des Jahres“-Kampagne und hoffen so einen wertvollen Beitrag
zum Erhalt der Geckos leisten zu können.“
Weitere Informationen: https://zootierdesjahres.de/
Text und Foto: Tierpark Nordhorn
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