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Neuer Gedenkstein erinnert an alten jüdischen Friedhof

Nordhorn. Mit einem neuen Gedenkstein erinnert die Stadt Nordhorn an den ersten jüdischen Friedhof an der Bentheimer Straße. Bürgermeister Thomas Berling enthüllte den Stein kürzlich gemeinsam mit Gerhard Naber vom Forum Juden / Christen und Bobby Rootveld, der selbst jüdische Wurzeln hat. Rund 25 Gäste aus Politik, Ehrenamt und Nachbarschaft hatten sich versammelt, um der Enthüllung beizuwohnen.

Mit dem Gedenkstein soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass es zwei jüdische Friedhöfe an der Bentheimer Straße in Nordhorn gibt. Während das Friedhofsgelände an der Hausnummer 182/184 zumindest teilweise erhalten ist, war der erste Friedhof an der Hausnummer 261 für lange Zeit völlig unsichtbar. Das Gelände wurde 1937 in der Zeit des Nationalsozialismus vollkommen zerstört und seitdem mehrfach neu bebaut. Heute steht dort ein Autohaus. Offiziell erwähnt wurde der Friedhof erstmals in einem Geleitbrief im Jahr 1694, genutzt wurde er wahrscheinlich seit den Anfängen jüdischer Besiedlung in Nordhorn. Im Jahr 1864 wurde er geschlossen. Vermutlich wurde seinerzeit eine neue Straße in dem Bereich geplant, sodass kein Platz für weitere Gräber mehr zur Verfügung stand.

Diese Informationen zur Geschichte des bislang unsichtbaren Friedhofs sind auf einer Informationsplatte auf dem Gedenkstein vermerkt. Damit Interessierte den Stein jederzeit besuchen und dort innehalten können, wurde er nicht an der viel befahrenen Bentheimer Straße aufgestellt. Er befindet sich stattdessen am hinter dem Autohaus gelegenen Radweg zwischen Nordhorn-Almelo-Kanal und Grafschafter Sportpark.

Im städtischen Arbeitskreis Gedenken war die Idee entstanden, den alten jüdischen Friedhof wieder ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Der Rat gab dem Vorschlag seine Zustimmung. Auch die Eigentümer des Autohauses haben das Anliegen unterstützt und positiv begleitet. „Mit dem Gedenkstein holen wir diesen Friedhof für die nachgeborenen Generationen wieder in die Gegenwart“, sagte Bürgermeister Thomas Berling in seiner Gedenkrede. Geschichte müsse sichtbar und erlebbar gemacht werden, damit sie nicht in Vergessenheit gerate.

Gerhard Naber erinnerte in seinem Wortbeitrag daran, dass nach jüdischer Auffassung Tote ein „Liegerecht auf ewig“ haben. Jüdische Friedhöfe bestünden somit fort, auch wenn sie geschlossen oder überbaut werden. „Wenn das Gelände es nicht hergibt, müssen wir mit einer Informationsplatte an den Wert und die Würde dieses Ortes erinnern“, fasste er die Intention des Arbeitskreises Gedenken zusammen.

Bobby Rootveld und Sanna van Elst sorgten als Duo NIHZ für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung. Rootveld sprach außerdem ein hebräisches Gebet zu dem besonderen Anlass. Nach der Enthüllung des Steins legten Berling, Naber und Rootveld gemeinsam einen Gedenkkranz nieder.

Text und Foto: Stadt Nordhorn