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Nordhorn sorgt und hilft – Stadt ohne Partnergewalt


Nordhorn (ots) – Gleichstellungsbeauftragte der Stadt und Kriminalpräventioner
des Polizeikommissariates Nordhorn, starten Projekt gegen häusliche Gewalt mit
Flyeraktion

Knapp sechs Monate früher als geplant, geht ab heute das Projekt „StoP – Stadt
ohne Partnergewalt“ in die Umsetzung.

Bereits Ende 2019 haben sich die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Nordhorn,
Anja Milewski, und der Kriminalpräventioner, Uwe van der Heiden, darauf
verständigt, ein Hilfs- und Unterstützprojekt zum Thema Partnergewalt
aufzulegen. Ursprünglich sollte das Projekt erst in der zweiten Jahreshälfte an
den Start gehen.

Die aktuelle Situation infolge der Covid-19-Pandemie machte das Thema nun aber
aktueller denn je. Die Polizei verzeichnet bundesweit rasant steigende Zahlen
von Partnergewalt in häuslicher Gemeinschaft. Sind aktuell zwar vornehmlich
größere Städte betroffen, so ist aber auch in unserer Region ein Anstieg der
Fallzahlen zu beobachten.

Nach Ansicht der Initiatoren war daher nun Eile geboten. Das Projekt wurde
vorgezogen. „Uns war es enorm wichtig, schnell ein Unterstützungsangebot zu
schaffen“, so Anja Milewski.

In Rekordzeit entwarfen die beiden Projektbeteiligten einen Flyer mit
hilfreichen Hinweisen und Verhaltensempfehlungen bei häuslicher Gewalt sowie den
Erreichbarkeiten von Hilfs- und Beratungsinstitutionen.

Das Kulturdezernat der Stadt Nordhorn gab den letzten Schliff und brachte den
Flyer in den Druck. Der kriminalpräventive Rat der Stadt Nordhorn erklärte trotz
der schwierigen Vorstellungs- und Debattiersituation schnell und unbürokratisch
die Kostenübernahme.

Dank der großartigen Zusammenarbeit ist es somit gelungen, den Flyer bereits zum
Osterwochenende als Beilage mit dem Grafschafter Wochenblatt zu verteilen.

Und darum geht es: Gewalt in Partnerschaften kommt täglich vor – in allen
Gesellschaftsschichten. Opfer sind vor allem Frauen. Die Erfahrung, zu Hause von
einem nahen Menschen Gewalt zu erfahren, ist furchtbar und hat einschneidende,
existenzielle Folgen für die Betroffenen. Partnergewalt zerstört Gesundheit und
Leben aller Beteiligten. Zu selten wird offen darüber gesprochen. Scham und
Unsicherheit prägen den Umgang mit der Thematik. Viele gehen fälschlicher Weise
davon aus, dass häusliche Gewalt Privatsache sei.

Aber: Partnergewalt verstößt gegen Recht und Menschlichkeit.

Das Geschlecht spielt für die Art der Gewalt und den Ort, an dem sie
stattfindet, eine wichtige Rolle.

Jede vierte Frau, die in einer Partnerschaft gelebt hat, hat körperliche
Übergriffe durch einen Beziehungspartner erlebt. Fast jede siebte widerfuhr
sexualisierte Gewalt (Studie Bundesfamilienministerium/BMFSFJ 2004: 10)

Doch auch Männer werden in Partnerschaften verletzt. Auch Frauen werden
gewalttätig. Formen und Ausmaß sind allerdings unterschiedlich.

Nicht zuletzt bedeutet die Gewalt für im Haushalt lebende Kinder, eine Gefahr
massiver sozialer und emotionaler Schädigungen.

Vor diesem Hintergrund war es Anja Milewski und Kriminaloberkommissar Uwe van
der Heiden ein großes Anliegen, ein besonderes Angebot für von häuslicher Gewalt
betroffene Personen und das gesamte Umfeld zu schaffen. „Gewalt in
Partnerschaften ist keine Privatsache und findet nicht im luftleeren Raum statt.
Nachbarn, Bekannte oder Verwandte hören, ahnen, wissen etwas. Aus Angst und
Unsicherheit wird noch zu oft geschwiegen!“ sagt Anja Milewski. Das Projekt
„Stadt ohne Partnergewalt“ werde bereits in ähnlicher Form in mehreren
Stadtteilen Hamburgs durchgeführt und schließe eine Unterstützungslücke.

Bei bisher durchgeführten Projekten wurde das sozialräumliche Umfeld von Opfern
und Tätern nicht berücksichtigt. „Das Projekt Stadt ohne Partnergewalt setzt
dort an wo Gewalt geschieht – am Wohnort und in der Nachbarschaft“, so Uwe van
der Heiden. Netzwerke im sozialen Umfeld, dem „Quartier“, sollen unmittelbar und
mittelbar Betroffenen helfen, etwas tun und ändern zu können. Die Regelungen des
Gewaltschutzgesetzes zielen darauf ab, den Opfern den Verbleib in der Wohnung zu
ermöglichen. Viele suchen trotzdem Schutz in Frauenhäusern oder nehmen einen
Umzug auf sich. Viele Frauen fühlen sich am bisherigen Wohnort ungeschützt oder
sind real gefährdet. Hier müssen Mechanismen entwickelt werden, die den
Betroffenen Schutz im eigenen Heim bieten. Es braucht einen Ansatz, der die
Flucht überflüssig macht. Schutz bietet dabei vor allem die Unterstützung
Anderer. Nicht alleine zu sein schafft subjektive und objektive Sicherheit. Den
Nachbarn kommt dabei eine besondere Rolle zu. Sie hören, sehen, ahnen und fühlen
sich oft direkt betroffen. Sie können dazu beitragen, Eskalationen zu verhindern
und Gewalt zu stoppen! „Studien belegen, dass eine aufgeklärte und
handlungswillige Nachbarschaft lebensrettend und gewaltreduzierend wirken kann“,
so die beiden Projektinitiatoren abschließend. Nach dem nun ergangenen
vorgezogenen Startschuss des Flyer Projektes, wird in der zweiten Jahreshälfte
mit weiteren dazugehörigen Aktionen zu rechnen sein.

https://nordnews.de/blaulichtmeldungen-vom-10-april-2020/