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Tierpark Nordhorn gibt seltenen Kauz in Auswilderungsprojekt

Erster Habichtskauz-Nachwuchs wird im Biosphärenpark Wienerwald
angesiedelt
Seit vier Jahre lebt ein Pärchen Habichtskäuze gemeinsam mit einigen weiblichen
Schneeeulen in der begehbaren „Eulen-Tundra“ im Familienzoo in der Grafschaft
Bentheim. Das Team des Tierparks freut sich nun sehr über den allerersten
Nachwuchs der Habichtskäuze. Anfang Mai hatten die Tierpfleger den ersten
Hinweis darauf, dass sich bei dem brütenden Paar etwas verändert hat, denn die
angenommenen Futterportionen wurden größer. Einige Wochen später bestätigte
sich dies endgültig – der kleine, flauschige „Mitesser“ zeigte sich erstmals an der
Öffnung zur Bruthöhle. Die Habichtskäuze waren damit erstmals zu dritt. „Das
besondere an unseren Eulen ist, dass uns dieses Zuchtpaar von der
Österreichischen Vogelwarte für die Teilnahme an deren Habichtskauz-
Wiederansiedlungsprojekt zur Verfügung gestellt wurde!“ so der zuständige
Kurator Dr. Dirk Wewers. Es wurde vereinbart, dass alle Nachkommen dieses
Paares im Wienerwald-Projekt ausgewildert werden. Die notwendigen Transporte
können Dank des Artenschutzeuros vom Tierpark Nordhorn organisiert werden.
Damit die Auswilderung für den Vogel so erfolgreich wie möglich verläuft, sollte
er bestenfalls bis zum 80sten Lebenstag im Projektgebiet eingetroffen sein.
Junge Vögel stellen sich deutlich leichter auf ihren neuen Lebensraum ein als
Altvögel. Dort wird der junge Kauz dann sofort in ein Freilassungsgehege
gebracht und nach etwa 14 Tagen vor Ort in seinen neuen Lebensraum
entlassen.
Der Habichtskauz ist, nach dem Uhu, unsere zweitgrößte heimische Eulenart und
wurde im vorigen Jahrhundert in Österreich komplett und in Deutschland bis auf
eine Restpopulation im Bayrischen Wald ausgerottet. Seit 2009 werden im
Biosphärenpark Wienerwald und im Wildnisgebiet Dürrenstein unter der
Projektleitung von Richard Zink (Forschungsinstitut für Wildtierkunde und
Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien bzw. Konrad-Lorenz-
Institut für Vergleichende Verhaltensforschung) junge Habichtskäuze angesiedelt.
Dadurch soll eine Verbindung zwischen den inselartigen Habichtskauzvorkommen
in Österreichs Nachbarländern ermöglicht und so das Überleben der
Habichtskäuze dauerhaft gesichert werden. Einen großen Anteil an dem
Projekterfolg haben Zoos und Tierparks, die regelmäßig Nachzuchten ihrer
Habichtskäuze kostenfrei zur Auswilderung in das Projekt geben. Mittlerweile
wurden allein im Biosphärenpark Wienerwald über 200 junge Eulen freigelassen.
Einige davon haben inzwischen in freier Wildbahn selbst Nachwuchs bekommen.
Zoodirektor Dr. Nils Kramer freut sich über die Beteiligung des Zoos an diesem
erfolgreichen Auswilderungsprojekt: „Es wäre schön, wenn auch der kleine
Nordhorner Kauz in Zukunft zur Arterhaltung beitragen wird! Und wir hoffen
sehr, dass ihm noch viele weitere Jungtiere aus dem Familienzoo folgen werden.“
Foto (Jörg Everding): Mutter und Jungtier an dem gut versteckten Nistplatz.
Foto (Tierparkarchiv): Der projektspezifische Fußring für den Nordhorner Kauz.
Wenn der Vogel für den Transport eingefangen wird, bekommt er den Ring um
den Fuß und es wird eine Federprobe zur Geschlechtsbestimmung genommen.

Foto: Jörg Everding

Text: Tierpark Nordhorn