Musik

TINIE CREATURES „War“ Videopremiere

Die letzten Jahre haben unumstößlich gezeigt, dass Krieg nur vermeintlich fern war. Seine Gefahr umgibt uns und ist für viele, die nicht das Privileg haben, in Zentraleuropa aufzuwachsen, eine brutal erlebte Realität. Der Kölner Künstler tinie creatures, aka Thomas (Tom) Brandt, nähert sich dieser Thematik auf seine Weise – bildhaft, präzise und ohne den Versuch, etwas nicht Erlebtes greifbar zu machen.

Ein leicht militärisch anmutendes Schlagzeug, eine fast virtuos verspielte Gitarre, der oft dagegenlaufende Bass und die chorisch aus der Ferne singenden bis schreienden Trompeten – nach einem spannungsgeladenen Intro entsteht schnell ein dichter Klangteppich, der die Hörenden regelrecht in einem Sog durch das Stück zieht. Und doch hat „War“ seine kleinen, besonders herausstechenden Details, Sprünge und Breaks, die aufhorchen lassen und den „Durchrausch-Effekt“ durchbrechen.

Textlich arbeitet Brandt mit einem Wechselspiel aus wahnhaft albtraumhaften Bildern und zentralen Fragen:

„grotesque laughter blazing it’s trail
through a perforated throat and the question – 
does it matter if we win or fail“

Wie auch auf der dazugehörigen Platte „Sleepless“ zu hören, ist bei tinie creatures immer die Suche nach Leichtigkeit in der Verzweiflung und im Irrsinn ein Thema. In der zweiten Single-Auskopplung „War“ bekommt diese Suche im beinahe minnesanghaft anmutenden Zwischenteil musikalisch Raum, wenn eine sanft gespielte, detailverliebte E-Gitarre uns zu den Worten umtänzelt:

„all our lives are bundles of storys
raw cut-off-endings, no epilogues 
ghastly jokes carved into the skin
of the ones that’ll eventually go home“

Obwohl tinie creatures als Soloprojekt startete und weiterhin klar alles aus dem Kopf von Brandt kommt, lebt das Projekt dennoch von einem familiären Kreis, der auch auf „War“ zu hören ist. Brandt spielte und sang das Album größtenteils selbst ein. Aufgenommen wurde es jedoch von den langjährigen Wegbegleiter*innen Freda Ressel und Bertin Wagner (welcher im Song auch an Bass und Trompeten zu hören ist). Für Mix und Mastering zeichnet sich Daniel Roesberg (Schlagzeuger von Lygo) verantwortlich, mit dem Brandt bereits in mehreren Projekten zusammenarbeitete.

Im dazugehörigen Video zu „War“ hat das Bremer Gafik-Duo „Die Komplizen“ aus Bremen den Wahnsinn in eindrückliche, fantasievolle und das Plakative vermeidende Bilder gegossen.

Zum Albumrelease geht die tinie creatures in Bandbesetzung auf Tour.
Bisher bestätigte Daten: 

17.09.2024 Trier, Plan K
18.09.2024 Stuttgart, Treber & Trester
21.09.2024 Köln, Kolbhalle (Record Release Show)
23.09.2024 Essen, Rabbit Hole Theater
24.09.2024 Bremen, Litfass
25.09.2024 Hannover, Nordstadtbraut

BIO

Zwischen Verspieltheit, der Liebe zu kleinen Details und großen Melodien – tinie creatures ist das Musikprojekt des Schauspielers, Musikers und Songwriters Thomas (Tom) Brandt.

In Bremen geboren, spielte Brandt in verschiedenen Bands, bevor er in Leipzig Schauspiel studierte und anschließend ein Engagement am Schauspiel Köln annahm. Dieser Werdegang hat auch seine Musik maßgeblich beeinflusst, der eine Vielseitigkeit und manchmal fast theatralische Dramaturgie innewohnt.

2020 als Soloprojekt gegründet, begleiten Brandt bei tinie creatures nun seit zwei Jahren meist ein kleiner Pool an MitmusikerInnen, allen voran Bassistin und organisatorisches „Gehirn der Operation“ Freda Ressel sowie Multi-Instrumentalist Bertin Wagner. Das Trio hat auch das am 20.9.2024 erscheinende Album „Sleepless“ zusammen in Eigenregie aufgenommen.

Ob Konzert oder auf Platte – wer die vielschichtigen Songs hört, wird immer wieder von kleinen Wendungen und Details überrascht, die Musik behält nie eine und dieselbe Farbe.

tinie creatures versteht sich als Spielwiese und lässt sich nicht einfach auf etablierte Genres festlegen. Vergleiche sind schwer zu ziehen, doch natürlich hört man Brandts Einflüsse an verschiedenen Stellen durch. So ist da immer wieder der präzise eingesetzte Kopfstimmen-Gesang, der manchmal, zusammen mit dem virtuosen Gitarrenspiel etwa an einen Jeff Buckley denken lässt. Es gibt die fast schon hymnischen Parts, die Popmelodien zwischen John Mayer und Wishbone Ash und, das Nachdenkliche, manchmal um die Ecke gedachte, zwischen Sophie Hunger und Radiohead. Groovige, an die Red Hot Chili Peppers erinnernde Parts treffen auf kleine Progmomente a la Porcupine Tree.

Und so bleibt tinie creatures auch im Denken beweglich. Dem Zeitgeist gegenläufig, wird weder in der Musik noch in den Texten nach einer einfachen Lösung gesucht. Brandt behandelt in seinen Lyrics persönliche Themen wie Ängste, Verluste und das immer wieder Aufstehen, aber auch Sujets wie Flucht, Krieg und Entwurzelung.

Nach zahlreichen Konzerten in ganz Deutschland, u.a auch im Vorprogramm von Aynsley Lister, Nathan Evans oder Adam French ist die tinie creatures-Crew im September mit ihrem Album „Sleepless“ auf Tour.

Text und Foto via Add on Music