Musik

WieSchall: die Soulstimme, auf die Deutschland gewartet hat


Dem Münchner Publikum ist er bereits als Geheimtipp bekannt. Ohne eine einzige Veröffentlichung füllte er bereits Konzerte mit über 400 Menschen, war live im Radio zu hören und zählt mehr als 9.000 Follower auf Instagram zu seiner Fangemeinde. Die Rede ist von einem der interessantesten Newcomer des Jahres: WieSchall.

Inzwischen plant WieSchall den ersten Release mit der Single “Liebe schreiben” – bewusst durchgestrichen geschrieben. Dabei geht es um jenen Liebesbrief, den er nicht schreiben wollte.

WieSchall vereint darin soulige Vocals mit basslastigen Beats und flowigen, reflektierten Texten. Einen derartigen Sound sucht man vergebens im Deutschpop. Er nennt diese Brücke aus Rap und Gesang “Hip-Pop”. “Ich bin weder Phrasendrescher, noch möchte ich mich auf meine Stimme verlassen. Ich erzähle die Stories, die sonst unerzählt bleiben. Und manchmal reimen die sich.”

Dabei wirkt die Musik nischig und vertraut zugleich. Authentische, intelligente Lyrics emanzipieren ihn vom cliché-behafteten deutschen Songwriter und regen vor allen Dingen zum Nachdenken an. Seine Message: dankbar sein.

“Wir haben hier wirklich alle Güter der Welt in den Schoß gelegt bekommen – es geht nur darum, das auch zu erkennen.”, sagt der Künstler mit dem bürgerlichen Namen Vishal Arora. In einem seiner Lieder (“Selim”) erzählt er schmerzhaft ehrlich die traurige Wahrheit eines geflüchteten syrischen Jungen. Vishals Mutter, selbst einst Flüchtling, entstammt dem Krisengebiet “Kashmir” an der Grenze zu Indien und Pakistan. Sie war Inspiration für die Ballade. “Den Hauch Bollywood hab‘ ich von ihr.” sagt er scherzhaft. “Sie war mal eine bekannte Sängerin in Indien.” Auch sie entkam in frühen Jahren den dortigen Umständen und baute sich später ein neues Leben in Europa auf.

Zwischen melancholisch und hoffnungslos hoffnungsvoll; zwischen Rap und Gesang. Wieschall demaskiert lyrisch die Sollbruchstellen einer fragilen Gesellschaft. Denn genau dort versteht er sich als Geschichtenerzähler der Kontraste, mit der Musik als Sprachrohr. “Da, wo man zwischen den Stühlen sitzend die Farbenvielfalt einer grauen Welt am besten erkennt. Dort ist alles, was ich teilen möchte, wie Schall – nur Musik.”

Text und Foto: Management WieSchall