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Aus den beiden Weltkriegen lernen

Aus den beiden Weltkriegen lernen – Gedenkstätte Esterwegen eröffnet Ausstellung zur 1. Polnischen Panzerdivision und der Befreiung des Emslandes 1945

„Wir hatten die Chance zu einem Neubeginn am Ende des Zweiten Weltkrieges. An die Stelle der Unfreiheit haben wir demokratische Freiheiten gesetzt. Das verbindet uns in Europa“, sagte Landrat Marc-André Burgdorf, der zugleich Vorstand der Stiftung Gedenkstätte Esterwegen ist, anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Die 1. Polnische Panzerdivision und die Befreiung des Emslandes 1945“.

In der Gedenkstätte Esterwegen sind seit dem vergangenen Sonntag (14. April) etwa 130 Fotografien zur 1. Polnischen Panzerdivision zu sehen. Neben den Fotografien wird die Ausstellung von Seiten der Gedenkstätte Esterwegen durch Film- und Videoexponate ergänzt, darunter zwei Berichte von Kindern ehemaliger polnischer Kämpfer.

Die 1. Polnische Panzerdivision war 1942 im schottischen Exil gegründet worden und hatte nach der Landung in der Normandie an der Seite der Alliierten gekämpft. Ihr Weg begann im August 1944 im französischen Caen und endet am 6. Mai 1945 in Wilhelmshaven. Dabei legte sie 1.800 Kilometer zurück. Bei ihrem Vormarsch befreite die polnische Panzerdivision unter dem Kommando von General Stanislaw Maczek am 12. April 1945 auch das Emslandlager Oberlangen. In dem Kriegsgefangenenlager waren zum Zeitpunkt der Befreiung etwa 1.700 polnische Frauen inhaftiert, die am Warschauer Aufstand mitgekämpft hatten.

Die Ausstellung sei aus zwei Gründen besonders wichtig, betonte Burgdorf: „Wir müssen den Menschen unermüdlich die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten vor Augen führen, da es immer weniger Zeitzeugen gibt. Und wir sind in einer Situation nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, in der die wehrhaften Demokratien erneut zusammenstehen müssen.“

Auch diplomatische Vertreter Polens, Soldaten der heutigen 1. Panzerdivision, verschiedene Bürgermeister aus dem Emsland sowie Museumsleiter aus den befreiten niederländischen Städten Breda und Axel nahmen an der Veranstaltung teil. Magdalena Erdmann, Vertreterin des polnischen Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe sowie Leiterin der Abteilung Gedenkstätten im Ausland, bedankte sich bei allen, die „das Thema dauerhaft in die Öffentlichkeit tragen und die Erinnerung bewahren. General Maczek und seine Einheit haben sich große Verdienste erworben um die Befreiung westeuropäischer Städte“, sagte sie.

Die Ausstellung über die polnische Panzerdivision wurde erstmals 1984 in Polen durch die Krakauer Gesellschaft für Fotografie und das heutige Museum für die Geschichte der Fotografie präsentiert. Heute befindet sich einige der Fotografien im Besitz der polnischen Botschaft in den Niederlanden und weitere Aufnahmen im Maczek Memorial Breda, Niederlande. „Die Ausstellung ist ein interessanter Teil des europäischen Erbes. Sie handelt von den Kriegsjahren, sagt aber auch etwas über die Achtziger Jahre in Polen aus“, kommentierte Piet de Blaeij, Direktor des Museums Het Warenhuis im niederländischen Axel, das ebenfalls von der polnischen Panzerdivision befreit worden war. So habe mit der Erstausstellung in Krakow auch eine Rehabilitation der Panzerdivision im kommunistisch regierten Polen stattgefunden. Besondere Motivation für den Museumsdirektor bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ist das Schicksal seines Vaters, der von 1942 bis 1945 Zwangsarbeiter in Wilhelmshaven war und von der 1. Panzerdivision auf ihrer letzten Station des Krieges befreit wurde.

Bis zur endgültigen Demobilisierung im Jahr 1947 gehörten die Mitglieder der polnischen Einheit zu den Besatzungstruppen im Emsland. Zu Ehren ihres Generals gaben sie der polnischen Enklave im zwangsgeräumten Haren vorübergehend den Namen „Maczkow“.

Zum Abschluss der Veranstaltung erhielt Zbigniew Leszczynski, Partnerschaftsbeauftragter für deutsch-polnische Zusammenarbeit beim Landkreis Emsland, von Pawel Jaworski, polnischer Generalkonsul in Hamburg, eine Auszeichnung für seine Verdienste um die Aussöhnung.

Die Ausstellung wird bis zum 4. August zu den Öffnungszeiten in der Gedenkstätte Esterwegen (dienstags bis sonntags, 10-18 Uhr) zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

Text: Landkreis Emsland

Fotos: Gedenkstätte Esterwegen