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Erfolgreiche Naturschutzmaßnahme: Statt Gehölzen prägt idyllische Gewässerlandschaft den „Fettpott“ in Hoogstede

Wer in diesen sommerlichen Tagen am Areal des „Fettpotts“ im Hoogsteder Ortsteil Berge vorbeikommt, wähnt sich in einem kleinen Naturparadies: Bunte Libellen surren kreuz und quer durch die Luft, im Wasser quaken Frösche munter um die Wette, ein Graugänse-Paar zieht mit seinen Jungtieren am Wasserufer entlang, Binsen und Gräser wiegen sanft im Wind hin und her. Angesichts dieser Idylle ist es kaum zu glauben, dass hier bis vor eineinhalb Jahren noch wildwachsende Sträucher und Gehölze das Landschaftsbild prägten. Solange, bis der Landkreis Grafschaft Bentheim eingriff und Naturschutzmaßnahmen zur Wiederherstellung des „Fettpotts“ in die Wege leitete – mit Erfolg, wie sich nun zeigt. „An dieser Stelle gab es auch früher schon ein offenes Kleingewässer. Im Laufe der Jahrzehnte ist die Wasserfläche leider fast komplett verlandet und mit Gehölzen zugewachsen. Nun ist es uns gelungen, dieses Relikt unserer Kulturlandschaft wiederherzustellen. Unser Konzept ist aufgegangen und das ist wirklich eine Besonderheit, die wir hier haben“, freut sich Manuela Monzka, Leiterin des Bereichs Naturschutz beim Landkreis Grafschaft Bentheim. Gemeinsam mit Anke Bolks von der Unteren Naturschutzbehörde überzeugt sie sich vor Ort von der Entwicklung des „Fettpotts“.

„Im Dezember 2022 haben wir die Gehölze großflächig gerodet und einen Großteil des Oberbodens mit Baggern abgeschoben. Es sah hier damals schon recht wüst aus, was auch zu Anrufen besorgter Bürgerinnen und Bürger geführt hat“, erinnert sich Anke Bolks, die diese Naturschutzmaßnahme federführend begleitet. Ziel der Unteren Naturschutzbehörde war es, nährstoffarme Verhältnisse zu schaffen, um dem „Fettpott“ so sein altes Gesicht zurückzugeben. „Nach den Rodungs- und Baggerarbeiten haben wir das Areal sich selbst überlassen. Es ist unglaublich spannend zu verfolgen, wie sich die Fläche danach selbst entwickelt hat. Am meisten überrascht hat uns dabei die Dimension der offenen Wasserfläche. Im Sommer wird der Wasserstand sicher noch etwas zurückgehen, für die Tiere ist es aber gut und wichtig, dass überhaupt Wasser da ist“, erklärt Bolks. So können beispielsweise Rehe dort in Ruhe trinken. Aber auch zahlreiche Insekten und Amphibien finden rund um den „Fettpott“ eine neue Heimat.

Manuela Monzka nimmt den Uferbereich des Gewässers genau in den Blick: „Entlang des Ufers wachsen nun wieder Pflanzen, die auf nährstoffarme Gewässer angewiesen sind. Wir sind beispielsweise bereits auf den Wassernabel, den Gilbweiderich, auf Rohrkolben oder Wollgräser gestoßen. Diese Pflanzen waren hier zuletzt vor Jahrzehnten zu finden. Ihre Samen waren jedoch noch im Boden vorhanden, so dass sich die ehemalige Kulturlandschaft jetzt regenerieren kann.“

Auch künftig soll der „Fettpott“ sich weitgehend selbst überlassen bleiben. „Ganz ohne Pflegemaßnahmen wird es aber nicht gelingen, die Fläche dauerhaft offen zu halten. Erste Gehölze wandern im Uferbereich bereits wieder ein“, schildert Monzka und deutet auf Brombeersträucher und kleine Eichensetzlinge. Eine extensive Beweidung mit Schafen, wie zunächst angedacht, lohnt sich aufgrund der großen Wasserfläche allerdings nicht. „Wir werden den ‚Fettpott‘ beobachten und das offene Gewässer auf jeden Fall erhalten, da diese Landschaftsform bei uns so selten geworden ist. Zudem passt das Areal gut zu unseren Bemühungen im Bereich des Wiesenvogelschutzes“, so Monzka. Im Zusammenspiel mit den benachbarten Grünlandflächen bilde das offene Gewässer einen idealen Lebensraum für den Großen Brachvogel, den Kiebitz oder den Austernfischer.

Unterstützt wurde die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen rund um den „Fettpott“ mit 7.500 Euro durch das Unternehmen Neptune Energy, das in der Gegend in der Erdöl- und Erdgasförderung tätig ist. „Wo immer wir mit unseren Aktivitäten in die Natur eingreifen, möchten wir auch etwas zurückgeben. Hier ist ein toller Lebensraum entstanden – unsere Erwartungen wurden übertroffen“, zeigt sich auch Dr. Stefan Brieske, Leiter Unternehmenskommunikation bei Neptune Energy, von der Entwicklung des „Fettpotts“ beeindruckt.

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim