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Fit für die Kita – mit einer teilzeitschulischen Ausbildung

Für Mirka-Lotta Juschkat ist ganz klar: „Ich würde niemals einen anderen Weg wählen.“ Die 19-Jährige macht derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin – und hat sich dabei für eine teilzeitschulische Variante entschieden. Während sie den theoretischen Part an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Gesundheit und Soziales in Nordhorn absolviert, sammelt sie als festes Teammitglied im heilpädagogischen Kindergarten „Regenbogen“ praktische Erfahrungen und bezieht ein Gehalt.

Nicht nur für Mirka-Lotta Juschkat ist diese „duale Form“ der Erzieherausbildung ein attraktives Modell. Die BBS Gesundheit und Soziales erfahren wachsenden Zulauf von angehenden Kita-Fachkräften, die auf dem Weg zu ihrem Berufsabschluss bereits in einer Einrichtung arbeiten möchten. Ins Leben gerufen wurde die Teilzeit-Ausbildung in Nordhorn vor gut fünf Jahren: „Wir waren damals eine der Pilotschulen“, berichtet Schulleiter Heinrich Marheineke. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, habe man nach einer interessanten Alternative zur unbezahlten Vollzeit-Ausbildung gesucht. Mit Erfolg: Das Angebot, in einer Kindertagesstätte zu arbeiten und sich „nebenher“ an den BBS zur sozialpädagogischen Assistenzkraft zu qualifizieren oder den Erzieher-Abschluss zu erwerben, wird inzwischen gut angenommen – ohne dass die Anmeldezahlen für die vollzeitschulische Variante zurückgegangen sind.

Die Gründe, sich für die Teilzeit-Form zu entscheiden, sind vielfältig. Bei Mirka-Lotta Juschkat, die bereits eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin abgeschlossen hat und sich nun weiter zur Erzieherin qualifiziert, war neben der Vergütung der große praktische Anteil ausschlaggebend: „Ich bin kein theoretischer Mensch und hatte keine Lust mehr auf fünf Tage Schule pro Woche.“ Zudem wollte sie gerne in der Einrichtung, in der sie bereits während ihrer ersten Ausbildung Praxisluft geschnuppert hatte, bleiben – denn das Team und die Kinder im „Regenbogen“ waren ihr ans Herz gewachsen. Dass die Teilzeit-Variante ein Jahr länger dauert als die klassische Form, macht ihr nichts aus. „Ich bin ja noch jung.“

Der starke Praxisbezug war es auch, der ihre Mitschülerin Enni Bremmer überzeugt hat. Für die 21-Jährige war nach dem Fachabitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr klar, dass ihr Weg in die Kita führt. Sie qualifizierte sich an den BBS zunächst zur sozialpädagogischen Assistentin – war sich aber nicht sicher, ob sie noch den Abschluss als Erzieherin dranhängen sollte. „Dann habe ich von der Teilzeit-Möglichkeit erfahren und war gleich interessiert“, berichtet Enni Bremmer. „Durch die Tätigkeit in der Einrichtung kann ich das in der Schule Gelernte sofort anwenden – und zum Beispiel direkt mal ausprobieren, wie man eine Teamsitzung leitet.“ Auch die Tatsache, dass die Zahl der Stunden, die sie in der Kita arbeitet, variabel angepasst werden kann, sei eine große Erleichterung für sie gewesen. In der Ausbildung erfahre sie zudem viel Unterstützung und Wertschätzung. 

Auch für Kevin Seeberg kam die unbezahlte Vollzeit-Ausbildung nicht infrage. Der 32-Jährige hatte immerhin schon zehn Jahre im Landschaftsbau gearbeitet und seinen Lebensunterhalt allein bestritten, als er sich aus gesundheitlichen Gründen neu orientieren musste. Die Teilzeit-Alternative war für ihn die passende Möglichkeit, umzusatteln – denn dass er in der Kita sein berufliches Glück finden würde, war für ihn spätestens nach einem Praktikum in der „Rappelkiste“ klar.  Kevin Seeberg qualifizierte sich an den BBS zunächst in Teilzeit als sozialpädagogischer Assistent, bevor er in die Erzieher-Klasse wechselte. „Für mich war immer klar, dass ich das bis zum Abschluss durchziehe.“

Auch für die Kitas bietet das Teilzeit-Modell Vorteile. „Wenn ich jemanden habe, der gut ins Team passt, fällt es leichter, ihn über die Ausbildungszeit hinaus zu halten“, weiß Anne-Kathrin Laumann, zuständige Koordinatorin an den BBS. Dadurch, dass der Unterricht der angehenden Erzieherinnen und Erzieher auf einem Vormittag und einem Abend pro Woche sowie einmal monatlich samstags stattfindet, bleibt zudem genug Zeit für die Arbeit in der Einrichtung. „Wir hatten ein gutes Gespür dafür, unsere schulischen Belange und die der Einrichtungen zusammenzubringen“, ist Heinrich Marheineke zufrieden. Inhaltlich und methodisch stehe die Teilzeit-Ausbildung der Vollzeit-Variante in nichts nach: „Wir legen unter anderem Wert auf selbstorganisiertes Lernen“, erläutert der Schulleiter. „Denn die Menschen arbeiten heute selbstständig und im Team, und diese Kompetenzen müssen wir vermitteln.“

„Die Qualität der Ausbildung muss unbedingt hochgehalten werden“, unterstreicht auch Anna von Wensiersky, die als Kita-Fachberatung beim Landkreis Grafschaft Bentheim arbeitet und die trägerübergreifende Kampagne „Komm in die Kita“ begleitet.  Die frühkindliche Bildung sei essentiell und müsse weit über eine reine „Aufbewahrung“ der Kinder hinausgehen. „Dafür ist es aber auch wichtig, dass die Fachkräfte wissen, was sie tun.“ Die Teilzeit-Ausbildung an den BBS bereite die Nachwuchskräfte ebenso wie die Vollzeit-Form auf den Kita-Alltag vor – „und sie ist besonders spannend auch für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger“. Trotzdem bleibe es aus Sicht der Kreisverwaltung unerlässlich, dass das Land Niedersachsen über die bisherigen Möglichkeiten hinaus einen regulären Ausbildungsgang für Erzieherinnen und Erzieher ermöglicht, in dem vom ersten Tag an in Praxis und Theorie eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird, betont die Fachberaterin.

Wer mehr über die verschiedenen Wege in die Kita erfahren möchte, kann sich unter www.kita-jobs-grafschaft.de und unter www.bbsgs-nordhorn.de über die möglichen Ausbildungsformen und die jeweiligen Voraussetzungen informieren. Fragen dazu beantwortet Anne-Kathrin Laumann unter Telefon 05921 962253.

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim