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Forschungen zu Kriegsgefangenen im Ruhrgebiet und in den Emslandlagern

Forschungen zu Kriegsgefangenen im Ruhrgebiet und in den EmslandlagernZweites Vernetzungstreffen in Dortmund

Esterwegen/Dortmund. In der Auslandsgesellschaft Dortmund trafen sich auf Einladung der Gedenkstätte Esterwegen Vertreterinnen und Vertreter von Gedenkstätten und -initiativen aus Nordrhein-Westfalen und dem Emsland zum zweiten Treffen des Netzwerks „Kriegsgefangene im ehemaligen Wehrkreis VI“. Thema war u. a. die gemeinsame Aufarbeitung und Sichtbarmachung des Schicksals von Kriegsgefangenen in deutschen Lagern während des Zweiten Weltkriegs.

Mit Beginn des Angriffs auf Polen im Jahre 1939 errichtete die Wehrmacht ein engmaschiges Netz von Kriegsgefangenen-Lagern in den besetzten Gebieten und im “Reich”, das in sogenannte Wehrkreise aufgeteilt war. Der zugehörige Wehrkreis VI Münster umfasste neben den Mannschaftsstammlagern (Stalags) VI B Versen und VI C Bathorn mit seinen Zweiglagern auch die Stalags VI A Hemer, VI D Dortmund, VI F Bocholt, VI G Bonn-Duisdorf, VI H Arnoldsweiler/Düren, VI J SA-Lager Fichtenhain/Krefeld, VI K (326) Schloß Holte-Stukenbrock sowie die Offizierslager (Oflags) VI A Soest, VI B Dössel-Warburg, VI C Eversheide/Osnabrück, VI D Münster und VI E Dorsten.

Die Gefangenen der großen Stammlager waren zur Zwangsarbeit auf zahlreiche Arbeitskommandos verteilt. Sie wurden im nordwestdeutschen Raum unter anderen zum Arbeitseinsatz in der Moorkultivierung, dem Torfabbau, in der Landwirtschaft sowie in anderen, kriegswichtigen Bereichen eingesetzt. Tausende Kriegsgefangene mussten schwerste Arbeit im Ruhrbergbau leisten. Viele von ihnen starben auf den Zechen, in den Lazaretten oder auch in den “Sterbelagern” Hemer, Wesuwe und Wietmarschen.

Diese mehrfachen Verknüpfungen zwischen den Lagern in der Region Emsland/Bentheim und in Westfalen diskutierten die Forschenden aus Bielefeld, Bochum, Dortmund, Krefeld, Münster, Soest und Esterwegen. Zuvor stellte Markus Günnewig, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund, Inhalte und Angebote der ‚Steinwache‘ vor, die in ihren Ausstellungen auch auf die Verflechtungen zu den Emslandlagern eingeht.

Im weiteren Programm berichteten Christoph Herkströter, Mitarbeiter des Instituts für westfälische Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, und Oliver Nickel, Leiter der Gedenkstätte Stalag 326 (VI K) Senne, zum aktuellen Sachstand der Weiterentwicklung dieser Einrichtung zu einer Gedenkstätte von nationaler und internationaler Bedeutung. Das Stalag 326 war eines der wichtigsten Musterungs- und Durchgangslager für den Arbeitseinsatz sowjetischer Kriegsgefangener im heutigen Nordrhein-Westfalen.

Im Anschluss an den intensiven Austausch besuchten die Teilnehmenden unter fachkundiger Begleitung durch Hannelore Tölke und Dmitriy Kostovarov (Ar.kod.M e.V., Dortmund) den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund. Er diente während des 2. Weltkriegs als Beerdigungsort für Menschen, die zur Zwangsarbeit nach Dortmund verschleppt wurden. Zwei Ehrenmale erinnern an die Kriegsopfer aus Polen und Serbien. Sie tragen die Namen von 157 polnischen und 106 serbischen Zwangsarbeitern. Das sowjetische Ehrenmal wurde im Gedenken an die an mehreren tausend Kriegsgefangenen sowie die Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter und deren Kinder aus der Sowjetunion errichtet. 4.474 Namen von Verstorben sind heute bekannt.

Das nächste Vernetzungstreffen zu „Kriegsgefangenen im ehemaligen Wehrkreis VI“ soll voraussichtlich im Frühjahr 2024 stattfinden.

Text: Landkreis Emsland

Foto: Tamina Bomm |Gedenkstätte Esterwegen, 2023