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Gleichstellung als Regionalentwicklung – BAG veröffentlicht Studie zur Situation der kommunalen Gleichstellungsarbeit in ländlichen Räumen Deutschlands

Berlin. Das Thema ländliche Entwicklung hat in den letzten Jahren stetig an Aktualität gewonnen. Viele Regionen in Deutschland stehen vor Herausforderungen in Bezug auf Mobilität, Daseinsvorsoge und demografischen Wandel. Europa, Bund und Länder sind vielerorts aktiv, um ländliche Räume in ihrer Entwicklung zu fördern. Gleichstellung spielt dabei bisher eine untergeordnete Rolle. Die BAG (Bundesarbeitsgemeinschaft) hat im Rahmen der Studie „Gleichstellung als Regionalentwicklung“ die Situation der kommunalen Gleichstellungsarbeit in ländlichen Räumen untersucht und festgestellt: Gleichstellungsarbeit trägt maßgeblich zur ländlichen Entwicklung bei.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Caren Marks, betont in ihrem Grußwort: „Die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten spielen eine zentrale Rolle für die Gleichstellungspolitik im ländlichen Raum. Gerade in strukturschwachen Regionen sind sie für Frauen und ihre Familien ein wichtiger Anlaufpunkt. Bei ihnen laufen viele Fäden und Informationen zusammen: von der Kinderbetreuung über die Familienhilfe bis hin zur Erziehungsberatung. Ich danke daher der Bundesarbeitsgemeinschaft dafür, dass sie mit der heute vorgestellten Studie praxistaugliche Handlungsansätze für eine Stärkung der Arbeit dieser wichtigen gleichstellungspolitischen Institution benennt.“

Die Gleichstellungsbeauftragten aus dem Landkreis Emsland freuten sich über die Teilnahme an der BAG Studie. (Quelle: Landkreis Emsland)
Die Gleichstellungsbeauftragten aus dem Landkreis Emsland freuten sich über die Teilnahme an der BAG Studie. (Quelle: Landkreis Emsland)

Fehlende Beratungsinfrastruktur, mangelnde Verfügbarkeit von Kinderbetreuung vor Ort, prekäre Arbeitssituationen für Frauen und schlechte Erreichbarkeit von Angeboten – das ist in vielen Regionen normal. Deswegen wandern gerade junge Frauen aus ländlichen Räumen in die Städte ab. Für die Regionen bedeutet das weniger Arbeitskraft, Innovationspotential und sozialen Zusammenhalt.

Für die Studie wurden insgesamt 103 Kolleginnen in 13 Bundesländern, darunter 62 Städte und Gemeinden und 39 Landkreise, zu ihren Arbeitsschwerpunkten und den Herausforderungen ihres Arbeitsalltags befragt. Für das Land Niedersachsen hat die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Emsland an der Studie mitgewirkt. „Es freut mich sehr, dass wir mit unserem Wissen und unserem Kenntnisstand stellvertretend für Niedersachsen, Teil der Studie werden konnten“, zeigt sich Marlies Kohne, Gleichstellungsbeauftragte beim Landkreis Emsland, erfreut über die Chance.

Die Studie unterstreicht in diesem Kontext die zentrale Rolle der kommunalen Gleichstellungs-arbeit vor allem für Frauen und Familien. Sie sind oft einzige Anlaufstelle für gleichstellungs-relevante Belange und Initiatorinnen frauen- und familienspezifischer Strukturen. Damit erfüllen sie besonders in strukturschwachen Gebieten eine wichtige Funktion. Sie nehmen Bedarfe vor Ort auf, bilden Netzwerke und bringen die Gleichstellungsperspektive in relevante Bereiche ein. Auch sie stehen täglich vor Herausforderungen, insbesondere mit Blick auf die gesellschaftliche Struktur und die Wahrnehmung ihrer Aufgaben in der Fläche. Die unterschiedlichen Gesetzgebungen der Länder zur kommunalen Gleichstellungsarbeit sind nicht selten zum Nachteil ländlicher Räume gestaltet. „Die Studie ist ein wichtiger Schritt, um einen nach wie vor blinden Fleck in der Debatte um ländliche Räume zu erhellen“, so Bundessprecherin Susanne Löb. „Sie macht deutlich, dass Gleichstellung ländliche Räume nach vorne bringt und eine Stärkung der kommunalen Gleichstellungsarbeit längst überfällig ist.“

Die Studie identifiziert diesbezüglich Handlungsansätze auf allen politischen Ebenen: Dazu gehört die Verankerung von Gleichstellung als Querschnittsaufgabe, aber auch bessere strukturelle Rahmenbedingungen – sowohl im Hinblick auf Infrastruktur, als auch auf die Gestaltung der Gleichstellungsstellen. Nicht zuletzt gilt es, traditionelle Rollenbilder gerade in ländlichen Räumen stärker aufzubrechen.

Die qualitative Erhebung wurde in Form von Interviews und Fokusgruppen durchgeführt. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Text und Foto: Landkreis Emsland