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Großübung in Nordhorn: Grafschafter Katastrophenschutzeinheiten mit über 140 Kräften beteiligt – Landkreis zieht positives Fazit

Über 800 Einsatzkräfte verschiedener Blaulicht-Behörden aus Niedersachsen haben am vergangenen Samstag in Nordhorn für den Ernstfall geübt. Auf dem Betriebsgelände der Bentheimer Eisenbahn AG bereiteten sich Polizei, Feuerwehr- und Rettungskräfte auf mögliche Großeinsätze mit vielen Verletzten und Getöteten vor. Strukturen, Einsatzabläufe und nicht zuletzt die behördenübergreifende Zusammenarbeit und Kommunikation wurden auf den Prüfstand gestellt, um die eigene Handlungssicherheit zu stärken. Eine Übung dieser Größenordnung mit 800 Einsatzkräften und 100 Darstellenden hat es in der Grafschaft Bentheim in dieser Form bislang noch nicht gegeben. Die Nordhorner Übung der sogenannten Behörden für Sicherheitsaufgaben (BOS) zählte sogar zu einer der größten Übungen Niedersachsens.

Das Szenario: Ein Bürgerfest anlässlich der anstehenden Europawahl wird Ziel eines rechts-terroristischen Anschlages. Ein Täter fährt zunächst mit einem Auto in eine an einem Infostand stehendende Menschenmenge – mehrere Personen werden eingeklemmt, verletzt und getötet. Der Täter zieht weiter und sticht auf dem Bürgerfest wahllos auf Personen ein. Auch hier werden mehrere Menschen verletzt und getötet. Kurz vor Eintreffen der Polizei flüchtet der Täter in unbekannte Richtung.

Mit dieser Ausgangslage sahen sich die Einsatzkräfte am Samstag konfrontiert. Der Landkreis und seine Katastrophenschutzeinheiten waren dabei selbst aktiv in das Übungsszenario eingebunden und konnten im Laufe des Tages wertvolle Erfahrungen bei der Bewältigung einer komplexen und fordernden Lage sammeln. Vor Ort waren insgesamt über 140 Kräfte der Kreisfeuerwehr Grafschaft Bentheim, der Freiwilligen Feuerwehr Nordhorn, des DRK, des THW Ortsverbandes Nordhorn und der Psychosozialen Notfallversorgung. Aber auch die Leitstelle Ems-Vechte und die Euregio-Klinik waren an der Übung beteiligt.

Das Übungsszenario hielt besondere Herausforderungen für Feuerwehr und Rettungsdienste parat: Schon während der Anfahrt wurde der Freiwilligen Feuerwehr Nordhorn mitgeteilt, dass der Einsatzort des zunächst gemeldeten vermeintlichen Autounfalls nicht sicher sei. Da der Täter flüchtig war, konnte eine Gefährdung der Einsatzkräfte nicht ausgeschlossen werden – sie mussten daher in den Fahrzeugen verharren. Erst nachdem der Einsatzort vom Einsatzleiter als „sicher“ erklärt wurde, konnten sich die Einheiten umgehend an die Arbeit machen. Es galt, die verletzten Personen mit schwerem technischem Gerät zu retten und zu versorgen. Währenddessen agierten stets Einheiten der Polizei im Hintergrund, um die Sicherheit und reibungslose Arbeitsabläufe der Rettungskräfte zu gewährleisten.

Die Kreisfeuerwehr war mit zwei Fahrzeugen für die Einsatzleitung und die feuerwehreigene Informations- und Kommunikationsgruppe vor Ort. Hier wurde u.a. eine Verbindung zur Polizei in Lingen hergestellt, so dass sämtliche Informationen direkt und zeitnah bearbeitet werden konnten. Gleichzeitig war diese Einheit Ansprechpartner für alle nicht-polizeilichen Blaulicht-Einheiten. So wurden dort einsatztaktische Maßnahmen besprochen und in die Wege geleitet. Ebenso kamen im Lagebesprechungszentrum der Kreisfeuerwehr regelmäßig die Einsatzleiter der einzelnen Organisationen zu Besprechung zusammen, um Fortschritte, getroffene oder noch zu treffende Maßnahmen abzustimmen. Darüber hinaus war eine Drohne der Kreisfeuerwehr im Einsatz, die erst im letzten Jahr angeschafft worden war. Da sie kabelgebunden ist und somit kontinuierlich mit Strom versorgt wird, kann diese Drohne über einen langen Zeitraum in der Luft bleiben. Die Drohne übermittelte Bilder des Einsatzortes direkt in die Einsatzleitung und ermöglichte einen Überblick über das Geschehen vor Ort.

Nach rund vier Stunden war für den Landkreis und seine Katastrophenschutzeinheiten die Übung beendet – die Einsatzstelle konnte der Polizei übergeben werden. Das Fazit der beteiligten Einheiten fällt positiv aus. „Wir konnten wertvolle Erfahrungen bei der Bewältigung einer komplexen und fordernden Lage sammeln. Insbesondere die Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Einheiten haben wir genau betrachtet und werden im Nachgang analysieren, wo wir gegebenenfalls noch nachjustieren müssen, um noch schneller und effektiver handeln zu können. Die Übung hat aber bereits gezeigt, dass das Zusammenwirken der Einheiten im Ernstfall gut funktioniert“, fasste Landrat Uwe Fietzek die Erkenntnisse aus der Großübung zusammen und bedankte sich bei allen Beteiligten für ihren Einsatz.

Folgende Grafschafter Katastrophenschutzeinheiten nahmen an der Großübung teil:

  • Kreisfeuerwehr Grafschaft Bentheim: mit zwei Fahrzeugen (u.a. AB-Einsatzleitung) und fünf Einsatzkräften
  • Freiwillige Feuerwehr Nordhorn: mit fünf Fahrzeugen und 35 Einsatzkräften
  • DRK: mit zehn Rettungswagen, zwölf Katastrophenschutz-Fahrzeugen, einem Betreuungszelt sowie vier Notärzten und 75 Einsatzkräften
  • THW Ortsverband Nordhorn: mit vier Fahrzeugen und zehn Einsatzkräften
  • Psychosoziale Notfallversorgung: mit 18 Kräften

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim