Blaulicht

„Ihr müsst eine Kaution zahlen, die Polizei hat mich festgenommen“ – Polizei warnt vor Betrugsmasche

Osnabrück/Nordhorn/Lingen/Aurich/Leer/Emden/Wittmund (ots)

Mit perfiden und psychisch belastbaren Konfrontationen versuchen Betrüger immer wieder an das Geld von älteren Menschen zu kommen. Dabei stellt ein fiktiver Sachverhalt das Leben der Betroffenen innerhalb weniger Sekunden auf den Kopf. Aktuell verbreitet sich eine neuartige Betrugsmasche im Zusammenhang mit dem Enkeltrick und den falschen Polizeibeamten. „Die Fälle haben sich im Vergleich zum Vorjahr jetzt schon verdoppelt, obwohl das aktuelle Jahr erst zur Hälfte rum ist, so Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück. Auch wenn der Großteil der Taten im Versuchsstadium stecken bleibt, so liegt die Schadenssumme in der Direktion in diesem Jahr schon bei rund 500.000 Euro, und hat sich ebenfalls nahezu verdoppelt. Die Polizei weist deshalb eindringlich auf die neue Masche hin und gibt entsprechende Tipps.

Die Masche: Eine Stimme gibt sich am Telefon als Tochter oder Sohn des Angerufenen aus und berichtet von einem Verkehrsunfall, bei dem sie bzw. er eine Radfahrerin tödlich verletzt habe. Mit weinerlicher Stimme wird um Hilfe gebeten – überwiegend sind es ältere Menschen, die betrogen werden sollen. „Ihr müsst eine Kaution zahlen, die Polizei hat mich festgenommen“, heißt es am anderen Ende der Leitung. Die unbekannte Stimme reicht das Telefon an eine zweite Person weiter, die sich sofort als Angehöriger der Polizei ausgibt. Sodann wird dem Opfer mitgeteilt, dass die Tochter bzw. der Sohn eine Radfahrerin aus Österreich bei einem Unfall getötet habe. Das Land Österreich fordere nun eine unmittelbare Auslieferung. Eine sofortige Überweisung sei die einzige Möglichkeit, sich vor dem Gefängnis zu bewahren. Entgegen einer Geldübergabe an angebliche Bevollmächtigte fordern die Betrüger von den Opfern oftmals eine unmittelbare Geldüberweisung.

Die Polizei warnt vor dieser neuen Masche und empfiehlt, sich nicht auf ein solches Gespräch einzulassen – am besten aufzulegen und die Polizei zu kontaktieren. Auch ein selbstständiger Rückruf bei der eigenen Tochter oder dem eigenen Sohn erscheint sinnvoll, um den versuchten Betrug zu entlarven. Auch Auskünfte über die finanzielle Situation sollten am Telefon unterbelieben. Noch dazu wird die echte Polizei niemals die Bürgerinnen und Bürger zu Überweisungen oder Geldübergaben auffordern. Im Zweifel sollten Verwandte, Bekannte oder die Polizei angerufen werden, um sich Klarheit zu verschaffen. „Mit dieser und anderen bekannten Betrugsmaschen ist am Telefon jederzeit zu rechnen“, so Ellermann. Die Polizei bittet die Bevölkerung, sensibel und umsichtig mit derartigen Anrufen umzugehen und frühzeitig die Polizei zu informieren. „Fallen Sie auf diese perfide Masche nicht herein und lassen sich nicht in ein Gespräch verwickeln. Legen Sie auf und benachrichtigen die echte Polizei“, so Ellermann weiter.

Drei Fälle aus der jüngsten Vergangenheit aus Osnabrück, Meppen und Aurich:

Ein Anrufer gibt an, dass der Sohn des Opfers jemanden totgefahren habe und man für seine Freilassung nun Geld benötige. Das Opfer (87 Jahre aus dem LK Osnabrück) händigt dem Unbekanntem eine mittlere fünfstellige Bargeldsumme aus.

Ein Anrufer gibt sich als Polizist bzw. als Staatsanwalt aus und fordert das Opfer (79 Jahre aus Aurich) auf, eine Kaution für ihre „Schwiegertochter“ zu zahlen. Dieser Aufforderung kommt das Opfer nach und übergibt eine Bargeldsumme in niedriger sechsteiliger Höhe – an zwei verschiedenen Tagen.

Ein vermeintlicher Polizeibeamter ruft das Opfer an und teilt diesem mit, dass sein Sohn ein 15-jähriges Mädchen totgefahren hätte. Man bräuchte nun, um das Verfahren zu beschleunigen und seinen Sohn entlassen zu können, eine mittlere fünftstellige Summe. Das Opfer (87 Jahre) aus Meppen fährt daraufhin zur Bank und händigt den Betrag an die Betrüger aus.

Text: Polizei