Musik

Marita ist »too lost to love«

»Egal was du fühlst, ich fühl’ sowieso nichts mehr« — marita ist »zu lost«, um echte Emotionen zu verspüren, mit rosaroter Brille in Richtung Zukunft zu blicken, eine gute Partnerin sein zu können. Im Zuge ihrer neuen Single »too lost to love« vertont sie ein flaues Bauchgefühl, das etliche Angehörige ihrer Generation gegenwärtig zermürbt. Zwischen den großen Krisen unserer Zeit, ständiger Reizüberflutung und zum Teil quälerischer Selbstreflexion bleibt wenig Raum für zwischenmenschliche Intimität und große Versprechen. Mit den bleischweren einleitenden Worten »Ich kann dir nicht sagen, woran es eigentlich liegt, dass ich bei so viel Nähe Panik krieg’« konserviert marita eine Empfindung, mit der sie definitiv nicht alleine ist. Wenn die Newcomerin ihr Seelenleben vertont, schwingt grundsätzlich eine verkappt-undogmatische Verlinkung zum großen Ganzen mit — meist verpackt in friedvolle Traurigkeit, in deren Kern stets die Message »alles wird gut« schlummert.

»too lost to love« markiert den Beginn eines neuen Kapitels in maritas handselektierter Diskografie. Im August 2023 erschien mit »der eine« das vierte und letzte Puzzleteil ihrer Debüt-EP »1«. In Stücken wie »awg« oder »broken dreams« thematisierte marita den Überlebenskampf eines Freigeistes in der Provinz. Ihrer Heimatstadt Aalen hat die Einundzwanzigjährige mittlerweile den Rücken gekehrt. marita wohnt inzwischen in Berlin und durchlebt dieser Tage einen vollumfänglichen Neustart. »too lost to love« ist ein Zeugnis dieses intensiven Moments, ist ein ein paradox umarmender Abgesang auf alte Lebenspfeiler. maritas besonnener Gesang verflechtet sich im Lied-Inneren mit sanftem Piano-Spiel. Nach und nach baut sich ein immer flächiger werdender Beat auf, der zwischen unaufgeregt treibendem Bassstampfen und kitschfreien Streicher-Passagen seinen Siedepunkt erreicht.

Text und Foto via Sony Music