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Positive Bilanz für die Brut der Weißstörche in der Grafschaft Bentheim

Positive Bilanz für die Brut der Weißstörche in der Grafschaft Bentheim – Gutes Jahr für Meister Adebar
Die erfolgreiche Brut von Weißstörchen in der Grafschaft Bentheim werten Experten
immer noch als kleine Sensation. Im Jahr 2007 siedelten sich erstmals Freiflieger auf
der Afrikascheune im Familienzoo im Grünen an. Die letzte Brut in der Grafschaft lag
damals immerhin über 75 Jahre zurück!
Da die Jungstörche ihre Nester nun alle verlassen haben, hat der NABU
Weißstorchbetreuer, Wilfried Jürges, seinen Abschlussbericht für das Jahr 2023
vorgelegt. Allein im Tierpark Nordhorn sind insgesamt 60 wilde Jungstörche
ausgeflogen! In der großen ausladenden Eiche zwischen Totenkopfaffengehege und
Wolfsanlage haben insgesamt 16 Paare ein Nest gebaut. 29 Jungtiere konnten in
diesen Nestern erfolgreich bis zum Ausflug von den Eltern betreut werden. In
inzwischen 22 weiteren Bruten auf dem Tierparkgelände sind weitere 31 Jungtiere
erfolgreich aufgezogen worden. Die meisten der Nester befinden sich in Bäumen.
Lediglich zwei Dach-Nistplätze sind auf dem Zoogelände zu finden. Zum einen das
Nest der ersten Freiflieger auf der Afrikascheune in der Nähe der Cafeteria und zum
anderen das bekannte Nest auf dem Vechtehof. Dieses Paar ist als einziges Paar
ausgenommen von der Zählung des Weißstorchbetreuers. „Die Störche auf dem
Vechtehof werden von den Mitarbeitern des Tierparks gefüttert“, so Wilfried Jürges.
„Das Storchenweibchen „Oma“ ist eine alte Zoostörchin, die nicht auf den Zug in den
Süden geht und nicht gelernt hat selber Futter zu suchen, weshalb sie und ihr
Partner nebst Jungtieren versorgt werden!“ ergänzt der Experte. „Oma“ schlüpfte
1999 im Tierpark Nordhorn und wurde mit ihrem ersten Partner zusammen nach
Fertigstellung des Vechtehof-Gebäudes dort angesiedelt. Zu einer Zeit, als es noch
keine Storchenpopulation im Tierpark gab. Sie ist auch der einzige echte
„Tierparkstorch“, alle anderen Störche sind Wildstörche. Als diese werden sie nicht
zugefüttert, sondern müssen sich ihre Nahrung zu 100% in den umliegenden Wiesen
und Feuchtgebieten selber suchen. Ein echtes Schauspiel ist es, wenn wie jetzt
aktuell alle Jungtiere ausgeflogen sind und große Weißstorchgruppen zum Beispiel
nach der Feldbearbeitung gemeinsam auf die Futtersuche gehen, um sich für den
Zug gen Süden ein gewisses Polster zuzulegen. In der Grafschaft Bentheim gab es
so in den letzten Tagen häufiger Sichtungen von mehr als 60 Weißstörchen auf
einem Feld. So bekam Landwirt Andre Koers-Klokkers 62 der großen Schreitvögel in
Hohenkörben vor die Kamera und schickte das Foto an den Tierpark Nordhorn.
Der überwiegende Teil der Nahrung besteht dabei aus Mäusen, Heuschrecken und
anderen Insekten, die bei der Feldarbeit aufgescheucht werden und so leichte Beute
sind.
Aber natürlich gibt es auch außerhalb des Familienzoos Storchennester in der
Grafschaft Bentheim. In diesem Jahr waren es insgesamt 26 weitere Standorte die
der Weißstorchbetreuer ausfindig machen konnte. Aus diesen Nestern sind 47
Jungstörche ausgeflogen. Wegen der vielen Gefahren auf ihrer Reise in den Süden
werden von den 107 Grafschafter Jungtieren allerdings voraussichtlich die meisten
das erste Jahr nicht überleben.
Seit Jahren versuchen der Tierpark Nordhorn und der NABU Grafschaft Bentheim
Weißstörche auch an andere Standorte in der Umgebung zu locken. Zahlreiche
Nisthilfen wurden vom NABU mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer in der
Grafschaft errichtet. „Es freut uns sehr, dass sich die Weißstörche mittlerweile auch
an vielen anderen Standorten in der Grafschaft niederlassen, ein gutes Zeichen für
die Renaturierung“, so Dr. Nils Kramer, Leiter des Tierparks Nordhorn. „Denn auch
wenn die 38 Wildstorch-Nester im Zoo mit den 60 ausgeflogenen Jungstörchen ein
beeindruckender Anblick sind, so wünschen wir uns doch, dass sich die Störche
mehr in der gesamten Grafschaft verteilen und es nicht nur diese starke punktuelle
Besiedelung gibt“, so Kramer weiter. „Als Tierpark haben wir uns deshalb von Anfang
an gegen eine aktive Fütterung dieser Wildstörche entschieden! Die Natur muss
selbst regeln, ob es ein gutes oder schlechtes Storchenjahr wird. Eine künstlich
gestützte Population müssen wir verhindern.“
„Dem kann der NABU, dessen Wappenvogel der Weißstorch ist, nur zustimmen,“
ergänzt Wilfried Jürges. Er hofft sehr, dass ihm auch zukünftig Privatpersonen
Storchennester in der Grafschaft melden, um diese in sein jährliches Monitoring mit
aufnehmen zu können.

Text: Tierpark Nordhorn

Foto: Andre Koers-Klokkers