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Tierpark Nordhorn und LWL-Museum für Naturkunde wildern Feldgrillen aus

Tierpark Nordhorn und LWL-Museum für Naturkunde wildern Feldgrillen aus – Es zirpt wieder im Naturschutzgebiet Heiliges Meer
Zoos haben eine besondere Expertise im Halten und Vermehren von Tierarten aller Klassen –
vom Insekt bis hin zum Säugetier. Besonders erfreulich ist es dann, wenn die hier geborenen
Tiere auch noch in einem intakten Lebensraum ausgewildert werden können. So geschehen
ist es in diesem Jahr mit einem heimischen Insekt, welches in unserer Region vom
Aussterben bedroht ist: der flugunfähigen Feldgrille (Gryllus campestris). Der Tierpark
Nordhorn hat diese Art erstmalig 2023 erfolgreich vermehrt und gemeinsam mit dem LWLMuseum
für Naturkunde in Münster an deren Außenstation Heiliges Meer in ihren
natürlichen Lebensraum entlassen.
Die Idee zu dem Projekt entstand Ende vergangenen Jahres als Dr. Dirk Wewers, Kurator des
Tierpark Nordhorn, von dem Direktor des LWL-Naturkundemuseums, Dr. Jan Ole Kriegs,
erfahren hatte, dass im Naturschutzgebiet (NSG) Heiliges Meer erstmalig 2022 Feldgrillen
angesiedelt wurden. Das NSG war früher ein natürliches Verbreitungsgebiet der zirpenden
Insekten, weshalb man in diesem Fall von einer Wiederansiedlung spricht. Da auch im
Folgejahr weitere Grillen dort ausgewildert werden sollten, war Wewers sofort von der Idee
begeistert, eine Zuchtgruppe im Tierpark aufzubauen, zumal hier mit Anne Linow, einer
insektenbegeisterten Mitarbeiterin, das notwendige Know-how bereits vorhanden ist. Nach
ausgiebiger Vorbereitung wurden dann im Frühjahr sechs Grillenpaare in sechs Terrarien
aufgeteilt, wobei die Tiere aus derselben Region stammten, in der später ausgewildert
werden sollte. Der Zuchterfolg war nicht in jedem Terrarium gleich gut – und dennoch
konnten bis zum Spätsommer über 1000 Larven gezählt werden. Ende August war es dann
soweit: der Grillennachwuchs wurde nach Einholung der erforderlichen Genehmigung durch
die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises von Mitarbeitern des Tierparks und
des LWL-Museums gemeinsam auf besonders geeigneten Flächen im NSG-Heiliges Meer
ausgewildert. Dort werden sie nun als Larve überwintern und im kommenden Jahr
ausgewachsen hoffentlich selbst für Nachwuchs sorgen.
Wewers` Wunsch ist, dass in den nächsten Jahren auf geeigneten Flächen der Grafschaft
Bentheim ebenfalls Feldgrillen angesiedelt werden. „Wer einmal an einem schönen
Sonnentag inmitten der Heide zwischen hunderten zirpenden Grillen gestanden hat, der
wird dieses Geräusch-Erlebnis so schnell nicht vergessen“, so Wewers. Ob in unserer
direkten Nachbarschaft geeignete Lebensräume für diese possierliche Grille vorhanden sind,
wird momentan von der zuständigen Behörde geprüft.
Die Feldgrille (Gryllus campestris) ist eine Heuschrecke aus der Familie der echten Grillen
(Gryllidae). Mit etwa zwei Zentimeter Körperlänge und einer rundlichen Körperform erreicht
sie eine beachtliche Größe. Die Tiere leben in selbstgegrabenen Röhren und sind flugunfähig.
Die Feldgrille ist in Süddeutschland noch relativ häufig. Im Norden ist sie seltener und durch
die Intensivierung der Landwirtschaft und die Verinselung der Vorkommen überwiegend auf
die verbliebenen großen Heidegebiete wie die Lüneburger Heide, die Senne oder wenige
kleinere Heidegebiete nordwestlich bis ins Emsland beschränkt. Ihr sandgeprägter
Lebensraum in Nordwestdeutschland ist historisch eng mit der Wanderschäferei verbunden
und ist durch Zerschneidung stark fragmentiert. Die Tiere können Gebiete, aus denen sie
einmal verschwunden sind, in der Regel nicht selbst wieder erreichen.

Text: Tierpark Nordhorn

Foto: Anne Linow