Blaulicht

„Herausforderung Fahrzeugtechnik“: Feuerwehren müssen sich immer wieder auf neue Einsatztaktiken einstellen

Meppen. Die Feuerwehren müssen sich immer wieder auf neue Einsatztaktiken einstellen, wenn es darum geht, verunglückte Personen aus Fahrzeugen mit modernen Sicherheitstechniken und alternativen Antrieben zu befreien. Das wurde auch deutlich bei der digitalen Jahrestagung der Sicherheitsbeauftragten der emsländischen Feuerwehren.

Mit Klaus Krebs hatten die Fachbereichsleiter Burkhard Koch und Ralf Sievers einen fachkundigen Referenten gewinnen können, der als Ortsbrandmeister in Twistringen und Werkfeuerwehrmann tätig ist und sich intensiv mit dem Thema „Fahrzeug- und Rettungstechnik“ auseinandersetzt.

Krebs machte deutlich, dass durch die Verwendung vielfältiger neuer Sicherheitssysteme in Kraftfahrzeugen in den letzten Jahren sehr viel zum Schutz der Insassen getan worden sei. Diese „Vielfalt“ der unterschiedlichen Karosserien der verschiedenen Marken und deren Modelle erfordere von den Einsatzkräften nach dem Motto „Wissen statt Suchen“ immer mehr Kenntnisse über die Ausstattung der Fahrzeuge. Das gelte besonders auch für den Aufbau der Karosserie und die Lage der elektronischen Steuerungselemente.

Ein wichtiges Hilfsmittel seien die Rettungskarten, die alle Hersteller für ihre Modelle anbieten. Mit der „richtigen“ Rettungskarte in der Hand oder auf dem Tablet verfügten die Helfer über wichtige Informationen darüber, an welchen Stellen man zum Beispiel die Karosserie am besten öffnet und wo empfindliche Bauteile wie Airbag-Sensoren verbaut sind. Durch den häufigen Modell- und Ausstattungswechsel der PKW-Hersteller sei es allerdings schwer, den richtigen Fahrzeugtyp für die Auswahl der Rettungskarten herauszufinden. In einigen PKW befinden sich die zugehörigen Rettungskarten unter der Sonnenblende. Höchstmögliche Sicherheit bietet die Typen-Abfrage über das KFZ-Kennzeichen über die Rettungsleitstelle, so Krebs. Neben der Rettungskarte würden weitere Tipps ausgeworfen, die dann digital zu den Einsatzkräften übermittelt werden können. Das Abfragesystem steht den emsländischen Feuerwehren noch nicht zur Verfügung. Die Kreisfeuerwehr hofft, dass dieses wichtige Hilfsmittel bald über die Rettungsleitstelle Ems-Vechte zur Verfügung gestellt wird.

Der inzwischen größer gewordene Anteil der elektrisch oder teilelektrisch betrieben Fahrzeuge bringe auch für die Feuerwehren neue Herausforderungen, sagte der Referent und betonte, dass bei der Menschenrettung aus verunfallten E-Autos mit technischem Gerät weitere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich seien, die er im Einzelnen erläuterte. Die ersten Erfahrungen, die beim Brand von E-Autos gemacht worden seien, machten deutlich, dass auch hier die Einsatztaktiken angepasst werden müssen. Zwar ließen sich die sogenannten Hochvoltfahrzeuge mit viel Wasser löschen, wenn allerdings die in der Regel gut geschützten Akkus vom Brand betroffen würden und es zu starker Hitzeentwicklung komme, könne es unter Umständen gefährlich werden, da diese brennenden Zellen schwer zu erreichen seien und noch längere Zeit reagieren und Brände verursachen könnten. Es gibt, so Krebs, in der Praxis bereits mit Wasser gefüllte „Löschcontainer“ zum Eintauchen der noch glühenden Fahrzeug-Akkus. Aber auch das Überstülpen einer überdimensionalen Löschdecke über das brennende Auto und das Einbringen einer Löschlanze in den Akku befänden sich in der Testphase. Beide Maßnahmen bergen nach seiner Meinung auch große Risiken, die beim Einsatz zu beachten seien.

Klaus Krebs vermittelte noch weitere interessante Tipps für den Einsatz- und Übungsdienst, die letztlich auch der Sicherheit der Einsatzkräfte dienen sollen. Die Fachbereichsleiter und Kreisbrandmeister Holger Dyckhoff dankten Klaus Krebs für seine wichtigen Informationen.

Text und Foto: Lambert Brand