AktuellesLandkreis Grafschaft Bentheim

Hochwasserlage in der Grafschaft Bentheim unverändert angespannt – 50.000 zusätzliche Sandsäcke für Schutzmaßnahmen

Eine Entspannung der Hochwasserlage in der Grafschaft Bentheim ist weiterhin noch nicht in Sicht, es besteht derzeit aber keine akute Gefahr. Laut Modellrechnungen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bleiben die Wasserstände im Flussgebiet der Vechte in den kommenden Stunden hoch bzw. steigen weiter an – neue Niederschläge werden seitens des Deutschen Wetterdienstes vorhergesagt. Betroffen davon sind der Mittel- und Unterlauf der Vechte in der Niedergrafschaft. Die Vechte-Pegel in Neuenhaus und Emlichheim liegen zurzeit über der zweiten Meldestufe. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Meldestufe 3 an diesen Pegeln erreicht wird, ist etwas gesunken. Wir können aber nicht komplett ausschließen, dass diese höchste Meldestufe heute Nacht bzw. bis morgen Mittag doch leicht überschritten wird. Wir beobachten die Entwicklungen genau und stehen kontinuierlich im Austausch mit den betroffenen Kommunen und den Einsatzleitungen“, berichtet Landrat Uwe Fietzek. Auch an der Dinkel am Pegel in Lage (derzeit Stufe 2) soll der Wasserstand steigen, sich aber noch unterhalb der dritten Meldestufe bewegen. Am Vechte-Pegel in Ohne (derzeit Meldestufe 1) werden für die kommenden Stunden hingegen leicht sinkende Wasserstände vorhergesagt.

Austausch im Kreishaus: Landrat Uwe Fietzek (3.v.r.), Landtagsabgeordneter Reinhold Hilbers (3.v.l.) und Dezernentin Dr. Elke Bertke (links) zusammen mit den Einsatzkräften der Technischen Einsatzleitung. Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim
Austausch im Kreishaus: Landrat Uwe Fietzek (3.v.r.), Landtagsabgeordneter Reinhold Hilbers (3.v.l.) und Dezernentin Dr. Elke Bertke (links) zusammen mit den Einsatzkräften der Technischen Einsatzleitung. Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim

Stab kommt weiterhin im Kreishaus zusammen

Im Kreishaus in Nordhorn tagt weiterhin regelmäßig der Stab des Landkreises für außergewöhnliche Ereignisse zusammen mit der Technischen Einsatzleitung, die seit dem Vormittag des Ersten Weihnachtstages in einen 24-Stundendienst getreten ist. Die Technische Einsatzleitung, als Einheit zur Unterstützung der Kreisfeuerwehrführung, berichtet regelmäßig über die aktuelle Lage und stimmt das weitere Vorgehen sowie Schutzmaßnahmen ab. Am Zweiten Weihnachtstag macht sich dort neben Landrat Uwe Fietzek auch Landtagsabgeordneter Reinhold Hilbers ein Bild von der Lage. „Durch den engen Austausch mit unseren Kommunen – aber auch mit Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden – können wir unsere Ressourcen bündeln und systematisch koordinieren“, erläutert die zuständige Dezernentin Dr. Elke Bertke. Die Grafschafter Kommunen seien sehr gut organisiert und hätten die Situation im Griff, schildert Landrat Fietzek seinen Eindruck.

50.000 Sandsäcke werden in den Kommunen verteilt

Eine gute Nachricht: Zum Schutz der Deiche, Wallanlagen und von kritischer Infrastruktur erhält der Landkreis über den NLKWN zusätzlich 50.000 Sandsäcke. „20.000 Sandsäcke sind bereits gestern in der Grafschaft angekommen, weitere 30.000 Stück erwarten wir heute. Die beiden Wechsellader der Kreisfeuerwehr sind im Dauereinsatz, um die gefüllten Sandsäcke in den Kommunen zu verteilen. Zusammen mit den bisherigen Reserven des Kreises und der Kommunen verfügen wir in der Grafschaft insgesamt über 90.000 Sandsäcke und sind für die nächsten Tage gut gerüstet“, zeigt sich Fietzek zuversichtlich.

Landkreis hofft auf Nachbarschaftshilfe beim Auspumpen von vollgelaufenen Kellern

Das Hochwasser wirkt sich auch auf den Stand des Grundwassers aus. Durch die Regenfälle und das hohe Grundwasser ist in der Grafschaft vielerorts Wasser in die Keller eingedrungen. Bei der Leitstelle Ems-Vechte und den Feuerwehren häufen sich die Anrufe, dass Keller leergepumpt werden sollen. „Das können die Einsatzkräfte zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht mehr leisten. Daher unsere große Bitte an alle Bürgerinnen und Bürger: Helfen Sie sich in Ihren Nachbarschaften, in den Familien und Freundeskreisen bitte gegenseitig. Wenn Sie eine Pumpe besitzen, stellen Sie diese auch anderen zur Verfügung. In der aktuellen Situation ist Nachbarschaftshilfe gefragt“, appelliert Dezernentin Dr. Elke Bertke an die Grafschafterinnen und Grafschafter. „Bitte rufen Sie nicht die Leitstelle oder die Feuerwehren direkt an. Diese Leitungen müssen für Notfälle freigehalten werden.“

Weiterhin hat der Landkreis auch Kontakt zum Grafschafter Landvolk aufgenommen. Landwirtinnen und Landwirte in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten werden gebeten, ihre Ringdeiche zu prüfen, um mögliche Defekte frühzeitig zu schließen.

Hochwassergebiete meiden und verantwortungsvoll mit Situation umgehen

Mit Blick auf die weiterhin angespannte Hochwasserlage warnt der Landkreis erneut davor, sich in der Nähe von Gewässern und bereits überfluteten Gebieten in der Grafschaft aufzuhalten. Deiche und Wallanlagen sollten nicht betreten oder befahren werden. Ebenso sollten auch kurzfristige Straßensperrungen beachtet und nicht umfahren werden. Landrat Uwe Fietzek betont: „Bitte gehen Sie verantwortungsvoll mit der Hochwassersituation um und bringen Sie sich selbst und andere nicht unnötig in Gefahr. Unsere Einsatzkräfte sorgen nach Kräften dafür, dass wir die Lage unter Kontrolle behalten. Behindern Sie sie nicht bei ihrer Arbeit.“

All jenen, die über Weihnachten im Einsatz sind, spricht Landrat Uwe Fietzek noch einmal seinen Dank und seine Anerkennung aus: „Unter ihnen sind auch viele Eltern, deren Kinder zu Hause auf sie warten. Aber ein Hochwasser orientiert sich nicht am Kalender und macht auch vor Feiertagen keinen Halt. Es gibt ein gutes Gefühl, zu wissen, dass wir uns in Krisenzeiten – in denen wir zunehmend leben – auf die Einsatzkräfte verlassen können.“

Aktuelle Pegeldaten und Wasserstandsvorhersagen veröffentlicht der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auf der Internetseite www.pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de .

Das bedeuten die Meldestufen:

  • Meldestufe 1: Bordvoller Abfluss und stellenweise Beginn der Ausuferung
  • Meldestufe 2: Ausuferungen hauptsächlich in land- und forstwirtschaftlichen Flächen
  • Meldestufe 3: Überschwemmung größerer Flächen und Überschwemmung einzelner Grundstücke, Straßen und Keller möglich

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim