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Aktionen gegen Gewalt an Frauen – Gleichstellungsbeauftragte fordert: „Das Schweigen brechen!“

Nordhorn. Am 25. November 2020 ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Als Alternative zu den abgesagten öffentlichen Veranstaltungen hat Nordhorns Gleichstellungsbeauftragte Anja Milewski vor der Ratssitzung am Donnerstag mehrere Aktionen gestartet. Mit Schildern, Bannern und Fotos im Internet fordern sie sowie Mitglieder des Rates, der Verwaltung und der Feuerwehr Nordhorn, das Schweigen zu brechen.

Der alljährliche Gedenktag kann dieses Jahr nicht wie sonst mit öffentlichen Fahnenaktionen, einem begleitenden Veranstaltungsprogramm sowie persönlichem Austausch begangen werden. Doch aus Milewskis Sicht ist das Thema gerade während der Corona-Pandemie heute so brisant und aktuell wie nie, weil die Menschen dazu angehalten sind, mehr zu Hause zu bleiben: „Leider ist bis heute das eigene Zuhause der unsicherste Ort für Frauen, weil Gewalt vor allem in der eigenen Familie stattfindet“, so Milewski.

Die jüngst von Bundesfrauenministerin Franziska Giffey veröffentlichten Zahlen aus der Kriminalstatistik belegen die Dramatik der Situation: „Während die Kriminalität in Deutschland allgemein zurückgeht, sind die Zahlen von Mord und Totschlag, Sexualdelikten, Körperverletzungen oder Stalking in (Ex-)Paarbeziehungen im Jahr 2019 auf hohem Niveau geblieben und sogar leicht angestiegen“, weiß Milewski. „Zu 81 Prozent betreffen diese Taten Frauen, die Hälfte der Opfer lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter in einem Haushalt“. Jeden dritten Tag werde in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet. „Die Statistik zeigt aber nur die polizeilich erfassten Fälle, die Dunkelziffer der Gewalttaten ist leider noch viel höher“, so Milewski.

Daher gibt es die bundesweite Aktion „Schweigen brechen“. Frauen sollen ermutigt werden, Gewalt nicht mehr schweigend hinzunehmen. Ein wichtiges Angebot dafür ist das kostenlose „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ für ganz Deutschland. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene aller Nationalitäten unterstützt, und zwar 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.

Um auf das Angebot aufmerksam zu machen, lud Milewski alle Teilnehmer*innen der Ratssitzung am Donnerstag vorab zu einem Fotoshooting ein. Mit dem Aktionsplakat in der Hand ließen sich unter anderem Bürgermeister Thomas Berling, Ratsvorsitzender Ewald Mülstegen und Mitglieder aller Ratsparteien ablichten. Auch mehrere Mitglieder der Nordhorner Feuerwehr, die wegen der Ernennung des neuen Stadtbrandmeisters zu der Sitzung geladen waren, nahmen spontan an der Aktion teil. Entstanden ist eine bunte Fotocollage, mit der die Stadt sich nun online an einer bundesweiten Kampagne unter dem Hashtag #schweigenbrechen beteiligt.

Eine weitere Aktion fand direkt im zum Sitzungssaal umgestalteten Saal 1 der Alten Weberei statt: Jeden dritten Stuhl der Mandatsträger*innen hatte Milewski markiert mit der Aufschrift: „Jede dritte Frau ist von Gewalt betroffen!“ Dadurch sollten die Entscheider*innen aus Politik und Verwaltung auf das Ausmaß der Gewalt aufmerksam gemacht werden.

Beide Aktionen wurden sehr positiv aufgenommen. „Ich finde es richtig klasse, dass unsere Politik fast geschlossen mitmacht und damit ein wichtiges Statement gegen Gewalt an Frauen und gegen das Schweigen setzt“, freute sich Milewski im Nachgang der Sitzung. „Gleichstellungs- und Frauenthemen fallen bei Rat und Verwaltung in Nordhorn heutzutage zum Glück fast immer auf fruchtbaren Boden und so verfolgen wir gemeinsam das Ziel, die Situation von Frauen in Nordhorn nachhaltig zu verbessern.“

Mehr zur Aktion „Schweigen brechen!“ und zum Hilfetelefon gibt es im Internet unter www.hilfetelefon.de

Text und Fotos: Stadt Nordhorn