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Schüttorfer Ehepaar findet berufliches Glück in der Kindertagespflege

Da sind diese Momente, in denen das Herz vor Freude hüpft: Wenn die Kleinen mit einem Strahlen morgens bei ihr ankommen, wenn sie stolz ihre ersten Schritte machen oder wenn sie sich beim Fund einer Schnecke auf dem Waldausflug vor Begeisterung fast überschlagen. „In diesen Augenblicken macht mir mein Beruf besonders viel Spaß“, sagt Michele Schreiber. Die 30-Jährige arbeitet in der Großtagespflegestelle „Die kleinen Springmäuse“ in Schüttorf, die sie zusammen mit ihrer Kollegin Natascha Randow gegründet hat. Zusammen betreuen die beiden eine kleine Gruppe von Kindern zwischen einem und drei Jahren. Als Tagesmutter auf selbstständiger Basis die „Minis“ in ihrer Entwicklung zu begleiten – das ist für die beiden ein echter Traumjob.

Mit ihrer Liebe zum Beruf hat Michele Schreiber inzwischen sogar ihren Ehemann Christian angesteckt. Der gelernte Kfz-Mechaniker beschloss im vergangenen Jahr, seine bisherige Tätigkeit als Soldat aufzugeben, um ebenfalls in der Kindertagespflege zu arbeiten. Den Wunsch hegte er schon länger. „Meine ganze Familie ist im pädagogischen Bereich unterwegs“, berichtet der 39-Jährige. „Ich habe mich aber lange nicht getraut, umzusatteln – als Mann und schon Mitte 30.“ Doch seine Frau Michele ermutigte ihn, die Qualifizierung zum Tagesvater anzugehen. „Er hat ja auch schon die Elternzeit für unsere beiden Töchter übernommen und ist darin richtig aufgegangen.“

Die eigenen Kinder waren es dann auch, die den Ausschlag für den Berufswechsel gegeben haben. „Ich war früher wenig zu Hause, habe meine Familie selten gesehen – das wollte ich nicht mehr“, erklärt Christian Schreiber. In seiner selbstständigen Tätigkeit als Tagesvater kann er seinen Arbeitsalltag nun weitgehend selbst gestalten. Während seine Frau in der Sonderform der Großtagespflege – also im Verbund mit einer anderen Tagesmutter – arbeitet, betreut er seine fünf Schützlinge bei sich zu Hause. Dass er als Mann noch immer eher eine Ausnahme in diesem Job darstellt, nimmt er gelassen. „Natürlich gab es auch ein paar kritische Töne, aber die meisten Reaktionen aus meinem Umfeld waren positiv.“ Vor allem alleinerziehende Mütter wüssten eine männliche Bezugsperson zu schätzen. Generell erfahre er viel Wertschätzung von den Eltern. „Das ist für mich das Schönste an dem Beruf – die Dankbarkeit der Familien, dass man da ist.“

Tatsächlich ist die Kindertagespflege für viele Eltern eine attraktive Alternative oder Ergänzung zu Krippe und Kindergarten. „Die Jungen und Mädchen werden in einem familiennahen Rahmen betreut und haben eine gleichbleibende Bezugsperson, was besonders für die Allerkleinsten wichtig ist“, erläutert Gunda Gülker-Alsmeier, die als Kreisrätin und Dezernentin beim Landkreis Grafschaft Bentheim unter anderem für den Bereich Familie zuständig ist. „Auch die Flexibilität macht diese Betreuungsform für viele interessant – anders als in der Krippe können die Zeiten mit der Tagesmutter oder dem Tagesvater individuell abgesprochen werden.“ So sei es zum Beispiel möglich, nur einzelne Wochentage zu buchen.

In der Grafschaft Bentheim ist die Nachfrage nach Plätzen in der Kindertagespflege in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Aktuell werden im Landkreis 678 Kinder von 171 Tagesmüttern und -vätern betreut. Es dürften jedoch noch mehr sein: „Derzeit können in allen sieben Kommunen der Grafschaft nicht alle Wünsche nach einem Platz erfüllt werden“, berichtet Gunda Gülker-Alsmeier. „Viele Kindertagespflegepersonen haben Wartelisten.“ Die Kreisrätin würde sich daher freuen, wenn sich noch mehr Frauen und Männer entschließen würden, als Tagesmutter oder Tagesvater auf selbstständiger Basis zu arbeiten.

Um in dem Beruf tätig zu werden, müssen interessierte Frauen und Männer jedoch ein paar Voraussetzungen erfüllen. „Sie brauchen für die selbstständige Ausübung der Kindertagespflege eine Pflegeerlaubnis“, erklärt Maria Feith-Pletz, Bereichsleitung der Familien Service Büros beim Landkreis Grafschaft Bentheim. „Dafür müssen sie nachweisen, dass sie persönlich und fachlich geeignet sind und über sichere, kindgerechte Räume zur Betreuung verfügen.“ Wer nicht schon eine passende Ausbildung hat – etwa zum Erzieher oder zur Sozialassistentin – muss einen bundesweit anerkannten Qualifizierungskurs belegen, der in der Grafschaft Bentheim von der Volkshochschule Nordhorn und der Familienbildungsstätte Nordhorn angeboten wird.

Zusätzlich beurteilt die Fachberatung der Familien Service Büros die Eignung: „In Gesprächen mache ich mir ein Bild von der Person und versuche herauszufinden, welche Motivation hinter dem Wunsch, in der Kindertagespflege zu arbeiten, steckt“, berichtet Ellen Tessin aus dem Schüttorfer Büro. Wichtig sei ihr vor allem, dass jemand Erfahrung und Freude im Umgang mit Kindern habe und sich ihnen liebevoll zuwende. Aber auch die Bereitschaft, sich aktiv mit Fachfragen auseinanderzusetzen und mit dem Familien Service Büro zusammenzuarbeiten, spiele eine Rolle. Die räumlichen Gegebenheiten würden zudem bei Hausbesuchen überprüft. Ärztliche Atteste und polizeiliche Führungszeugnisse komplettierten das Bild.

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit bekommen die künftigen Tagesmütter und Tagesväter Unterstützung durch das Familien Service Büro. Auch an den Kosten für die Qualifizierung und für Fortbildungen sowie an den Sozialversicherungsabgaben beteiligt sich der Landkreis. Das Gehalt der Tagespflegepersonen – sie erhalten pro Kind und Stunde 5,80 Euro, zu einem Teil steuerfrei – wird durch Beiträge der Eltern, durch das Land und den Landkreis gezahlt. In der Grafschaft betragen die laufenden Geldleistungen an Kindertagespflegepersonen aktuell rund 4,5 Millionen Euro, von denen der Landkreis 2,55 Millionen Euro übernimmt.

Für Christian Schreiber war die Entscheidung, als Tagesvater zu arbeiten, goldrichtig. „Ich habe sie noch kein Mal bereut.“ Klar, dass er sich häufig mit seiner Frau über berufliche Fragen austauscht. Als die Erfahrenere in dem Job hat Michele Schreiber viele gute Tipps parat. Aber auch sie profitiert von den Ideen ihres Mannes: „Da er ja noch recht neu dabei ist, hat er einen frischen Blick auf die Dinge.“ Gemeinsam ist beiden die Freude über die besonderen Momente im Alltag mit „ihren“ Kindern: eben die Augenblicke, die das Tageseltern-Herz ein klein wenig höherschlagen lassen.

Wer Interesse hat, in der Kindertagespflege zu arbeiten, kann sich an die Familien Service Büros wenden. Eine Übersicht der Ansprechpartnerinnen ist auf der Webseite des Landkreises zu finden:

https://www.grafschaft-bentheim.de/grafschaft/gesundheit-familie-soziales/familien-service-bueros.php

Foto: Michele und Christian Schreiber sowie Natascha Randow (r.) sind glücklich mit ihrem Job in der Kindertagespflege.

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim