Musik

VAN DYKE Videopremiere „Unbroken“

Dance-Pop vom Bipolarkreis. Wenn Til Schweiger in seinem neuen Film nicht weniger als „Die Rettung der uns bekannten Welt“ anstrebt, muss die dabei zu hörende Musik mehr sein als nur nette Bilderbegleitung. Und weil Schweiger bekanntlich bei seinen eigenen Produktionen am liebsten alles selbst in die Hand nimmt, bewies er auch bei der Songauswahl ein gutes Händchen – in gleich zwei dramaturgisch hochverdichteten Sequenzen um den bipolar gestörten Paul und seinen Vater Hardy (Schweiger) ist das neueste Werk eines der beständigsten Melodie-Poeten des Landes zu hören.

Komponist, Texter, Produzent und Schönstimme Michel van Dyke liefert mit diesem Stück denn auch weit mehr als nur einen Musikbeitrag, der die zwischen manischem Überschwang und tiefster Depression oszillierende Grundstimmung der Filmhandlung perfekt zum Klingen bringt. Auch ohne die Kinobilder im Kopf entfesselt der scheinbare Widerspruch von Euphorie und Melancholie in „Unbroken“ eine in dieser Intensität selten gehörte musikalische Reibungshitze. Sogar die Entstehungsgeschichte von Michel van Dykes neuem Projekt Van Dyke spiegelt diese Zweiköpfigkeit wider: der Künstler und sein 26jähriger Sohn Vincent ergänzen sich als kongeniales Familien-Duo großartig. Links der junge Co-Produzent – gleichermaßen für den coolen wie packenden Beat von „Unbroken“ verantwortliche Vincent van de Klugt. Und rechts der seit 1991 als Melodien-Finder in eigener Sache ebenso erfolgreich wie als unbeugbarer Ohrwurmjäger mit Ewigkeits-Hits für Kollegen („Du trägst keine Liebe in Dir“ 1999), der seinen Glauben an die innere Schönheit guter Musik nie verraten hat. Aus diesem Familien-Zweigestirn stammt nun also ein weiteres wunderbares Beispiel, dass tanzbarer zeitgemäßer elektronischer Pop trotz seiner treibenden Rock-Attitüde auch emotionale Tiefen ausloten kann – als wäre es ein fragiles Chanson.

Die gute Seite des Bipolaren gewissermaßen, „Unbroken“ und doch so zerbrechlich. Und natürlich viel mehr als nur ein Song in einem Schweiger-Film (er schwang zusätzlich auch das Zepter beim Videoclip zu „Unbroken“): Eine supermoderne Dance Pop-Single mit subtilem Augenzwinkern in Richtung der 1980er. Aber viel zu intelligent, um dabei in die Retro-Falle zu tappen. Ein perfekter Soundtrack für jeden Wochentag. Nicht nur für The Weeknd.

Foto: Addon Music