Musik

Xavi – Türsteher

Die letzten drei Jahre war es ganz schön ruhig um Xavi. Fast schon zu ruhig für einen Künstler, der mit Hits wie „Brot & Wasser“ oder „Analoge Liebe“ eingängige Songs von wahnsinniger Kraft und Aufrichtigkeit veröffentlicht hat. Aber manchmal muss man einen Schritt zurücktreten. Um das große Ganze sehen zu können. Um zu verstehen, wer man ist und was man eigentlich will – von sich selbst, vom Leben und von der Kunst. Xavi wagt einen Blick in die Tiefe dieser Fragen. Mit einem neuen Album. Es trägt den Titel „Türsteher“ und mit dem ist er ganz bei sich, näher denn je. Zeit für ein neues Kapitel.

„Ende 2020 war bei mir einfach die Luft raus“, erinnert sich Xavi. „Musik hat mir nicht mehr so viel Spaß gemacht. Ich bin mit meinen ersten Veröffentlichungen kopfüber in die Musikindustrie gesprungen und auch eine Weile mitgeschwommen, weil es total aufregend war. Aber ich habe gemerkt, dass ich einen anderen Ansatz brauche und habe daraufhin einen Cut gemacht.“

Xavi nimmt sich eine Auszeit von der Musik. Stattdessen geht es in den Süden, zurück in die Heimat. Das Ziel: Distanz zu allem und Nähe zu sich selbst. Nach und nach kommen da wieder Ideen und Xavi beginnt zu schreiben. Keine Songs, sondern Gedichte. Erstmal nur für sich und seine Familie. Aus den Gedichten werden erst Textzeilen und schließlich Songskizzen, die genau diese ehrliche Herangehensweise beibehalten und ebenso direkt und ungefiltert ihren Weg in die Socials finden.

Kunst ohne Kalkül, die ankommt. Denn die kurzen Clips kommen an und sorgen innerhalb kürzester Zeit für ein enormes Following und jede Menge Liebe. Die ersten kleinen Konzerte, die Xavi nach der Funkstille über die Socials ankündigt, sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Beweis, dass Xavi abseits der ausgetretenen Pfade von Radio und Streaming-Diensten einen modernen Ansatz gefunden hat, sein Publikum zu erreichen und gehört zu werden.

„Ich wollte einfach wissen: Was halten die Leute von den Ideen? Wer bin ich als Künstler? Und das Feedback war unglaublich. Viele der Videos sind viral gegangen“, erinnert sich Xavi. „Dass ich das alles aus eigener Hand gemacht habe und es so gut ankommt, hat mich total erfüllt und motiviert – und es hat mir auch gezeigt, was der richtige Weg für mich ist.“

Nämlich nicht in großen Studios und mit den besten Songwritern des Landes, sondern alleine und auf langen Spaziergängen. Ganz bei sich. So, wie früher. Mit neuer Motivation entstehen aus den Snippets und Demos nach und nach ganze Songs und schließlich mit den Songwriter:innen Tom Hengelbrock und Lara Strauß sowie den Produzenten Hitimpulse und Michael Geldreich ein ganzes Album. Eines, das immer noch den intimen und nahbaren Spirit der kurzen Clips aus den letzten drei Jahren atmet.

Das beste Beispiel hierfür dürfte das Titelstück „Türsteher“ sein. Ein Song, mit dem Xavi zu behutsamen Klavierklängen auf die letzten Jahre zurückblickt. Aus dem kleinen Dorf in die große Stadt. Was soll da schon schiefgehen? Im Kopf große Träume, aber mit der Zeit auch immer mehr Gedanken und Ängste. Und nach und nach ist da statt Liebe und Leidenschaft für die Musik nur noch jede Menge Müdigkeit und das Gefühl, nicht mal mehr sich selbst zu reichen. 


„No Future“ erzählt zu melancholischen Akustikgitarren von einer Liebe, der die Zeit davonrennt. Also am besten einfach nur nebeneinander liegen und nicht sagen, was man denkt, sondern zeigen, was man fühlt. Keine Wörter mehr riskieren, um den Moment nicht zu verlieren. Nicht darüber nachdenken, sondern einfach nur schweigen und genießen. Wenigstens noch heute.


Ein Gefühl, das auch in „Heimweh/Fernweh“ mitschwingt: Zwei Menschen, deren Herzen füreinander schlagen. Mit einer Leidenschaft, die kein Drehbuchschreiber aus Hollywood besser auf die Leinwand bringen könnte. Aber was, wenn einer sich nach hier und der andere nach dort sehnt und man doch weiter fleißig Pläne schmiedet? Entstanden ist der Song aus einem der vielen Videos, die Xavi in den letzten Jahren in den Socials hochgeladen hat.

Mit „Dummes Herz“ hört Xavi ganz tief in sich selbst hinein. Dorthin, wo sein Herz schlägt. Dieses dumme Ding, das einen manchmal so sehr um den Verstand bringt, weil es die eigentlich so klaren Zeichen einfach nicht erkennt – und egal, wie oft es noch bricht, gehört es doch für immer diesem einen Menschen. „Der Song ist entstanden, weil ich nach einem Streit mit meiner Freundin bei ihr angerufen habe und von ihr hören wollte, dass sie mich vermisst – so, wie ich sie“, erinnert sich Xavi. „Aber sie hat die Gefühle nicht erwidert, während ich gar nicht anders konnte, als noch so für sie zu fühlen. Obwohl eigentlich alles dagegengesprochen hat“.

„Fensterbrett“ gewährt einen Einblick in den Beginn einer Beziehung. Den Moment, in dem die Luft knistert, einem das Herz bis zum Hals schlägt und man gar nicht mehr anders kann, als sich zu verlieben. Jetzt und hier, bei einer Flasche Wein, mitten in der Nacht an diesem Fenster, durch das man auf ganz West-Berlin schauen kann. „Der Song erzählt von einer Zeit mitten im ersten Corona-Lockdown“, sagt Xavi. „Das war eine sehr spannende und surreale Zeit. Meine Freundin und ich haben uns gerade kennengelernt und in dieser Blase gelebt, immer die Frage im Kopf, was passiert, wenn das echte Leben wieder losgeht.


Und dann ist da noch „Traurige Lieder“ – ein berührendes Stück Musik, dass davon erzählt, wie aus melancholischer Musik manchmal eine ganz besondere Verbundenheit entstehen kann. „Wenn wieder der Verstand nicht reicht, höre ich traurige Lieder um glücklich zu sein“, singt Xavi von einem vermeintlichen Widerspruch. „Ich mag melancholische Songs. Viele verstehen das falsch und denken, dass ich immer traurig bin. Aber das hat damit gar nichts zu tun. Durch diese Art von Liedern kann auch eine Verbundenheit entstehen, dank der man sich auch in der Trauer nicht allein fühlt – und das ist etwas ungemein Wertvolles.“

Berührende Songs wie diesen hat Xavi schon immer geschrieben – und doch zeigt der Künstler sich mit „Türsteher“ nochmal von einer ganz neuen Seite. Ehrlicher und echter, direkter und nahbarer – verletzlicher, aber auch glücklicher denn je. „Ich glaube, es ist total spannend für die Fans, dass sie manche der fertigen Songs schon in einer früheren Version gehört haben und sie so an diesem work in progress teilhaben können. Ich freue mich auf dieses neue Kapitel und die kommende Zeit.“


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Text und Foto via Superlifepromo