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“Den Toten einen Namen geben“ – Neue Informationstafeln auf der Begräbnisstätte Esterwegen enthüllt

In der vergangenen Woche stellten die befreundeten Rotary Clubs aus Brake-Unterweser und Groningen gemeinsam mit dem Team der Gedenkstätte Esterwegen neue Informationstafeln auf der Begräbnisstätte Esterwegen/Bockhorst auf. Somit fand ein Projekt seinen Abschluss, das vor mehr als 10 Jahren mit der Idee begann, „den Toten auf der Begräbnisstätte einen Namen (zurück) zu geben“.

Im Regelfall wurden die Toten der frühen Konzentrationslager (KL) Börgermoor, Esterwegen und Neusustrum sowie aller Strafgefangenenlager im Emsland bis 1945 auf der ursprünglich als „Lagerfriedhof Börgermoor“ bezeichneten Gräberanlage in Einzelgräbern beerdigt – der heutigen Begräbnisstätte Esterwegen/Bockhorst. Seit Kriegsende gilt die Gräberliste jedoch als verschollen, so dass die Gräber namenlos sind und die exakte Zahl der tatsächlich hier Bestatteten nicht mehr zu ermitteln ist. Ein Lageplan aus dem Jahre 1969 weist 1.343 Einzelgräber nach. Lediglich 813 Grabnummern lassen sich derzeit noch gesichert Namen von Toten zuordnen – unter ihnen 18 Männer jüdischen Glaubens, die (mit einer Ausnahme) 1941/42 im Strafgefangenenlager V Neusustrum umgekommen sind, sowie mindestens zehn sowjetische Kriegsgefangene, die in Arbeitskommandos gestorben sind.

In einer ersten Projektphase arbeiteten die Rotarier aus den Niederlanden und Deutschland vorrangig im Kreisarchiv Emsland in Meppen und sahen die standesamtlichen Sterbefallanzeigen aus den Ortschaften in der Umgebung der damaligen Lager durch. Die Ergebnisse dieses “Hands on”-Projekts übergaben die Ehrenamtler in der Folge an das Team der Gedenkstätte Esterwegen, das ergänzende biografische Recherchen durchführte und in einer Datenbank zusammentrug. Mit großzügiger Förderung durch die Rotary Clubs konnte 2018 ein Online-Gedenkbuch auf der Gedenkstätten-Website (gedenkstaette-esterwegen.de/geschichte/gedenkbuch) publiziert werden, das auf große Resonanz sowohl bei Angehörigen der Opfer als auch bei Forschenden stieß.

In der finalen Projektphase, die nun ihren Abschluss fand, begann die inhaltliche und optische Gestaltung dreier neuer Informationstafeln durch Dr. Andrea Kaltofen, Dr. Sebastian Weitkamp und Martin Koers, in enger Abstimmung mit den Rotariern und weiterer Förderung. Die Aufstellung musste leider aufgrund der Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden. Die neuen Tafeln gehen ausführlich auf die Historie der Emslandlager, die Geschichte des  “Lagerfriedhofs Börgermoor” und die dort bestatteten Toten ein.