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Hoher Bedarf an Hilfe bei Depressionen: Gleich zwei neue Selbsthilfegruppen gründen sich in Bad Bentheim

Jeder fünfte bis sechste Erwachsene ist im Laufe seines Lebens von einer Depression betroffen, in Deutschland erkranken laut Deutscher Depressionshilfe jährlich etwa fünf Millionen Menschen daran: Dass auch in der Grafschaft Bentheim das Bedürfnis nach Hilfe und Unterstützung groß ist, zeigte die Auftaktveranstaltung zur Gründung zweier neuer Selbsthilfegruppen in der Obergrafschaft. Mehr als 100 Interessierte kamen zu der Zusammenkunft am Donnerstag, 21. März, in der Evangelisch-altreformierten Kirche Bad Bentheim und verfolgten dort den Vortrag von Diplom-Psychologin Kathrin Hildebrand zum Thema „Depressionen verstehen und bewältigen“. Die Referentin ist Leitende Therapeutin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Euregio-Klinik in Nordhorn.

In ihrem Vortrag stellte Hildebrand zunächst die Definitionen der Weltgesundheitsorganisation WHO heraus, wonach psychische Gesundheit „ein Zustand des Wohlbefindens“ ist, „in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann“. Psychische Erkrankungen hingegen „stellen Störungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind“.

Die Depression sei dabei eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, gerade in westlichen Ländern, erklärte die Referentin. Zu den Symptomen zählten unter anderem eine Beeinträchtigung der Stimmung, Niedergeschlagenheit, Verlust von Freude, Antriebslosigkeit, Appetit- und Libidoverlust, Konzentrationsschwierigkeiten, innere Unruhe, sozialer Rückzug, Gefühle von Hilflosigkeit und Einsamkeit sowie Lebensüberdruss-Gedanken bis hin zur Suizidalität. Kathrin Hildebrand betonte aber auch, dass nicht jede depressive Phase einer therapeutischen oder medikamentösen Behandlung bedürfe. „Depressive Tage“ seien normal, doch problematisch werde es, wenn die Situation länger andauere und einen starken Leidensdruck mit sich bringe. Auch gebe es nicht „den einen“ Auslöser für Depressionen, vielmehr könnten ganz unterschiedliche Faktoren – von der genetischen Veranlagung bis hin zu konkreten belastenden Ereignissen – zu einer Erkrankung führen.

Kathrin Hildebrand führte verschiedene Bewältigungsstrategien und Behandlungsmöglichkeiten auf, und nannte dabei auch ausdrücklich die Selbsthilfearbeit. Die Anwesenden zeigten großes Interesse an den Ausführungen der Expertin, stellten viele Rückfragen und spendeten kräftigen Applaus.

Zuvor hatten sich bereits Dr. Annegret Hölscher, Leiterin der Selbsthilfekontaktstelle des Landkreises Grafschaft Bentheim, und Melanie Schulte-Appel vom Sozialpsychiatrischen Dienst vorgestellt. Hölscher bedankte sich bei der Referentin für ihren Beitrag und bei Pastor Gerold Klompmaker für die Gastfreundschaft der Kirchengemeinde. Zudem verwies sie darauf, dass das derzeitige Jubiläumsjahr zum 25-jährigen Bestehen der Selbsthilfekontaktstelle ganz im Zeichen der seelischen Gesundheit stehe und noch verschiedene Veranstaltungen dazu folgen werden.

Aufgrund des großen Zuspruchs ist nunmehr auch geplant, gleich zwei Selbsthilfegruppen zum Thema Depression ins Leben zu rufen. Die ersten Treffen dazu finden statt am Dienstag, 16. April, und Mittwoch, 17. April, jeweils um 19 Uhr im Familien Service Büro an der Ochtruper Straße 10 in Bad Bentheim. Anmeldungen werden von Annegret Hölscher telefonisch unter 05921 961867 oder per E-Mail an Annegret.Hoelscher@Grafschaft.de entgegengenommen.  

Text und Foto: Landkreis Grafschaft Bentheim