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Im Gedenken an eine Friedensstifterin – Gedenktafel zu Ehren Schwester Kunigundes – 75. Jahrestag der gewaltfreien Übergabe Harens

Haren (Ems). Am 8. April 1945 hisste Schwester Kunigunde ein weißes Bettlaken aus dem Harener Dom und rettete den Ort somit vor der Zerstörung. Haren (Ems) konnte danach gewaltfrei den kanadischen Truppen übergeben werden. Bereits im vergangenen Jahr jährte sich dieser Tag zum 75. Mal. Nun wurde die Ehrung, die Corona-bedingt im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnte, nachgeholt. Gitta Connemann, MdB, enthüllte eine Gedenktafel, die zukünftig auf dieses geschichtsträchtige Ereignis und auf das Leben und Wirken Schwester Kunigundes hinweisen wird.
„Gerade in unmenschlichen Zeiten ragen Taten der Menschlichkeit und des Mutes besonders hervor. Schwester Kunigunde wusste, dass sie sich in Lebensgefahr begab. Aber sie tat es trotzdem – im Vertrauen auf Gott und im festen Glauben an die Menschlichkeit. Ihre Courage ist auch heute noch vorbildlich“, sagte Connemann anlässlich der Enthüllung.

Ehrengast Gitta Connenmann und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Haren (Ems) (links und rechts neben der Tafel) nahmen die Enthüllung der Gedenktafel vor. Die Projektbeteiligten aus Politik und Arbeitskreis sahen dabei zu. Foto: Stadt Haren (Ems). Foto: Stadt Haren (Ems)
Ehrengast Gitta Connenmann und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Haren (Ems) (links und rechts neben der Tafel) nahmen die Enthüllung der Gedenktafel vor. Die Projektbeteiligten aus Politik und Arbeitskreis sahen dabei zu. Foto: Stadt Haren (Ems)

Seit Mai 2019 besteht der frauenORT Schwester Kunigunde. Er entstand in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Haren (Ems), dem Harener Stadtverband der CDU-Frauen-Union, dem Heimatverein Haren e.V. und dem Arbeitskreis frauenOrt Schwester Kunigunde. „Die Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V., frauenORTE Niedersachsen, lässt das Leben und Wirken bedeutsamer historischer Frauenpersönlichkeiten lebendig werden“, teilte die Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V., Marion Övermöhle-Mühlbach mit, die extra aus Peine angereist war. Die Initiative trägt seit 2008 dazu bei, dass Frauengeschichte und Frauenkultur einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote erhalten und somit mehr in die Öffentlichkeit rücken. „Das setzen wir auch in Haren (Ems) um. Wir haben eine eigene Gästeführerinnen -Tour auf die Beine gestellt, die wichtige Punkte im Leben und Wirken der Schwester Kunigunde zeigt. Außerdem haben wir für sportlich Aktive eine Geo-Caching Tour initiiert, die im Radwander-Paradies Emsland gut angenommen wird. Am Kindergarten St. Elisabeth steht bereits eine Informationstafel über Schwester Kunigunde, da sie den Kindergarten dort leitete. Diese Tafel ist ebenfalls eine Etappe in der Tour. Als Abschluss geht es zum Café am Dom, wo ein leckeres Stückchen Schwester-Kunigunde Torte auf die Teilnehmer wartet“, so Kerstin Wilken, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Haren (Ems). Die Torte konnten alle Gäste der Gedenkveranstaltung Corona-konform probieren: Sie bekamen ein Stück Torte verpackt mit nach Hause. Wer weitere Informationen zu den Touren und zu Schwester Kunigunde erhalten möchte, kann die Webseite der Stadt Haren (Ems) besuchen:
http://www.haren.de/haren_ems_erleben/frauenort_niedersachsen/frauenort_schwester_kunigunde.html

Hintergrundinformation zu Schwester Kunigunde

Schwester Kunigunde ging schon als junge Frau entschlossen ihren Weg. Nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Kindergärtnerin und Hortnerin trat sie in die Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Münster ein. Als Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth genoss sie in Haren hohes Ansehen. Durch ihr Hissen eines weißen Lakens aus dem Harener Dom am 8.4.1945 wurde der Ort gewaltfrei den kanadischen Truppen übergeben. Mutig und durchsetzungsstark begleitete Schwester Kunigunde die Menschen in Haren durch die NS-Zeit, Kriegs- und Nachkriegsjahre.

Lebenslauf Schwester Kunigunde

1914 Geburt in Mesum, Landkreis Steinfurt

1935 Prüfung als staatlich geprüfte Kindergärtnerin und Hortnerin in Münster am
Sozialpädagogischen Seminar des Caritasverbandes

1935 Eintritt in die Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in
Münster

1935-36 Noviziat im St. Katharinenhaus in Winnekendonk

1936-45 Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth in Haren (Ems)

1945-48 Seelsorgehelferin, Krankenpflegerin und Handarbeitslehrerin während der
polnischen Zeit Harens

1948-51 Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth in Haren (Ems)

1951-52 Betreuung von Waisenkindern in Wesel

1952-58 Pfarrhelferin in Kleve, St. Mariä Himmelfahrt

1958-64 Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth in Walsum, Kreis Dinslaken

1964 Aufbruch nach Brasilien

1964-67 Leitung eines Zentrums von deutschsprachigen katholischen Einwohnern in Rio
de Janeiro

1967-68 Pfarrhelferin in São José de Mipibú im Bundesstaat Rio Grande do Norte

1968 Rückkehr nach Deutschland aufgrund von gesundheitlichen Problemen

1968-69 Gruppenleiterin in der Marienburg in Coesfeld

1969-73 Erzieherin am Collegium Augustianum Gaesdonck

1973-85 Pfarramtshelferin und Pastoralassistentin der Pfarrgemeinde St. Barbara,
Meerbeck

1985-96 Ruhestand im St. Anna-Stift in Stadtlohn

1995 Verleihung der Ehrenurkunde der Stadt Haren (Ems)

1996-99 Altenheim St. Loreto, Horstmar – Leer

Text und Foto: Stadt Haren (Ems)